Das PJ bei den Barmherzigen Brüdern läuft wie folgt ab:
- 2 Wochen Notaufnahme
- 1 Woche Funktion
- 6-7 Wochen auf 2 unterschiedlichen Stationen.
Der Tagesablauf sieht ungefähr so aus:
08:00 Arbeitsbeginn
08:00 - 12:30 Blutabnehmen und Nadeln legen
08:30 - 09:00 Visite (man schafft es nicht bei jeder Visite dabei zu sein)
12:30 - 13:00 Mittagessen
13:00 - 13:10 Radiologie Besprechung
13:10 - 15:30/16:00 Ãœbriggebliebene Blutabnahmen machen / Befunde anfordern
Während der Zeit bei den Barmherzigen Brüdern kommt man auf 2 von 3 Stationen (Gastro, Kardio, Geri). Besonders negativ hervorsticht dabei die Gastro (E1/E2). Hier ist die Pflege leider komplett überarbeitet (besteht allerdings auch zu 70% aus Pflegehelfern, die wenig bis kaum Deutsch sprechen), ebenso die Ärzte. Die Assistenzärzte sind hier so überarbeitet, dass sogar schon das Ordnungsamt vorbeigekommen ist.
Dementsprechend kann es gut vorkommen, dass du bei 40 Patienten 54-mal Blutabnehmen/Nadeln legen musst:
- morgens die regulären Blutabnahmen
- dann 11 Blutabnahmen wiederholen, da die Pflege die Röhrchen falsch beklebt hat
- schließlich 7 weitere, da der Zugang angeblich para läuft
- und nachmittags nochmal 10, weil dem Oberarzt bei der Kurvenvisite noch ein abgefahrener Laborwert eingefallen ist, der unbedingt JETZT sofort erhoben werden muss.
Das Motto der Assistenzärzte ist: "Mein PJ war scheiße, also wird deins auch scheiße".
Wir hatten uns diesbezüglich die ersten 3 Wochen fast täglich an unterschiedliche Stellen gewandt (mehrere Oberärzte, Assistenzärzte usw. ) mit der Bitte, dass wir zwar gerne beim Blutabnehmen helfen, aber noch mehr aus dem PJ mitnehmen wollen, etwas über Patientenbetreuung lernen, ein bisschen Teaching, usw.
Leider hat sich nichts geändert. Irgendwann gibt man dann auch auf.
Lehre findet leider fast keine statt. In den 4 Monaten, die ich bei den Barmherzigen Brüdern war, gab es insgesamt 3-mal Studentenunterricht. Eigentlich gibt es einen Plan auf dem regelmäßiger Studentenunterricht vermerkt ist, damit dieser stattfindet, muss man sich aber selber darum kümmern und die Oberärzte daran erinnern. Wenn man den eingeteilten Oberarzt anruft, kann man dann aber schonmal den Oberarzt ins Telefon brüllen hören: "Ich möchte nicht mit den PJlern reden".
Wäsche muss man sich alle 2 Tage neu aus der Wäscherei holen. Für die PJler gab es aber anscheinend kein Geld mehr, deswegen bekommen wir nur die Kleider aus dem Altkleidercontainer mit großen Löchern unter den Armen, ausgefransten Ärmeln und zu großen Hosen. Das fällt natürlich auch den Physiotherapeuten auf, die dann hinter deinem Rücken über dich tuscheln. Direkt darauf angesprochen, bekommt man als PJler zu hören: "Es ist doch eine riesen Frechheit, wie man sich hier traut rumzulaufen. Man repräsentiert doch schließlich die Barmherzigen Brüdern. So geht das aber nicht!"
(Liebe Physiotherapeutin, ich habe mir die Kleider nicht rausgesucht. Die wurden mir heute früh in der Wäsche gegeben)
Empfehlen würd ich die Barmherzigen Brüder leider nicht mehr.