Ein Krankenhaus, das ich - was die Innere Medizin betrifft - nicht empfehlen empfehlen würde: nicht fürs PJ, nicht für den Berufseinstieg und nicht als PatientIn.
Pro:
- Stationärzte und Ärztinnen sind alle relativ jung und grundsätzlich menschlich sehr nett, zugewandt und im Rahmen ihrer Gestaltungsmöglichkeiten bemüht, Dich zu integrieren, wenn man du es aktiv einforderst. Auch eigene Patienten kann man so gelegentlich betreuen.
- Eine (!) sehr engagierte Fachärztin, die gefühlt den ganzen Laden zusammenhält, alle Patienten im Haus kennt und auch für Lehre zwischendurch zu haben ist. Du wirst schnell merken wer gemeint ist und solltest mit ihr so viel Zeit wie möglich verbringen. Kann aber sein, dass sie nicht mehr ganz so präsent ist, wenn sie bald OÄ ist.
- OÄ an sich nett aber unnahbar, gerade im Herzecho und in der Rhythmologie lohnt es sich, mal vorbeizuschauen
- Studientag 1x/Woche frei einteilbar. Wenn man mal später kommt, früher geht, oder zwei Studientage nimmt, fällt das in der Regel nicht auf.
- Aufgrund fehlender SAP-Zugänge für die PJs (kostet ja Geld) schreibt man nur ausnahmweise Arztbriefe.
- Sehr selbstständiges Arbeiten in der ZNA (4 Wochen). Hier sieht man wichtige Krankheitsbilder der Inneren in großer Zahl und kann sich Gedanken von Anfgang bis Ende machen.
Kontra:
- Die Vergangenheit lebt: Das ganze Haus ist dunkelgrau, die Patienten teilen sich Toiletten auf dem Gang (!). ALLES wird auf Papier dokumentiert, mit allen damit einhergehenden Widrigkeiten und Komplikationen . WLAN für irgendwen ist Fehlanzeige. Die Liste kann beliebig verlängert werden.
- Die AssistentInnen haben wenig Rückhalt durch Ihre OÄ, werden gerade soweit ausgebildet, dass sie irgendwie Dienste machen und die Station einigermaßen wegarbeiten können. Im Vergleich zu anderen Häusern merkt man das leider auch. Z. b. rotieren die internistischen AÄ NIE planmäßig in die Funktion, sodass z. B. sonographische Untersuchungen in der ZNA oder auf Station einfach eine absolute Rarität sind, weil es einfach nicht gelernt wurde. Volumenstatus checken/TVT ausschließen/Pleurapunktion? Ohne OÄ nicht möglich. Die Lehre auf Station besteht dementsprechend häufig aus "amboss.com".
- Alles wirkt sehr unstrukturiert. Regelhaft waren auf den Stationen täglich wechselnde Ärzte eingesetzt. Niemand kennt je einen Patienten. Visiten finden wegen Zeitmangel irgendwann zwischendurch kleckerweise oder auch mal gar nicht statt. OA-Visite ist eine Rarität.
- Es wird kein internistischer Unterricht angeboten. 1x konnten wir einen Gastro-OA dazu bringen mit uns 30 minuten über "Leberwerte" zu sprechen. Eine anfänglich angebotene wöchentliche Radiologie-Fortbildung fand letztlich auch nur 4x statt.
- Die einzige wirkliche Aufgabe als PJ sind Aufnahmen von Kurzliegern und Blutabnehmen/Flexülen legen. Gern auch auf allen Stationen. Priorität 1.
- Covid hat natürlich viel Raum im Tertial eingenommen, alle waren zurecht geschlaucht. Aufgefallen ist uns dennoch die teils sehr schlechte Maskendisziplin durch alle Berufsgruppen.
Fazit: Es war nicht alles schlecht und als PJler sollte man sicherlich vorsichtig sein Dinge zu bewerten, die man selbst noch nicht kann oder verantworten muss. Andererseits lernt man ja viele ÄrztInnen und Abteilungen kennen und so fallen einem dann Gewisse Unterschiede doch auf.