Septische Chirurgie, Endoprothetik, Plastische Chirurgie, ZNA / MKG
Einsatzbereiche
Station, OP, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Insgesamt sehr gutes Tertial mit Licht - und Schattenseiten. Klarer Fokus auf UnfallCh, da muss man sich keine Illusionen machen, für VisceralCh ist man in Murnau am falschen Ort. Vieles, was am Alltag nervt, lässt sich durch Freizeit in der Natur gut ausgleichen.
Caveat: PJ während Coronazeiten, auch wenn sich dies im Klinikalltag wenig bemerkbar gemacht hat. Eher relevant für die Wohnungssuche.
4 Monate, 4 Stationen. Einteilung der ersten beiden Monate erfolgt am Anfang durch das Sekretariat (Wünsche vorher per Email anmelden), für die letzten beiden Monate kann man vor Ort Wünsche angeben. In der Regel sind am Ende alle recht zufrieden. Organisatorisch lief auch sonst alles glatt, nette Sekretärin und am ersten Tag steht man nicht verloren auf dem Gang.
Allgemeines, was mehr oder weniger für alle Stationen gilt:
Sehr viel OP, sehr wenig Stationsarbeit. Dementsprechend für manche sicher der Traum, was das Chirurgie-Tertial angeht. Eine Station zu schmeißen lernt man hier aber nicht. Die Tage können zum Teil recht lang werden. Hängt sicher auch von der aktuellen Rotation und der allgemeinen Einstellung ab. Wir waren eher ein kleiner Streberhaufen. Wer auf die große Karriere vor Ort hofft muss für PJ-Verhältnisse viel arbeiten. Auch aufgrund der erst nach 16:00 Uhr beginnenden Lehre sind häufiger als man initial denkt 10+h Tage drin.
Zum OP: Eher typische PJ Aufgaben, viel machen dürfen die Assistenten auch nicht. Wird mit dem hohen OP-Standard begründet. Nachvollziehbar, für die Ausbildung des Nachwuchses tun sich da aber gewisse Probleme auf. Was die chirurgische Grundausbildung angeht eher nicht so glänzendes Gold.
Wer nett zu den Ärzten ist und sich nicht zu ungeschickt anstellt darf nach ein wenig Zeit aber auch mal ein bisschen nähen, seltener bohren etc.
Ansonsten: BG Krankenhaus, Geld ist da. Pflege ist kompetent und fast ausschließlich sehr nett. Essen für Krankenhaus sehr gut, Möglichkeit des Zurückstellens rettet den Tag, habe häufiger nachmittags als mittags gegessen. Frühstücksbüffet im OP Bereich. Verpflegung und Umsorgung: 1+
Ärzteschaft größtenteils sehr korrekt, mit dem wahrscheinlich normalen Anteil an chirurgischen Persönlichkeitsdefiziten. Medizin ist hier noch weiß, männlich und 186cm groß. Manchmal äußert sich der oder die eine oder andere unüberlegt im OP.
Nichtsdestotrotz arbeiten auf manchen Stationen einige der lustigsten und coolsten Menschen, mit denen ich im PJ zu tun hatte. Die Ausnahmen lernt man schnell kennen und zu meiden, und selbst von den OP-Tyrannen kann man am Ende des Tages noch etwas lernen. Lehre war gut, manchmal sehr gut. Fand leider nicht immer regelmäßig statt. Geht besser, geht aber auch deutlich schlechter.
1) Septische Chirurgie: Das schlimmste leider gleich zum Start. Hatte zuvor keine großen Vorstellung von der Septischen, hörte sich interessant an. Zwei Stationen, habe da bei der Einteilung wohl den Kürzeren gezogen. Zum Teil sehr unangenehmes Klima zwischen den Ärzten auf Station, in der Morgenbesprechung wird es auch mal laut und persönlich, im OP wird gerne über andere gelästert etc. Frustrierende Krankheitsverläufe für Patienten mit dementsprechend teilweise kurzen Geduldsfäden und angeschlagener Psyche. Kann man jemanden aber nach 23 OPs auch nicht übel nehmen. Außer BEs und Viggos kaum Stationsarbeit, ansonsten viel OP, vor allem wenn man sich an die Ärzte dranhängt. Sehr spezielle und abgefahrene Techniken dabei. Kommilitonin auf der Nachbarstation hatte dort wohl eine gute Zeit.
