Mein Tertial in der Anästhesie im Sankt Elisabeth Hospital war unglaublich gut. Es war mein letztes Tertial und ich hatte mich wegen der guten Bewertungen dafür entschieden. Da ich eigentlich nicht an der Uni Münster und auch nicht aus dem Raum war, war der einzige Grund, dass ich ein richtig gutes Tertial haben wollte. Meine Erwartungen waren enorm hoch und sie wurden auch erfüllt.
Zuerst die Formalien:
-den Platz erhält man über das PJ-Portal
-die Klinik stellt kostenlose Unterkünfte in der Nähe. Ich habe in einer 3er-WG gewohnt in nur 10 min Entfernung fußläufig. Die Wohnung war riesig, inkl. Balkon. Sie ist sehr spärlich eingerichtet aber alles in allem sehr süß. Je nachdem mit wem man dort wohnt, kommt es einem auch mal wie ein richtiges zu Hause vor :)
-ein Frühstück und Mittagessen sind inklusive. Es ist okay. Nicht so mein Fall, für Veganer siehts schlecht aus, Vegetarier hatten auch schonmal besseres Essen. Aber es ist wenigstens Essen, und man kann sich aus dem Salatbuffet und den verschiedenen Menüs was gutes zusammen suchen.
-Kleidung, Schlüssel, eigenes Telefon: alles gestellt und gibt einem ein sehr unabhängiges und gutes Gefühl.
Dann der erste Tag:
er beginnt entspannt, es werden alle PJ-ler gemeinsam empfangen, herumgeführt, man regelt alles mit Papieren und Schlüsseln und wird zu seinem jeweiligen Chefarzt gebracht. Der Chef der Anästhesie ist auch gleichzeitig der PJ-Beauftragte. Ich wurde von ihm und seiner Sekretärin enorm herzlich empfangen, das war für mich ein ungewohntes Gefühl, vergleichend mit den Tertialen davor, und es war total schön. Nach lieben einleitenden Worten wurde ich dann in den OP gebracht und dort von einer Kollegin empfangen und herumgeführt.
Der OP-Bereich ist übersichtlich, mit 7 verschiedenen Sälen. Das OP-Angebot ist auch sehr vielfältig. Die Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Gynäkologie und mein Favorit, Thoraxchirurgie.
Man kann bei Einleitungen aller dieser Chirurgierichtungen dabei sein. Meistens startet man in der Gynäkologie und wandert dann weiter.
Nach dem Rundgang habe ich noch eine Einleitung mitgemacht und bin dann um 14 Uhr zur PJ-Begrüßung gegangen. Alle PJler werden vom Chef der Anästhesie begrüßt, es gibt Kaffee und Kuchen und es wird alles wichtige thematisiert. Die Unterrichtsstunden: es gibt viel an Lehrangebot. Es sollte eigentlich jedes Fach etwas anbieten, zu meiner Zeit war das gesamte Klinikum dünn besetzt, und das regelmäßige Angebot war: Dienstags ein Radiologiekurs beim Chef der Radio (sehr zu empfehlen!!), Donnerstags ein Anästhesieseminar (auch sehr gut, hier wird auf Wünsche eingegangen!), Freitags (wechselhaft, oft auch ausgefallen) die Chirurgie (mal Unfall, mal Allgemein). Normalerweise soll noch ein Klopfkurs laufen, leider ist der in dieser Zeit ausgefallen.
Weiterer Verlauf: Team, Op-Zeit, ITS, NEF
-das Team: super toll! ich bin immer noch ein wenig verliebt in einzelne Menschen dort (so, wie man sich halt in tolle Kolleg:innen verliebt) Man versteht sich nicht mit allen gleich gut oder überhaupt, das ist schon klar, aber grundsätzlich ist jeder nett und kann einem etwas erklären. Die Oberärzte dort sind alle top: die haben was drauf, sind motiviert einem etwas beizubringen, und haben alle komplett unterschiedliche Arten einem etwas zu erklären (und Narkosen zu führen!), was es aber total spannend macht. Man kann sich die verschiedenen Weisheiten zusammensuchen, die zu einem passen. Und man kann enorm viel praktisch lernen. Ich fand es toll und bin am Ende mit einem Konzept, wie ich gerne Narkosen machen würde, raus gegangen. Großes Danke dafür.
Es gab aufstrebende (frische) Fachärzte, die mich total motiviert und inspiriert haben ;) und tolle Kolleg:innen auf der ITS, die ich einfach ins Herz schließen musste.
Die OP-Schwestern haben alle was drauf und sind (fast) alle super lieb. Man kann die Flexülen übernehmen und steigt schnell mit der Maskenbeatmung und auch Intubation ein. Zum Ende hin (je nachdem mit wem man in der Einleitung so war) macht man die Einleitung zu großen Teilen alleine, jedenfalls hat man das Gefühl. :) Auch ZVKs, Spinale, etc. stechen war möglich.
ITS: kleine internistisch/anästhesistisch geführte ITS. Im Frühdienst ist man aber immer nur für die chirurgischen verantwortlich. Als ich dort war, war gerade nicht so viel los. Ich wurde mit viel Humor und kreativen Sono-Übungen beschäftigt. Man darf immer mit in den Schockraum. Außerdem durfte man in dieser Zeit auch NEF mitfahren, ein ziemliches Highlight für mich. Ich habe es zwei wochen am Stück gemacht, die gesamte Schicht (Mo-Fr 7-21 Uhr), und es gab ruhige Tage, aber auch spannende Fälle. Man lernt die einzelnen Anästhesisten dabei besser kennen und lieben und sieht die große Kompetenz.
Ich habe gerne viele Dienste mitgemacht, um einen vielseitigen Einblick zu erhalten. Das wurde mir immer ermöglicht. Ich finde es zu empfehlen, und vielleicht habt ihr auch mehr Glück als ich, mal einen actionreichen Abend mitzuerleben.
Die Lehreinheiten:
In der Anästhesie konnte man im OP und auch der ITS enorm viel lernen, da man fast eine 1:1 Betreuung hat. Am Anfang sind mir natürlich nie Fragen eingefallen, aber mit der Zeit konnte ich jede Frage stellen, die mir so einfiel. Je nach Anästhesist:in mehr oder weniger. Ich hab versucht mich irgendwann an die zu halten, mit denen das besser lief.
Deshalb habe ich nach 2 Wochen viele Unterrichtsstunden wegfallen lassen. Das muss jeder selber entscheiden. Am Dienstag und Donnerstag (Anästhesie) würde ich immer gehen. Der Rest ist ein Angebot und jeder PJler kann sich selber suchen, was Sinn macht.