Blendende Aussichten!!! Für das Innere-Tertial hatte ich das bei PJ-Ranking am drittbeschissensten gewählte Krankenhaus von allen bewerteten Krankenhäusern erwischt. Friedrichstadt. Da mich aber Abstoßendes anzieht (ich überlege ernsthaft Dermatologe zu werden), war ich mehr als begeistert von dieser Erfüllung meines Erstwunsches - und zwar zurecht.
Wer möchte kann sich im Vorfeld bei Elfi Wieckert einen Einsatz in seiner Lieblingsklinik (also Mk1 Rheuma,Onko,Nephro,Mk2 Angio und Kardio oder MK3, Pulmo, Gastro, Endokrino, und der Rest wünschen)
Ich empfehle dies dringend telefonisch vorzunehmen, da am ersten Arbeitstag bei den Emailangemeldeten die ein oder andere Träne floß, weil Sie wieder erwarten doch nicht in die Wunschklinik gekommen waren.
Besonders Clevere rufen jetzt noch im Chefsekretariat ihrer Klinik an und lassen sich dort auch noch auf Ihre Lieblingsstation einteilen. Da kanns ja nur noch halb so schlimm werden.
Ich hatte mich für die MK1 entschieden. Hier kann man sich, frei nach meinem obenstehenden Motto, wie in den besten DDR-Zeiten fühlen. In der Onko, in der ja immerhin ein nicht zu kleiner Bestandteil des Patientenguts seine letzten Stunden verbringt gibt es für 42 Betten 1 Dusche!!!!
Und da sagen diese Wessis immer wir haben die ganze Kohle für unsere Kliniken hier im Osten bekommen - Denkste. Die hat Friedrichstadt mal schön in den neuen Hubschrauberlandeplatz gesteckt. Macht ja auch Sinn - da sind die PAtienten wenigstens sediert...
Generell muss man aber offen gestehen, dass das Ärzte- und Schwesternteam einen hervorragenden Eindruck auf mich hinterlassen hat.
In der Onko ist man neben vieler hämatologischen Erkrankungen (NHL, Plasmozytom, CLL,AML,...) auch mit einem sehr breitem Band der gastrointestinalen (Barrett-Ösophagus, Colon-Ca, Sigma-Ca, Magen-Ca), gynäkologischen (Mamma- Ca, Ovarial-Ca) und urologischen (Hoden-Ca, Nierenzell-Ca, Urothel-Ca) Onkologie konfrontiert. Die klassichen Leukämien sind nicht so präsent, wie man das evtl. vermutet, da die Uni mit ihrer Transplantationsklinik recht viel wegfischt und es sich bei dem rel. kleinen Einzugsgebiet (Dresden und Ostsachsen) nicht lohnt ein 2. Leukämie-Zentrum aufzumachen.
Diese Station bietet also fast jedem angehenden Mediziner auch einen Einblick in sein späteres Fachgebiet, weil ja onkologische Erkrankungen relativ häufig sind.
BEi KM-Punktionen darf man gerne zusehen. Wenn man jetzt militant, wie der Rentner im Schwimmbad, darauf pocht auch endlich mal selber stechen zu dürfen, darf man im Zweifel auch mal. Aber wer macht das schon???
Blutabnahmen aus dem Port sind natürlich ein Traum, den Bedsidetest für Bluttransfusionen kann man danach fast im Schlaf, das Therapie- und Diagnostikspektrum ist aber sehr umfassend und spezifisch und sicherlich nicht examensrelevant.
Man nimmt viele Pat. auf und normalerweise findet sich danach Zeit mit der Stationsärztin die Anordnungen und den vorläufigen Therapieplan festzulegen. Also so wie es sein soll. Toller Lerneffekt. Bei sehr abgefahrenen Krankheitsbildern wird man auch mal ermutigt, zu Hause etwas nachzuschlagen und beim Frühstück am nächsten Tag zu präsentieren. Dass der OA der Onkologie einer der stärksten Raucher ist, die mir in meinem Leben begegnet sind, ist sicherlich Ironie des Schicksals - Aber zugegeben keine schlechte!!!
Eigentlich ist ja geplant, dass man in Friedrichstadt auch mal auf die Aufnahmestation, so ne Art ICU, rotiert um endlich einmal das dem IMPP-Jonnys so wichtige DD-Reiten drauf zu haben. Leider waren wir (dies zieht sich irgendwie durch mein Studium) zu viele PJler, so dass 1. die Zeit von 6 auf 4 Wochen gekürzt wurde und 2. ich leider nicht berücksichtigt werden konnte. Deswegen habe ich mir dann selber eine Rotation in die Notaufnahme organisiert, was wahrscheinlich viel viel besser war.
