Station, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Ich habe im Mai in Schleswig angefangen und mir hat das Tertial insgesamt großen Spaß bereitet. Für mich war von Anfang an klar, dass ich später nicht in die Chirurgie gehen werde. Das war für mich aber kein Grund unmotiviert an das Tertial heranzugehen. Ich hatte mir am Anfang zum Ziel gesetzt nach dem Tertial vernünftig nähen zu können, basale Wundversorgung zu beherrschen und die "Standard-OP's" wie Appendektomien, Cholezystektomien etc. gesehen zu haben. Ich glaube das kann man später in jedem Fach gut gebrauchen. Tatsächlich war hierfür Schleswig perfekt. Kein großes Haus mit vielen Standardeingriffen, eine große chirurgische Normalstation und ein familiäres Team. Man hatte eigentlich nie das Gefühl nicht wahrgenommen oder ausgenutzt zu werden. Wenn man entsprechende Motivation gezeigt hat, wurde man super integriert und durfte sowohl im OP als auch in der Notaufnahme echt viel machen. Ich teile zur Übersicht meine Bewertung im Folgenden nach Fachbereichen auf, in die ich rotiert bin. Insgesamt waren es so jeweils ca. 6 Wochen Ortho/Unfall, Gefäßchirurgie und Viszeralchirurgie. Vorab sei gesagt, dass sich alle 3 Fachbereiche eine Station teilen (B20).
I) Ortho/Unfall: Ich habe in der Ortho angefangen. Hier war der Stationsalltag von allen Fachbereichen der intensivste. Häufig war hier nur ein Arzt für die Station zuständig. Insgesamt hat man das aber meistens doch ganz gut hinbekommen und konnte so auch viel helfen. Wir waren meistens 2 PJler tagsüber, weshalb wir uns eigentlich immer aufgeteilt haben. Einer ist dann in die OP's, die er mitnehmen wollte und der andere hat auf Station geholfen oder ist in die Notaufnahme. Was es in der Ortho als sehr positiv zu bemerken gibt, ist dass der Chef ein wahnsinnig netter und empathischer Mensch ist. Gerade im OP sehr angenehm und bei Fehlern sehr verständnisvoll und positiv bestärkend. Ich hatte in dieser Hinsicht an meiner Heimatuni bisher einige negative Erfahrungen gemacht. Das war hier ganz und gar nicht so. Bei den OP's durfte man bei entsprechender Motivation auch selber kleine Schritte durchführen oder (mit) zunähen. In der Notaufnahme gab es hier natürlich am meisten zum Nähen. Hier wurde einem echt viel zugetraut und man durfte sehr selbstständig arbeiten.
II) Gefäßchirurgie: Der Stationsalltag in der GCH ist meist deutlich entspannter, weil sie einfach weniger Betten haben als die anderen Abteilungen. Ich habe mir hier sehr viel Zeit für die Patienten nehmen können und hatte großen Spaß mich auch in die internistischen Probleme der GCH-Patienten einzuarbeiten. Die OP's fand ich hier fast am spannendsten, sodass ich versucht habe echt viel in den OP zu kommen. Hier gab es ein abwechslungsreiches Programm, alles von TEA's über EVAR's bis zu Amputationen. Besonders zu erwähnen sind hier die Oberärzte, die einen durchweg super mitgenommen und wertgeschätzt haben. Notaufnahme war in der GCH auch sehr spannend, hier kann man z.B. super lernen wie man vernünftig einen TVT-Ausschluss macht. Auch wenn man bspw. Innere machen will super hilfreich.
III) Allgemeinchirurgie/Viszeralchirurgie: Weil die Allgemein-/Viszeralchirurgie meine letzte Station war, konnte ich hier schon am meisten selbstständig machen und durfte auch viel im OP mitmachen. Hier darf man unter der Leitung eines Thoraxchirurgen unter Supervision Ports implantieren, Abszesse spalten, mal einen Blinddarm absetzen und man durfte eigentlich fast immer zunähen. Kammera führen war natürlich bei den Laparoskopien auch dabei. Das hat insgesamt sehr viel Spaß gemacht und meine Motivation total gefördert. Einziges Manko: Ein OA drückt einem hier gerne das Telefon für die Notaufnahme auf. Man soll dann erst die Pat. sichten und einen OA dazu holen. Das ist, wenn tatsächlich was ernstes kommt, nicht so cool. Ich habe da zwar auch sehr selbstständig arbeiten können und viel gelernt. Man ist aber einfach noch kein ganzer Arzt und eigentlich geht so etwas nicht.
Zum Abschluss noch ein paar allgemeine Bemerkungen: Blutentnahmen und Viggos belaufen sich bei vielen PJ'lern auf eine übersichtliche Anzahl pro Tag. Grundsätzlich sollte man Schleswig im Sommer besuchen. Im Winter stelle ich mir das ganze etwas trist vor. Freizeitmöglichkeiten gibt es hier im Sommer einfach eine Menge, siehe vorherige Berichte. Die Verpflegung in der Kantine ist meiner Meinung nach überdurchschnittlich für ein Krankenhaus. Die Lunchpakete, die man sich für abends zusammenstellen kann sind in Ordnung. Die Behausung innerhalb des Wohnheimes ist natürlich nicht schön. Problematisch war vor allem, dass die Etage auf der wir PJ'ler waren super dreckig war als wir einzogen. Das alles in Eigenarbeit beim Einzug erstmal auf den Kopf zu stellen hat genervt. Angeblich wurde das Wohnheim nun aber an einen privaten Betreiber verkauft und soll irgendwann renoviert werden. Was aber schön war, war dass wir PJ'ler in unserem Tertial einen tollen Zusammenhalt hatten, weil wir alle auf einer Etage gewohnt haben. Wir haben in jedem Fall das beste draus gemacht.
Alles in allem kann ich das Tertial in Schleswig aber uneingeschränkt weiterempfehlen - egal ob man später Chirurgie machen möchte oder nicht!