Das Innere-Tertial war mein letztes Tertial. Menschen, die viel Frei und/oder viel Geld haben möchten, finden dort vielleicht ihr Glück. Auch ich konnte mir ganze zwei Wochen zusätzlich zum normalen Urlaub durch Dienste in der Notaufnahme freischaffen.
Man darf theoretisch jeden Tag nach dem regulären Geschäft (ab 16h) in der Notaufnahme helfen und dort habe ich viel gelernt. Man darf, wenn man ein paar mal da war, Patienten selbst aufnehmen, untersuchen, sich Prozedere und Anordnungen überlegen und kann es dann mit den meist sehr netten ÄrztInnen vor Ort in ein paar hektischen Sekunden besprechen und danach schon den nächsten Patienten übernehmen. Die ZNA ist SEHR chaotisch, aber weil Arbeitskräfte fehlen, lernt man viel und die Leute vor Ort sind einem sehr dankbar, wenn man Lust auf selbstständiges Arbeiten hat. Wenn man Chaos mag und nichts gegen einen anstrengenden Nachmittag hat, kann man richtig Spaß haben und viel Lernen.
Nun zum Rest - auf die Stationen wird man fest eingeteilt: 6 Wochen Gastro, 2 Wochen Kardio, 2 Wochen Pulmo, 2 Wochen Onko, 1 Woche Palli, 1 Woche ZNA (irgendwie so.) Und man kann da nichts dran ändern. PJ-Beauftragter für die Innere ist der Gastro-Chef. Das wichtigste ist ihm nämlich, dass immer mindestens ein PJler auf der Gastro ist, weil dort sonst niemand die Blutentnahmen macht und Braunülen legt. In dieser Zeit füllt man die Stelle als billige Arbeitskraft und ist an schlechten Tagen den kompletten Tag ausschließlich damit beschäftigt, an guten vielleicht nur die Hälfte der Zeit. Vorteil - danach kann man wirklich göttlich gut Braunülen legen und Blut abnehmen sowieso. Aber es ist echt super öde. Ich hatte mit dem Chef damals das Gespräch gesucht, ob wir wenigstens mal in die Frühbesprechung oder auf Visite mitkommen dürften. Ich bin mir nicht sicher, ob sich irgend etwas geändert hat.
Auf den anderen Stationen ist es besser und ich denke, durchschnittlich. Die meisten ÄrztInnen sind sehr nett.
Aber da ununterbrochen alle 2 Wochen ein neuer PJler auftaucht, bleibt kaum Zeit, sich kennenzulernen und sobald man Vertrauen gewonnen hat und vielleicht mal etwas selbst übernehmen darf, muss man schon auf die nächste Station wechseln und von vorne anfangen. 2 Wochen sind meiner Meinung nach zu wenig Zeit. Lieber eine Station auslassen und dafür auf einer anderen sich ordentlich einbringen können und etwas lernen - aber zumindest wir PJler in meinem Tertial konnten nichts an diesem System ändern.
Abgesehen von meiner Zeit Abends in der ZNA habe ich außer Blut abnehmen und Braunülen legen sehr wenig gelernt.
Vielleicht ist es sinnvoller, beispielsweise das Chirurgie-Tertial hier zu absolvieren. Dann bekommt man das gleiche Gehalt und profitiert auch vom guten PJ-Unterricht. Allerdings sind dort die Dienst/ und ZNA-Regelungen wieder anders.
Pro:
PJ-Unterricht (hat in 70% stattgefunden) sehr gut, teilweise nehmen sich die Chefärzte persönlich Zeit!
ZNA ist lehrreich
"gutes" Gehalt
feies Essen, lange Mittagspause möglich
Dienste von 16-20h in der ZNA kann man sich als ein Tag frei oder 60 Euro zusätzliches Gehalt ausgleichen lassen
Contra:
mindestens 6 Wochen lang ist man ausschließlich der Depp zum Blutabnehmen und Braunülen legen.
2 Wochen sind meiner Erfahrung nach eine zu kurze Zeit, um Vertrauen zu gewinnen und sich integrieren zu können.
Lerneffekt im normalen Stationsgeschäft gering.