Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Erstmal zum Organisatorischen:
Man bekommt in Burgdorf ein Gehalt von etwa 1100 Franken, von dem wird noch das Geld für das Personalwohnheim abgezogen, sodass man mit etwa 850 Franken im Monat rausgeht. Da man in der Chirurgie Pikett-Dienste (OP-Rufbereitschaft) macht, ist es dementsprechend noch mehr, man bekommt für einen Dienst unter der Woche 30 Franken und am Wochenende 60 Franken pro Tag. Das Mittagessen kostet 9 Franken und ist in Ordnung. Das Personalwohnheim ist gut für den Preis, man hat sein eigenes Zimmer und eine Gemeinschaftsküche/Gemeinschaftsbad, dort lernt man auch sofort die anderen mit-PJler kennen. Es gibt ein großes Wohnzimmer wo wir abends häufig etwas gemeinsam unternommen haben. Im Winter war es im Wohnheim jedoch immer recht kalt.
Insgesamt arbeitet man schon deutlich mehr als in Deutschland, meistens war ich bis etwa 17-18 Uhr abends in der Klinik und man macht im Monat noch circa einen Wochenenddienst und 1-2 Dienste unter der Woche. Dafür ist man als PJler (bzw. Unterassistent) auch besser eingebunden und hat feste eigene Aufgaben. Man ist einfach selbstverständlich ein Teil des Teams (zB kommt man an und hat ab Tag 1 sofort einen Spind, ein Telefon, und einen PC-Zugang, dem man kein bisschen selber hinterherlaufen muss).
Man hat pro Monat 2 Urlaubstage die in der deutschen Fehltage-Zählung nicht auftauchen, was natürlich auch angenehm ist.
Ich war die ersten zwei Monate in der Chirurgie und die letzten beiden in der Orthopädie, das würde ich so auch weiterempfehlen,.
Als Unterassistent in der Chirurgie und Orthopädie ist man für die präoperative Sprechstunde zuständig, das heißt man muss im Vorfeld die Vorbefunde der PatientInnen zusammensuchen und in das Kliniksystem übernehmen und während der Sprechstunde Abklärungen vor der Operation mit den PatientInnen besprechen und sie untersuchen. Das ist am Anfang ganz cool, weil man eine eigene Aufgabe mit Verantwortung hat, und sich mal selbstständig Gedanken machen muss. Auf Dauer ist es jedoch sehr viel Organisationsaufwand, bei dem man nach einiger Zeit nur noch begrenzt etwas lernt. Wenn man auf der Station eingeteilt ist hat man manchmal das Gefühl, dass diese Sprechstunde die wichtigste Aufgabe ist die man hat. So verpasst man manchmal andere Sachen die man sich vielleicht anschauen wollte weil man sich um diese Sprechstunde kümmern muss. Wenn man mit mehreren Unterassistenten auf der Station ist, was meistens der Fall ist, kann man sich das gut aufteilen, ist man alleine kann es schon ärgerlich sein.
Chirurgie:
In der Chirurgie kann man sich relativ flexibel die verschieden Bereiche anschauen. Man fühlt sich gut ins Team eingebunden und besonders die AssistenzärztInnen nehmen sich gern Zeit einem etwas zu erklären. Einmal in der Woche ist Chefarztvisite bei der man jeweils selbst Patienten vorstellt. Der Chef der Chirurgie ist sehr nett und man merkt, dass es ihm wichtig ist, dass man etwas lernt. Besonders gefallen hat es mir in der Notaufnahme, dort kann man selbstständig Patienten aufnehmen, untersuchen und mit den diensthabenden Oberärzten besprechen. Auch Nähen/allgemeine Wundversorgung kann man regelmäßig selbstständig durchführen und bekommt so eine gute Übung.
Orthopädie:
Die Orthopädie ist etwas besser organisiert als die Chirurgie. Man ist jeden Tag irgendwo fest eingeteilt, entweder auf der Station, in einer der Sprechstunden oder einem Operateur zugeteilt. Wenn man aber zB in die Notaufnahme möchte kann man das jederzeit rechtzeitig absprechen/tauschen/sich anders einteilen lassen. Dadurch ist man häufiger im OP und lernt insgesamt alle Bereiche der Ortho kennen. Einmal die Woche gibt es eine Fortbildung für alle, außerdem neuerdings zusätzlich einmal die Woche Fortbildung durch die Handchirurgen (Fallvorstellungen, Operationstechniken ect.).
Natürlich gibt es Tage wo man bei einer Hüft-TEP nach der anderen Haken hält, insgesamt fand ich es jedoch sehr abwechslungsreich. Das Team ist sehr nett, die meisten erklären gerne und man darf im OP je nach Operateur oft Nähen und teilweise auch etwas mitoperieren.
Insgesamt bin ich gut zufrieden mit meinem Tertial, ich habe viele verschiedene Bereiche gesehen, viel gelernt und mich gut integriert gefühlt. Ich hätte mir etwas mehr Teaching/Unterricht für die PJler gewünscht. Ansonsten kann ich die Chirurgie/Ortho in Burgdorf auf jeden Fall weiterempfehlen. Achtung, die Sprachbarriere sollte man nicht unterschätzen! Am Anfang hatte ich wirklich Schwierigkeiten die Patienten zu verstehen. Nach einigen Wochen hat man sich aber ganz gut eingehört.