Dort kann man sich nicht nur den tollen neuen Hubnschrauberlandeplatz mit Videoüberwachung (da juckt einen das Schicksal der schwitzenden Onkopatienten auf einmal auch nicht mehr) reinziehen, sondern ist auch noch wirklich mit der ganzen Breite der Inneren Medizin konfrontiert.
LE,Herzinfarkt, Alkoholintoxikation, Alkoholentzug, Krampfanfälle (häufig wegen Alkohol), akute Psychosen, ANV, exazerbierte COPD, ... um nur die ersten 5 Minuten zu beschreiben. Das ist natürlich etwas stressig. Ein Stoßgeschäft im wahrsten (nicht im horizontalem) Sinne.
Hier war man endlich mal Arzt, konnte sich in (relativer) Ruhe überlegen, was der Patient hat, und wie man was herausbekommt, während die Schwestern die Blasenkatheter legten, die Flex- oder Braunülen legten oder die Blutentnahmen vollzogen. Man kann dann auch mal mit auf ITS oder ins Labor Herzkatheterschieben zugucken oder sich mit den COPDlern in die Telefonzelle setzen. Sehr lehrreich.
Danach bin ich aus didaktischen Gründen noch mal in die Nephro - weil ich das mit der Dialyse nie so richtig verstanden habe. Das ist mit Abstand die netteste Station auf der ich jemals war(waren jetzt aber auch noch nicht so viele). Vielleicht hie und da n bissl unkoordiniert, aber ausgesprochen liebenswert und ein hochinteressantes Patientengut. Plasmozytomnieren, Vaskulitiden, Alkoholiker (schon wieder - komisch hat das was mit Sachsen zu tun?), Hypertoniker, Infekte (tatsächlich einmal Hantavirus), Diabetiker also von jeder inneren Spezialität das Schönste.
Zusammenfassend:
Generell ist mittagessen möglich aber teuer, die 2 euro reichen nicht für ein Essen.
Ein halber Studientag pro Woche wurde gewährt und sollte gesammelt am Ende genommen werden. Klappte auch gut - Nur in der MK2 streubt man sich wohl noch so ein bisschen - aber die werden das auch noch lernen.
Montags gab es EKG-Kurs, der ausgesprochen hohes Niveau hatte, Dienstags Auskultationskurs (man ist mit der OÄ von PAt. zu PAt. gegangen und hat mal einen 3. Herzton, mal ein Diastolikum, mal ein hochfrequentes Systolikum oder eine Klappe auskultiert. Wahrscheinlich das Beste was mir an Lehre in meinem Studium in Deutschland bisher wiederfahren ist), mittwochs war PAthovorlesung (erst erzählt der Kliniker, dann der Radiologe, dann der Pathologe und zeigt Präparate - leider sehr leise), Donnerstags Bed-Side-Teaching mit unglaublich starken Schwankungen in Sachen Qualität (mal so richtig hingerotzt - null Bock und mal echt wirklich vorbereitet - allerdings glaube ich NIE am Patientenbett, aber das war ja auch nicht zu erwarten gewesen.). Ach so und Freitags gabs keine Fortbildung - im Gegenteil, da schaut jeder dass er bald losmachen kann, was ja angesichts des Wochenendes und dem weiten Weg, den die Gesamtheit der sächsischen Studenten bis in Ihre Heimatdörfer antreten muss durchaus sinnvoll erscheint.
Leider hatte man kein Internet als Student, konnte also schwer mal was nachlesen (ihr lacht, aber in der Onko gibts so ein paar Sachen, die kennt keines deiner Bücher!!)
Ach ja und die fehlende Bezahlung spottet natürlich jeder Beschreibung. So schön es ist, dass man voll ins Team integriert wird (nachdem ich auf die Onko kam sind 2 Ärzte weg, aber nur 1 hinrotiert - is wohl klar wer den Job des anderen gemacht hat) mit Briefeschreiben, -diktieren, anforderungen in den Computer hacken, etc. am Ende zählt halt doch die Kohle. Aber wenn man das anbringt wird man immer nur "Kapitalistenschwein" gerufen! Selbst schuld halt die bekloppten Medizinstudenten!!!
Und wer will kann sich ja immer noch von den Schweizern verarschen lassen!!!