Vorab: zwischen den einzelnen Fachabteilung gibt es deutliche Unterschiede, die man nicht einheitlich bewerten kann, weshalb das Tertial insgesamt leider eher enttäuschend ausgefallen ist, obwohl ich chirurgisch interessiert bin/war.
1. Orthopädie/Unfallchirurgie (Note 5):
Wir waren zu Beginn 6! PJler auf einer Station, sodass immer 1-2 pro Tag freimachen konnten. Hier fühlte man sich leider wie eine unbezahlte Blutentnahmekraft. Wenn die gemacht waren, saßen wir ohne Aufgaben stundenlang rum, da meist nur eine Person im OP gebraucht wurde und die Station zurzeit so unterbesetzt ist, dass oft bis nachmittags kein Arzt da war. Die "Visite" morgens (v.A. auf der 10B) wurde in wenigen Minuten abgefrühstückt, da noch etliche Außenlieger auf anderen Stationen lagen. Als Student hatte man dann die Aufgabe die Visite zu dokumentieren.. wie viel Sinn das hatte, bleibt fraglich.
Bis auf wenige Ausnahmen, hieß es klassischerweise im OP nur Klappe zu und Haken halten. Nach mehreren chirurgischen Famulaturen und Arbeit als Hakenhalter waren die 4 Wochen echt frustrierend. Die meisten kannten nicht Mal unsere Namen, die Stimmung im Team war so lala. Man konnte prinzipiell kommen und gehen wann man wollte, aber wehe die BEs waren nicht gemacht. Dann gab's auch schon Mal ne Standpauke...
Einer durfte in die ZNA (wenn dort nicht jemand von den Privatunis eingeteilt war, was leider meistens der Fall war). Dort gab es immerhin Mal die Möglichkeit Patienten aufzunehmen und ein bisschen zu nähen.
Ich war am Ende froh als ich hier weg war.
2. Gefäßchirurgie (Note 3):
Insgesamt wesentlich netteres Klima, da sehr kleines Team. Ich war hier 4 Wochen alleine (soviel zum Thema PJ-Organisation).
Operiert wird nur Mo, Di und Do. Die erste Woche waren kaum Assistenten da, sodass ich immer erste Assistenz auch bei größeren Eingriffen sein durfte (Amputationen, Bypässe, Venenstripping). Einmal durfte ich sogar selber einen Zeh amputieren. Nähen durfte man auch meistens. Im OP gibt es leider zwei sehr unangenehme OTAs die zum Teil über ihre Kollegen oder Praktikanten lästerten. Wenn die Assistenten da waren, wurde man im OP eher nicht gebraucht, aber konnte trotzdem hin wenn man wollte.
Auf Station hat man auch hier erstmal alle BEs gemacht, was bei gefäßchirurgischen Patienten echt nicht einfach ist. Die Visite dauerte immer recht lange, da die Verbandswechsel durch die Ärzte gemacht werden. Wenn man fragt, darf man die auch selber machen. Irgendwann wird's aber eher langweilig, wenn man kaum in den OP kommt. Dann hieß es auch hier viel rumsitzen und früh gehen. Ansonsten war man noch für die Verschlussdruckmessungen zuständig. In der Abteilung muss man etwas Glück haben, welche Woche man erwischt. Die Erfahrung war eher wechselhaft. Das Patientenklientel ist sehr... speziell, was ich persönlich frustrierend fand, aber das ist wohl Geschmackssache.
3. Allgemein- und Viszeralchirurgie (1-):
Nach 8 eher enttäuschenden Wochen war ich hier sehr positiv überrascht. Super nettes Team. Von Assistenten bis Chefarzt. Zwar waren wir auch hier für die BEs und Zugänge zuständig, aber bekam hierfür wesentlich mehr Dankbarkeit und hat sich als Teil des Teams gefühlt.
Im OP gab es ein vollkommen anderes Klima. Den Oberärzten (v.A. Dr. T) liegt Lehre sehr am Herzen. Selbst wenn man nur Haken hielt, wurden die ganze OP über Fragen gestellt und erklärt. Es lohnt sich kurz vorher Mal das passende Ambosskapitel zu überfliegen ;) Zunähen, Tackern oder Drainagen annähen durfte man meistens. Mit etwas Glück darf man auch Mal nen Port entfernen, nen Abszess spalten oder einen Dekubitus ausschneiden (wenn man den passenden Arzt erwischt).
Wer mag, kann in die Ambulanz. Am besten setzt man sich zu den Oberärzten und bekommt auch hier viel erklärt.
Kleiner Abzug für die vielen Blutentnahmen. Das hat hier aber nicht so sehr gestört, weil man auch was dafür geboten bekam. Oft konnte man auch hier pünktlich nachhause, außer man wurde im OP gebraucht. Dann konnte es auch schon Mal bis 17-18:00 gehen (was aber eher selten vorkam). Diese Abteilung kann ich insgesamt sehr empfehlen. Aber leider auch nur die.
Fazit: insgesamt kann ich das Tertial leider nicht voll weiterempfehlen, da von 16 Wochen 8 wirklich nicht gut waren. Ich hatte mich hier beworben, da sich die Bewertungen in diesem Portal so gut lasen. Leider kann ich das nach meiner Erfahrung nicht mehr nachvollziehen. Altona fühlt sich an wie eine riesen PJler-Fabrik. Studenten werden hier nacheinander durchgeschleußt und von Asklepios als Blutentnahmekräfte missbraucht, sodass in vielen Abteilungen die Lehre hinten überfällt. Die Mensa war während der Coronazeit geschlossen. Für uns gab es gerademal 3.40 pro Tag, die man am Kiosk oder beim Bäcker ausgeben konnte, was leider nicht für ein wirkliches Mittagessen reichte...