PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital Muensterlingen (9/2021 bis 12/2021)

Station(en)
B 3/4 (Orthopädie), C3/4, C5/6, Notaufnahme
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Pro:
- Die Lage der Klinik am Bodensee, Blick vom OP-Saal über den See
- Nähe zu den Alpen
- anständiges Gehalt im Vergleich zu Deutschland
- ärztliches Personal und Pflege ist überwiegend nett und hilfsbereit, aber oft überarbeitet (s.u.)
- bei den nicht immer stattfindenden Montagsfortbildungen gibt es Croissants und Orangensaft
- Telefon wird für jede(n) PJlerIn gestellt
- keine Blutabnahmen
- eigenes Untersuchungszimmer und PC-Zugang
- singendes Weihnachtshund-Kuscheltier im Untersuchungszimmer

Contra:
- Einarbeitung am ersten Tag sollte durch erfahrenere PJler erfolgen. Bei uns gab es keine älteren PJler, deshalb gab es keine Einarbeitung und wir mussten uns über eine Whatsappgruppe mit Ehemaligen relativ umständlich weiterhelfen, was von uns eigentlich erwartet wird. Leider konnte nicht mal das ärztliche Personal weiterhelfen, was von uns erwartet wird.
- nach 3 Monaten wissen immer noch nicht alle deinen Namen, obwohl man sich gefühlt täglich mehrmals vorstellt, was ich schlicht als Desinteresse empfinde
- quasi nicht vorhandene Betreuung, Lehre sehr selten und unregelmässig
- Feedbackkultur nicht vorhanden, was ich für die Patientensicherheit als hoch kritisch erachte
- stark ausgeprägte Hierarchien, als PJler wird man kaum wahrgenommen, die vermeintlich gute Arbeitsatmosphäre in der Schweiz sucht man vergeblich, stark patriarchalisch geprägte Strukturen
- Mittagessen in der Mensa teuer (9 CHF/8CHF vegetarisch)
- teilweise stark überarbeitetes ärztliches Personal, das keine Zeit hat einem etwas beizubringen
- ohne enorm stark ausgeprägte Eigeninitiative lernt man kaum etwas, im OP wird nur selten erklärt
- chirurgischer Bereitschaftsdienst (je nach Besetzung zwischen 3 und 9x/Monat) ist verpflichtend und wird schlecht bezahlt (3CHF für Bereitschaft, 6CHF, wenn man gerufen wird, es werden nur 11,5h bezahlt, obwohl man effektiv zwischen 16 und 7 Uhr gerufen werden kann)
- kein geplanter Einsatz auf Station, keine Rotation, dadurch auch schlechte Integration ins Team
- Haupttätigkeit ist die Aufnahme der Patienten, die elektiv zur OP kommen, was eher Verwaltungstätigkeit als klinisches Lernen ist
- keine feste OP-Planung, man wird nur im OP geplant, wenn kein/e andere/r AssistentIn Zeit hat
- hoch fragwürdiger Umgang mit Corona, niedrige Impfquote unter dem Personal, keine FFP2-Maskenpflicht (es wurde von der Spital-Hygiene sogar empfohlen keine FFP2-Masken zu tragen, weil das, so wörtlich "den Eindruck vermitteln könnte, dass chirurgische Masken nicht ausreichend schützen und dies mehr Mitarbeitende dazu anregen könnte FFP2-Masken zu tragen")
- kleines Detail am Rande, aber ungemütliche Arbeitsklamotten, Kasacks haben keine Taschen, was für Telefon und Stethoskop echt unpraktisch ist.

Zusammenfassung:
Ich kam für mein Chirurgietertial in die Schweiz nicht nur wegen der besseren Bezahlung, sondern weil es von anderen PJ-Studierenden oft heisst, hier sei die Arbeitsatmosphäre so toll, man wird mehr gewertschätzt, der Personalschlüssel sei besser und die Hierachien seien flacher als in Deutschland. All das trage zu einer besseren Patientenversorgung und zufriedenerem ärztlichen Personal bei. Die gute Patientenversorgung möchte ich nicht in Frage stellen, nach den anderen Punkten musste ich leider vergeblich suchen. Ich hatte Glück, dass wir ein sehr angenehmes PJ-Team (wilde Mischung aus uns deutschen PJlern, schweizer PJlern und Blockstudierenden aus Bern) waren, die sich gegenseitig viel unterstützt und beigebracht haben. Das meiste, was wir am Ende gelernt haben, haben wir uns selbst beigebracht bzw. beibringen müssen. Das PJ heisst nicht umsonst praktisches Jahr, aber die praktische Ausbildung in dieser Abteilung lässt leider mehr als zu Wünschen übrig. Nur sehr wenige Einzelpersonen gaben sich Mühe, dass man auch etwas mitnimmt. Umso trauriger, dass man von PJlerInnen in anderen Abteilungen des Hauses viel Positives hört, was eher den Erwartungen entspricht, wegen denen viele ein Tertial in der Schweiz absolvieren. Aus diesem Grund kann ich leider niemandem empfehlen, hier das Chirurgietertial zu absolvieren, sondern rate explizit davon ab.
Bewerbung
Ein Jahr im Voraus, geht aber vermutlich auch kurzfristiger.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Untersuchungen anmelden
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1250 (+Dienste)
Gebühren in EUR
50 CHF für Äquivalenzbescheinigung und 60€ vom LPA für Anrechnung

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
5
Betreuung
6
Freizeit
4
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.8