2) Station 04, Endoprothetik: Sehr, sehr viel OP, an manchen Tagen bekommt man die Station gar nicht zu sehen. Hauptsächlich Revisionen und speziellere Eingriffe, die 08/15 Primärprothetik geht nach Garmisch. Dank der Ärzte der unterhaltsamste Monat des ganzen Jahres. Da hält man fast gerne um 18:45 noch Haken. Man wird gebraucht, man fühlt sich dadurch aber auch wertgeschätzt.
3) Plastische Chirurgie: Bester Monat, versucht auf jeden Fall dorthin zu rotieren, wenn ihr auch nur ein bisschen Interesse dafür aufbringen könnt. Keine Ästhetik, dafür viel Verbrennungsmedizin. Das ist definitiv Geschmackssache, sehr lange und körperlich anstrengende Prozeduren. Bekommt man so aber nur an wenigen Orten zu sehen. Zudem darf man in den OPs viel mithelfen. Nette Kollegen und meistens sehr gute Stimmung.
4) ZNA (Nothilfe).
Lohnt sich immer. Der Ort, an dem man am meisten lernen kann. Nähen, Wundversorgung, A&KU und Befundung von Röntgenbildern. Viele Schockräume, bei denen immer ein PJler dabei sein kann. Dort nur nicht im Weg stehen ..
Wer an diesem Punkt des Tertials keinen Bock mehr auf Chirurgie hat kann sich auch klammheimlich an die Internisten dranhängen, die waren immer sehr freundlich.
4b) MKG: Aufgrund Personalmangels durfte ich in den letzten Wochen häufig in der MKG im OP aushelfen. Vor allem die Oberärztin hat sich dort sehr Mühe gegeben, viel zu erklären und einen einzubinden. Mit Abstand die angenehmste OP-Atmosphäre und freundlichste Ärztin in dem Laden.
Gegebenenfalls eine mögliche Rotation, die ich so zuvor nicht auf dem Schirm hatte.
Umgebung & Wohnen:
Relativ selbsterklärend, da Berge und Alpenvorland direkt vor der Nase. Falls man gerne Wandern, Mountainbiken oder im Winter Skittouren geht sind Murnau und Umgebung eine hervorragende Wahl. Wenn man die Wahl hat würde ich eher im Sommer kommen, der Winter kann dort recht lange sein.
Süßes Dorf mit guter Eisdiele und erstaunlich vielen Heilpraktikern und Astrologen.
Pendeln aus München braucht je nach Verkehr mit dem Auto eine knappe Stunde, ist also möglich, die Tage werden dann aber entsprechend sehr lang und kleine Wanderungen nach der Arbeit sind eher nicht mehr drin.
Was mich zum wahrscheinlich größten Problem eines Tertials in Murnau führt: Entweder man studiert und wohnt im München und kann dementsprechend pendeln, oder man ist gezwungen auf eine Ferienwohnung auszuweichen. Die Klinik besitzt Wohngebäude, diese sind aber "richtigen" Mitarbeitern vorbehalten. Und die Preise für privates Wohnen sind - da Urlaubsregion - sehr hoch. Während Corona und der daraus resultierenden Vermietungsverbote für Touristen war es zu meiner Zeit vergleichsweise gut möglich etwas zu finden, ich habe dennoch über 600 Euro Miete zahlen müssen. WG-Angebot existiert kaum / nicht, man kann lediglich aus der Umgebung anreisen oder sich vorher mit anderen PJlern zusammenfinden und eine Wohnung gemeinsam mieten, dann ist es vielleicht finanziell stemmbar. Das wenige Geld, das man an der Klinik verdient, bleibt auf jeden Fall im Ort. Das ist anscheinend auch so gewollt.
Stellt euch also außerhalb der Viruszeiten auf eine nicht ganz leichte und teure Unterkunftssuche ein und fangt frühzeitig damit an.
Abschließend ein sehr gutes Tertial, was für mich vor allem an der Umgebung lag. Wer was lernen will und eher auf Knochen als Innereien steht ist hier bestens aufgehoben. Wenn Chirurgie mehr Pflichttertial als Karrierewunsch ist, ist es andernorts sicher entspannter. Sehr hohes Niveau an der Klinik. Übliche Spleens der Chirurgen. Wohnungssuche könnte das größte Problem darstellen.