Im Großen und Ganzen hat mir mein halbes Tertial am Krankenhaus Martha Maria sehr gut gefallen. Das Martha-Maria ist ein sehr kleines und überschaubares Haus. Alle kennen sich und das Team dort ist wirklich wahnsinnig nett. Von den Pflegekräften bis zum Chefarzt sind alle extrem freundlich und respektvoll, was eine gute Arbeitsathmosphäre schafft. Das Marta-Maria ist Referenzzentrum für Schilddrüsenchirurgie, es werden dort deshalb fast ausschließlich Schilddrüsen operiert. Das sollte man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, wenn man sich für das Haus entscheidet.
Tagesablauf:
Um ca. 7:30 Uhr sollte man da sein, um mit den Blutentnahmen auf den Stationen anzufangen. Um 7:50 Uhr ist die Morgenbesprechung, wo kurz die Geschehnisse der Nacht erzählt werden und davor sollten im besten Fall auch schon einige BEs fertig sein. Anschließend gibt es eine kurze "Röntgenbesprechung", allerdings ohne Radiologen und meist auch ohne Teaching, sodass mir das persönlich nicht so viel gebracht hat. Dann geht's weiter mit den restlichen BEs. Um ca. 8:30 Uhr kommen die Patienten, die am nächsten Tag operiert werden in die Zentrale Patientenaufnahme (ZPA)- im Schnitt waren das so 9-14 Patienten. Hier spielt sich die Hauptarbeit von den PJlern ab. Zunächst bekommen auch dort alle Patienten eine Blutentnahme und einen Corona Schnell- und PCR Test. Dafür sind die PJler zuständig. Die Assistenzärzte helfen aber auch mit, wenn sie Zeit haben.
Alle diese Patienten müssen dann im Laufe des Tages aufgenommen werden. Als PJler macht man meist die Anamnese und eine kurze körperliche Untersuchung. Die Assistenzärzte machen dann die OP-Aufklärung und den Ultraschall. Manchmal darf man unter Aufsicht auch den Ultraschall machen. Wenn man gefragt hat war das eigentlich immer möglich!
Um 15:30 Uhr ist die Nachmittagsbesprechung (Freitags um 14 Uhr) wo alle Aufnahmen des Tages besprochen werden. Danach darf man gehen. Das ist meist so zwischen 16:00 und 16:15 Uhr. Falls es wenig Aufnahmen an einem Tag gibt, wird die Besprechung auch manchmal etwas vorgezogen, das war bei uns v.a. vor Weihnachten und zwischen den Feiertagen der Fall.
Im Martha-Maria gibt es auch eine kleine Intensivstation und eine Notaufnahme. Vor allem wenn in der ZPA wenig los war, oder es viele PJ-ler waren (Am Anfang waren wir zu zweit und später zu viert, was definitiv zu viel ist für die Größe des Hauses) kann man dort jederzeit hingehen und bei Visite mitlaufen oder in der Notaufnahme zuschauen. Selber Patienten in der NA anschauen war bei uns meist nicht möglich, da es dafür keine Räume gibt. Die Ärzte vor Ort waren aber immer sehr motiviert etwas zu erklären und haben sich Mühe gegeben uns in das Team zu integrieren.
Im OP ist man natürlich auch manchmal. Vor allem bei den Bauch-OPs wird immer ein PJler zum Haken halten gebraucht. Wer dort hingeht, kann man sich unter einader ausmachen. Im Schnitt war ich denke ich so 2-3x pro Woche im OP. Die Atmosphäre im OP ist sehr entspannt und auch wenn man noch keine Erfahrung im OP hat und noch nie steril am Tisch stand, sind alle sehr freundlich und erklären einem alles. Es ist überhaupt kein Problem während der OP abzutreten, wenn einem schlecht oder schwindelig wird. Selbst der Chefarzt sieht das sehr entspannt und es wird gar nicht negatib aufgefasst. Zunähen durfte man eigentlich immer, es wurde sogar dazu ermutigt.
Bei den Schilddrüsen werden eigentlich nie PJler gebraucht (weswegen man auch nicht so oft im OP steht). Wenn die Besetzung sehr schlecht ist oder man ganz ganz lieb fragt, darf man aber mal eine Schilddrüse als erste Assistenz mitoperieren (unbedingt darauf bestehen!).
Ansonsten gibt es noch einihe Thorax-OPs (v.a. VATS), bei denen man jedezeit zuschauen kann (unsteril)
Mittagessen kann man jederzeit zwischendrin. Das Essen ist kostenlos für PJler und sehr lecker. Es gab nie Tage, an denen wir es nicht geschafft haben Mittag zu essen und meist konnten wir PJler auch zusammen essen gehen.
Studientage gibt es einen pro Monat, wobei man sich aussuchen kann, wann man diese nimmt, allerdings kann man sie nicht kumuliert am Ende nehmen. Wenn man möchte, kann man auch am Wochenende Dienst machen, wenn man mehr freie Tage unter der Woche haben möchte.
PJ-Unterricht gab es im Schnitt 1-2x pro Woche. Jeden Mittwoch morgen um 7:30 Uhr haben wir mit dem Chefarzt einen kurzen Fall besprochen und er hat uns Fragen dazu gestellt. Das war wirklich super und auch eine gute Vorbereitung auf das M3. Da es ab 1.1.22 einen neuen Chefarzt im Haus gibt, weiß ich allerdings nicht, ob das auch so fortgeführt wird. Von den Oberärzten gab es auch mehrere sehr gute Teachings zum Thema Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Thoraxchirurgie.
Vor allem als Einstieg in ein chirurgisches Fach und für Leute mit gar keiner oder wenig OP-Erfahrung kann ich das Haus sehr empfehlen. Wenn Chirurgie der absolute Traumjob ist, ist man wahrscheinlich im Martha-Maria falsch, da man nicht so oft im OP ist, wie vielleicht in anderen Häusern. Negativ fand ich auch, dass es keine Ortho/Trauma gab, weswegen ich sehr froh bin, die zweite Hälfte des Tertials noch in einem anderen Haus zu machen und so auch Unfallchirurgische Einblicke zu erhalten.