PJ-Tertial Innere in Diakoniekrankenhaus Rotenburg (Wuemme) (9/2021 bis 12/2021)

Station(en)
8, 6, ITS
Einsatzbereiche
Station
Heimatuni
Hamburg
Kommentar
Rückblickend betrachtet war mein Tertial in Rotenburg sicherlich mein insgesamt bestes Tertial - hatte da aber ansonsten auch ein paar wirklich "interessante" Erfahrungen.

Pro:
- Man erhält 450€ Aufwandsentschädigung plus ein Zimmer gestellt (ca. 4 km von der Klinik entfernt auf dem KJP-Gelände - Fahrrad also besser mitnehmen), alles ist halbwegs gut organisiert und grundsätzlich freuen sich alle immer sehr über PJler*innen.
- Quasi Maximalversorger - alle Fachdisziplinen der Inneren vertreten und man darf seine Rotation selber mitbestimmen. Ich hatte mir u.a. auch einen Einsatz auf ITS und in der ZNA gewünscht, das war kein Problem. Vor Ort habe ich mir spontan auch noch selbst eine zweiwöchige Rotation in die Radiologie organisiert (im Sekretariat der Radio angerufen und gefragt :D), das war auch kein Problem und ich wurde überall mit offenen Armen empfangen und gut betreut. Würde eine Mini-Radiorotation auch absolut weiter empfehlen, hat mir viel weiter geholfen und man darf sich alles inkl. der fancy interventionellen Angiographien mit anschauen!
- Auch sonst konnte man immer gerne mit zu allen Untersuchungen und in alle Funktionsabteilungen, wo einem dann die OÄ auch gerne viel erklärt haben. Auch die Stationsärzt*innen hatten regelmäßig Zeit mit in die Funktion zu gehen und wurden tatsächlich auch recht hands on eingearbeitet und durften Untersuchungen unter oberärztlicher Aufsicht lernen, was ja auch nicht überall im Rahmen der Weiterbildung gewährleistet wird.
- Es gab wirklich viel und guten PJ-Unterricht, am Anfang eines jeden Monats konnte man bei der zuständigen Sekretärin den Unterrichtsplan abholen und das meiste hat auch wie angekündigt stattgefunden - nur der internistische Unterricht ist tatsächlich öfter mal ausgefallen. Teilweise waren wir während meines Tertials nur mit zwei PJlerinnen im ganzen Haus und mussten uns öfter mal Sprüche anhören warum nicht mehr Leute zum Unterricht kommen, aber gemacht wurde der Unterricht dann trotzdem.
- Es sind die meiste Zeit über nur wenige PJler*innen im Haus, sodass alle Abteilungen auch ohne funktionieren und man wenig feste (Bullshit-)Aufgaben hat, die unbedingt von einem erwartet werden und man wird auch nicht grundlos da behalten für den Fall dass in X Stunden noch mal ein Zugang zu legen ist oder solchen Schwachsinn (hab ich dann im Anschluss in Hamburg erlebt und war extrem schockiert nach zwei Tertialen außerhalb).
- Wer sich vorstellen kann im Anschluss ans PJ in Rotenburg anzufangen, hat sehr gute Chancen auf eine Stelle - der Personalmangel kickt im ländlichen Raum dann doch schon anders und man muss sich wahrscheinlich schon eher blöd anstellen um am Ende keine Stelle zu bekommen. Unter den Assistenzärzt*innen sind auch einige ehemalige PJler*innen von dort.
- Während ich in Rotenburg war waren auch mehrere PJ-Studentinnen, die im Ausland studiert hatten, mit mir dort und konnten relativ problemlos ihre Rotationspläne der ausländischen Unis durchziehen - da war das Klinikum recht entgegenkommend, was scheinbar eher eine Ausnahme ist.

Neutral:
- Wie viel die Assistenzärzt*innen mit PJler*innen anfangen können schwankt doch stark. Gerade die Docs, die erst relativ kurz in Deutschland tätig sind, wissen manchmal nicht so recht was sie mit einem anfangen sollen. Da braucht man manchmal ein bisschen Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit um tatsächlich eigene Patient*innen zu betreuen, Briefe zu schreiben, Untersuchungen anzumelden etc und nicht nur mitzulaufen und Blut abzunehmen. Andere freuen sich aber auch sehr über PJs und lassen einen alles machen, wenn man sich nicht zu trottelig anstellt. Dann kann man wirklich auch auf Augenhöhe mitarbeiten und dementsprechend viel mitnehmen.
- Allgemein rotieren die internistischen Assistenzärzt*innen mittlerweile nach einem festen Rotationsplan, sodass man unter Umständen rund um den Wechselzeitpunkt ein bisschen Chaos auf Station hat und erst mal die neuen Docs eingearbeitet werden müssen. Heißt aber auch, dass im Arztzimmer etwas mehr öberärztliches Teaching stattfindet und man als "gut eingearbeiteter" PJ heiß begehrt sein kann.
- Teilweise gibt es auf den Stationen Blutentnahme-MFAs oder die BEs werden offiziell von der Pflege erledigt, aber während meines Tertials war die Blutentnahme-MFA fast durchgehend krank, sodass ich dann doch einige Wochen primär mit 4h Blut abnehmen pro Tag verbracht habe, sodass ich auch die Visite verpasst hab und dementsprechend wenig informiert war was überhaupt los war auf Station ("Warum nehmen Sie mir denn schon wieder Blut ab?" - Keine Ahnung, ich weiß nicht mal wer Sie überhaupt sind ¯\_(ツ)_/¯).
- Auf den meisten Stationen gibt es noch Stationssekretärinnen, die sich um Dinge wie Sprechstundentermine, Unterlagen aus anderen Krankenhäuser und dergleichen kümmern. Man muss also nicht stundenlang Krankenhäuser abtelefonieren um sich alte Arztbriefe faxen zu lassen!

