Im Innere Tertial an der Uni Frankfurt konnte man sich zu meiner Zeit eine ZNA-Rotation wünschen, die dann 8 Wochen lang dauert und um die es hier geht.
Orga: Es befinden sich eine völlig variable Zahl an PJlern und Famulanten in der ZNA. Davon abhängig ist auch die Arbeitszeit und die Arbeitsaktivität. Als ich da war, war noch ein Mit-PJler da, nach uns dann 4 PJler, die dann mehr oder weniger nichts zu tun hatten. Es war im Großen und Ganzen verlangt, dass über den Tag, also zumindest von 8 bis 20 Uhr ein einigermaßen arbeitender Student da war, das war zumindest mein Gefühl. Somit kommt es also auf die PJler-Gruppe an, wer wann wie viel und wie lange arbeitet, weil Famulanten gefühlt schon einen anderen "Status" hatten.
Location: Puh. Die ZNA ist eine bauliche Katastrophe ohne naheliegendes Tageslicht im Untergeschoss des Hauptgebäudes. Zu wenig Monitore, Arbeitsplätze für Pflege und Ärzte einfach schlecht, zu große und ungut aussehende Zimmer, alles dunkel, dreckig und so weiter und so fort. Ich sage nur: 3. Spange. Also ich habe noch nie (und das schließt das Ausland mit ein, wobei ich hier nicht von USA-Elitekliniken spreche - zugegeben auch nicht von wirklich klassischen Entwicklungsländern, aber trotzdem) so eine schlechte Arbeitsumgebung gesehen. Man sollte das eventuell einfach alles abreißen, aber naja. Ich will nicht übertreiben, aber ich denke schon, dass die Räumlichkeiten zum Stresslevel der Beteiligen - die definitiv eine bessere Umgebung verdient hätten - massiv beiträgt. In meinem (ich war als Externer in FFM) Tertial davor war ich in einer ziemlich brandneuen Notaufnahme und das machte den Unterschied natürlich nicht weniger drastisch.
Team: Je 1 Arzt für Früh, Zwischen (meistens), Spät und Nacht. Assistenten alle erfahren, mindestens 2,5-3 Jahre im Beruf mit abgeschlossener ITS-Rotation. Facharzt anwesend, aber mit viel Bürokrams beschäftigt. ZNA-OA ebenso, bzw. noch mit einigen anderen Aufgaben, Assistenten wechseln alle 6 Monate komplett, OA und der ich sage mal "Haupt"-FA mit dem a.e. fränkischen Akzent unterschiedliche Charaktere aber menschlich zu mir unterm Strich klar top, habe viel von beiden gelernt.
Pflege: Kein so großes Team eigentlich, es gibt einige top-Pfleger, die richtig Ahnung haben, einfach stark unterwegs waren. Aber hier auch die einzigen beiden Personen, mit denen ich richtig aneinander geraten bin und zwar im ganzen Studium. Zum Einen aber wenn man es genau nimmt keine Pflege sondern leider eine Empfangsdame, vor der ich nur warnen kann, was die abgezogen hat, war einfach surreal, ich wusste nicht, wie mir da geschah und kann im Nachhinein nur grinsen. Naja, wie auch immer, die meisten von der Pflege haben auf jeden Fall gut zu tun, machen das Beste draus und sind ordentlich im Stress, mehr im nächsten Punkt.
Atmosphäre: Jedenfalls war hier in der ZNA die mit großem Abstand stressigste Situation vorhanden, die ich im ganzen Studium gesehen hab. Das liegt sicher auch am Baulichen, daran, dass alles besser strukturiert sein könnte und eben an den typischen Krankenhausproblemen, die hier durch eine bisschen zu kleine ZNA mit der ungünstigen aka zentralen Lage der Uniklinik in einer natürlich für ZNAs stressigen Stadt wie FFM ergänzt werden. Dazu müssen sich einige andere Problemchen gesellen. Die Ärzte sind gut am Rödeln und auch dementsprechend dankbar für Hilfe, es gibt immer Druck von oben, wobei der Abfluss auf die Stationen schlecht ist. Gut, dass MNS getragen wurde, damit konnte man die mittelmäßig - schlecht gelaunten Gesichter (ich sage nicht, dass diese ohne Grund entstanden sind!), vor allem der Pflege nicht ganz so offensichtlich sehen. Wichtig ist wohl, als PJler, einfach sein eigenes Ding so gut wie möglich zu machen und sich nicht beeinflussen zu lassen. Nochmal: Ich fand die allermeisten Leute an sich absolut korrekt, aber die Umstände machen es ihnen nicht so einfach. Ich muss aber auch sagen, dass mein Mit-PJler, sowie einige Famulanten, vor allem eine davon Gegenstand aus meiner Sicht unschöner Kommentare vor allem von Pflegeseite geworden sind, die sich nicht gehört haben (was so über mich gesagt wurde, will ich nicht wissen :D). Also als entspannt würde ich die Umgebung nicht wirklich bezeichnen, der Clou als PJler ist aber natürlich, dass einem diese ganzen aufgezählten Probleme ganz weit sonstwo vorbei gehen können, was sich nicht schlecht anfühlt.
Tätigkeit: Manchmal nix zu tun, meistens viele Patienten und Stress (nicht unbedingt für einen selbst), meistens relativ eigenständiges Arbeiten, bzw. so eigenständig, wie man will. Aber da die Assistenten wie gesagt wechseln, kann das zukünfig ganz anders sein. Sehr heterogenes Patientengut, also top (Ok, auch nicht wenig Intox). Wenn man Interesse hat, kann man schon vergleichsweise viel bis sehr viel lernen, auch wenn es seltenst klassisches Teaching gibt.
Fazit: Für 8 Wochen eine sehr wichtige und gute Erfahrung, habe sehr viel in verschiedenen Ebenen gelernt, würde ich sagen. Je nach Anzahl PJler und Einstellung derer kann man aber auch evtl nur sehr wenig Präsenz zeigen und sich somit einen schlanken machen. Wenn es bei Euch auch so ist wie bei mir (Heimatstation und bei Wunsch evtl 8 Wochen ZNA), dann würde ich die ZNA Erfahrung schon fast uneingeschränkt empfehlen (auch weil man sonst wahrscheinlich 16 Wochen auf der gleichen Station landet und das kann einfach brutal sein, wie mir meine Top-Mit-PJler teilweise relativ plastisch geschildert haben). Ich hoffe, ich habe es relativ realistisch portraitiert, mir war es wichtig, nicht jetzt im Nachhinein so zu tun als sei alles immer wunderschön-rosarot gewesen. Viel mitgenommen habe ich auf jeden Fall, das war anderswo zig mal schlechter.