Am ersten Tag des Tertials wird man durch Herrn Schüngel in die verschiedenen Teams eingeteilt. Zur Auswahl stehen Herzchirurgie, Unfallchirurgie und Allgemein-/Viszeralchirurgie. Letztere wird nochmal in verschiedene Teams untergliedert (Privat, HPB, Allgemein-/Onko, Gefäße, Thorax und plastische Chirurgie). Ich habe mich für drei Monate Privatstation und einen Monat plastische Chirurgie entschieden. Beides kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Man wird freundlich aufgenommen und bei entsprechendem Interesse mit eigenen Aufgaben eingebunden und nach Lernstand gefördert. Orbis-Zugang und Mensakarte mit 5€ Guthaben/Tag waren ab dem ersten Tag verfügbar.
Der Arbeitsbeginn ist gegen 7 Uhr mit einer Morgenvisite und Blutabnahmen, anschließend findet die große Morgenbesprechung mit allen Teams statt, in welchen die anstehenden OPs des Tages und Intensivstation besprochen werden. Anschließend finden entweder Sprechstunden oder OPs statt, wobei man sich immer einbringen konnte. Die Atmosphäre im OP ist ausgesprochen angenehm, man steht in der Regel am Tisch und kann Haken halten und bei Interesse fragen stellen. Anschließend bestand häufig die Möglichkeit unter Aufsicht die Hautnaht zu setzen. Unangenehmes Ausfragen ist mir tatsächlich kein einziges Mal begegnet. Im Privat-Team operiert der Chef selbstverständlich selbst, gibt sich jedoch große Mühe Strukturen zu erklären, sodass man sich immer wertgeschätzt fühlt. Insgesamt ist das Operationsspektrum sehr breit gefächert, von Leistenhernie, Lymphknotenexstirpationen, Gastrektomien, Ösophagektomien über Leber- und Pankreaschirurgie bis hin zu Schilddrüsenoperationen wurde alles geboten. Auch bei laparoskopischen und Roboter-assistierten Operationen war es in Ordnung mal den ganzen Tag "nur" zuzuschauen bei Operationen die man ansonsten sicherlich nicht zu Gesicht bekommen würde.
Montags und Donnerstags findet die Privatsprechstunde statt, welche man im Vorfeld durch Sichten der Patientenunterlagen vorbereitet. Nachmittags findet dann eine Team-interne Besprechung und Chefarztvisite statt, wobei man häufig schon früher heim geschickt wird.
Das gesamte Team zeichnet sich durch eine unglaubliche Warmherzigkeit aus. Obwohl ich anfangs als einziger PJ-ler im Team war, wurde mir ermöglicht tageweise in die Kinderchirurgie zu schnuppern.
In der plastischen Chirurgie sieht man vor allem rekonstruktive und ästhetische Eingriffe, auch wenn ich nur einen Monat im Team war haben sich die zuständigen Ärzte wirklich Mühe gegeben mich zu integrieren. Alle waren wahnsinnig geduldig und man durfte auch unter Anleitung VAC-Wechsel oder chirurgische Wundversorgung übernehmen. Auch auf Station wurde man gut eingebunden und durfte unter Supervision sämtliche Untersuchungen, Konsile etc. anmelden. Man hat ständig Feedback bekommen und gemerkt, dass alle bemüht sind einem etwas beizubringen.
Insgesamt wurde ich sagen, dass dieses Tertial mich am besten auf die spätere Tätigkeit vorbereitet hat.
Zudem besteht die Möglichkeit sich durch freiwillige Blutabnahmedienste am Wochenende, die meistens nur von 7-12 Uhr dauern, einen freien Tag unter der Woche zu ertauschen. Außerdem kann man am Dienst teilnehmen (bis etwa 24 Uhr) und bekommt dafür den nächsten Tag frei. Von der Uni Bonn aus besteht leider kein Studientag, es war jedoch problemlos möglich mal früher zu gehen.