Wer gerne richtig in die Chirurgie eintauchen möchte, ist in der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Spital Grabs gut aufgehoben! Mit etwas Eigeninitiative und Motivation darf man tatsächlich sehr viel machen. Ich habe unfassbar viel gelernt und habe die Zeit im nachhinein sehr zu schätzen gelernt. Nun aber etwas detaillierter:
Alltag im Spital und Aufgabenbereiche:
Das Spital Grabs ist neben St. Gallen das größte im Kanton, bietet also eine breite Palette allgemein- und viszeralchirurgischer Krankheitsbilder. Von der Abzessspaltung bis zur komplexen Darmchirurgie war alles dabei. Durch Belegärzte aus MKG, Urologie und HNO und den hausinternen Orthopäden (die übrigens wirklich super cool sind!) bekommt man als UHU außerdem Einblicke in andere operative Fächer. Für mich war dies wirklich eine tolle Möglichkeit auch nochmal über den Tellerrand zu schauen. Man wird tags zuvor vom stellvertretenden Chefarzt für die OPs eingeteilt. Meistens zum Assistieren (häufig als 1. Assistenz, also nicht nur doof zum Haken halten), aber auch manchmal einfach so, um Zuschauen zu dürfen, wenn es interessante OPs gab. Insgesamt haben sich die Oberärzte sehr bemüht uns etwas zu zeigen und haben uns auch mal hinzugerufen, wenn interessante OPs stattfanden.
Wenn man nicht für OPs geplant ist, kann man sich relativ flexibel in Absprache mit den anderen UHUs auf die anderen Bereiche, sprich Tagesklinik, Sprechstunde, Station und Notfall aufteilen. Tatsächlich habe ich die meiste Zeit auf dem Notfall verbracht. Dort kann man als UHU besonders viel selbstständig machen, z.B. Riss-Quetsch-Wunden versorgen und nähen, aber auch Patienten von der Anamnese bis Therapieentscheidung in Absprache mit den Oberärzten betreuen. Als UHU hat man wochentags 1 Pikettdienst und im Monat in der Regel 1 Wochenend-Pikettdienst: heißt also, dass man bei akut anstehenden Operationen innerhalb von 30 Minuten gewaschen im OP stehen können musste. Häufig wurde man unter der Woche gar nicht angerufen. An einigen Tagen und Wochenenden habe ich aber auch die Nacht mitoperiert. Was zunächst sehr abschreckend klingt, war im Nachhinein doch lohnenswert. In den Diensten ist man mit dem Hauptoperateur allein und wird demzufolge direkt in die Pflicht genommen, z.B. die Kamera zu führen und lernt dementsprechend viel. Meistens wird im Dienst auch viel erklärt und man darf auch in Ruhe mal fertignähen. Da die Pikettdienste auch die Orthos abdecken, packt man auch dort richtig an! Wer also tatsächlich Interesse am chirurgischen Arbeiten ist, ist hier an der richtigen Adresse! Für de Pikettdienst am Wochenende bekommt man zwei Kompensationstage, die man sich Donnerstags vor und Montags nach dem Dienst nimmt. Ausnahmen sind möglich, müssen aber mit der betreuenden Ärztin abgesprochen werden. Das war allerdings nie ein Problem. Wochentags war es nach dem Dienst manchmal schon anstrengend morgens wieder anzutreten. Wenn die OP in der Nacht dann doch länger lief, wurden wir aber auch mal nach Hause geschickt. Insgesamt sind die Arbeitszeiten in der Schweiz zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Regelhaft sind es nämlich 50h die Woche, wobei es dann doch auch etwas entspannter zugeht als man es zumindest bei uns kennt. Nach dem Morgenrapport wird zunächst noch gemeinsam Kaffee getrunken, es wird meistens auch ausgiebig Mittagspause gemacht. Die Tage sind zwar lang, aber meistens auch deutlich weniger vollgepackt.
Die Stimmung unter den Assistenzärzten war in der Regel gut. Ich habe mich mit den meisten prima verstanden, allerdings gab es teamintern auch hin und wieder mal Reibereien. Es kam leider ab und an auch zu Schimpftiraden vor versammelter Mannschaft, der Chef und die leitenden Oberärzte sind schon auch streng. Dies hat uns UHUs jedoch nie betroffen.
Der Umgang mit uns UHUs war in der Regel wertschätzend. Die Schweizer UHUs wurden zwar durch Sondervereinbarungen mit der Heimatuni etwas anders behandelt als wir "ausländischen" UHUs (z.B. durften sie keine Pikettdienste machen), aber die meisten Ärzte haben sich sichtlich bemüht uns gleich zu behandeln. Es fand einmal in der Woche eine Fortbildung und zum Schluss des Tertials ein Abschlussgespräch. Mir hat besonders gut gefallen, dass auf Kritik auch konstruktiv eingegangen wurde.
Freizeit:
Grabs liegt wunderschön eingebettet mit vielen Ausflugsmöglichkeiten in der Nähe. Mit dem Auto ist man in weniger als einer halben Stunden an etlichen Ausgangspunkten für tolle Wanderungen. Man kann aber auch quasi direkt hinterm Spital seine Tour starten und ist auch mit dem Bus gut angebunden. Die nächste Haltestelle befindet sich direkt vorm Spital. Wer gerne wandern oder mountainbiken geht, kommt also hier auf seine Kosten! Ansonsten läuft hier nicht viel. Wer gerne Stadt und Trubel um sich hat, ist hier definitiv falsch. Groß feiern gehen, kann man hier auch nicht.
Unterkunft:
Es gibt zwei Personalhäuser: Haus D/E befindet sich direkt an den Sprechstundenbüros mit relativ kleinen Zimmern und das Haus Zindel, ein uriges, altes Bauernhaus mit 3 Bädern, 2 großen Küchen, einer Terrasse und großen Zimmern. Wer kann, sollte Haus Zindel direkt als Wunsch angeben. Hier haben wir zusammen eine tolle Zeit verbracht!
Bewerbung
Ca. ein halbes Jahr vorher bei Christina Baumgartner. Am besten Anrufen! Ich habe noch relativ spontan eine Zusage bekommen. Wer lieber auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich bereits 1,5 -2 Jahre im Voraus bewerben.