Contra:
- Die IT-Zugänge mussten für jede Abteilung neu angemeldet werden mit nem Formular und das dauert dann gerne mal 1-2 Wochen, selbst wenn man der IT telefonisch auf die Nerven geht. Und so richtig reibungslos funktioniert das mit den Berechtigungen für die verschiedenen Abteilungen dann leider auch nicht. Ich konnte teilweise über 6 Wochen keine Briefe anlegen o.ä., das war dann eher nervig. Grundsätzlich aber nicht schlecht dass man mit den PJ-Accounts die gleichen Berechtigungen kriegt wie die Assistenzärzt*innen und tatsächlich alles anmelden, anordnen etc kann. Allerdings kriegt man kein iPad, sodass man auf Visite oft als einziges keinen Zugriff auf Laborwerte und Co hat, weil die iPads doch weitestgehend die "Visiten-Computer" abgelöst haben. Je nach Abteilung waren die Arztzimmer auch sehr klein und mit zu wenig Arbeitsplätzen ausgestattet, sodass man mit etwas Pech auf einem Hocker in der Ecke saß und keine Ahnung hatte, was auf Station los war weil man auf keinen Computer schielen konnte - teilweise mussten sich sogar die Assistenzärzt*innen PCs teilen, was trotz iPads absurd war. Und zumindest in der Inneren ist man ohne Zugriff auf die Patient*innenakten doch einfach nur lost und hat keine Ahnung was abgeht.
- Die Pflege war oft hoffnungslos unterbesetzt, sodass wenig Zeit zur interprofessionellen Zusammenarbeit und zum Besprechen von Patient*innen blieb - eigentlich schade, hatte oft das Gefühl dass mit mehr Kommunikation die Patient*innenversorgung hätte reibungsloser funktionieren können. Die Pflegekräfte selbst waren aber trotz Stress nett, kompetent und haben einem auch immer weitergeholfen wenn man mal wieder irgendetwas auf Station gesucht hat.
- Baulich sind die (unrenovierten) Stationen teilweise echt bisschen gewöhnungsbedürftig, find's immer noch wild dass es teilweise kein Desinfektionsmittel in den Zimmern gibt und man dafür immer auf den Flur muss?!
- In der Unterkunft gab es zwar eine Waschmaschine, die war aber aufgrund von Problemen mit der Elektrik in der Unterkunft die meiste Zeit nicht benutzbar, sodass ich dann doch immer am Wochenende mit dem Metronom meine Wäsche mit nach Hamburg geschleppt hab. Und auch wenn die mal funktioniert, gibt es zwar einen Trockner aber quasi keine Möglichkeit Wäsche anders als auf der Heizung aufzuhängen zum Trocknen. Hatte kurz überlegt einfach einen Wäscheständer für die PJ-WG zu organisieren, aber nachdem mir berichtet wurde, dass der vom Hausmeister nach meinem Auszug im Zweifel entsorgt würde, hab ich mir das dann gespart. Waschmaschine ging ja eh auch nicht. Oh, und gegen Ende meines Tertials ist in den meisten Zimmern in der PJ-WG ordentlich Schimmel aufgetaucht - keine Ahnung ob der vernünftig entfernt wurde seither.
- Und für mich wahrscheinlich das größte Contra: Außerhalb des Krankenhauses wird's einem vor allem im Winter schnell langweilig. Im Sommer kann man sich bei genug Freude an Natur sicherlich beschäftigen, aber ich hatte auch dank des eher mittelmäßigen WLANs in der Unterkunft dann doch oft das Gefühl meine Freizeit nur sinnlos totzuschlagen. Rotenburg ist zwar eine süße Kleinstadt und nicht mal übermäßig provinziell für die Größe, aber mit wenig Gesellschaft (war den Großteil des Tertials alleine in der PJ-WG) und Geld gibt's dann doch einfach wenig zu tun. Kann aber natürlich auch ein Pro sein, wenn man gerne im Dunkeln durch Wälder latscht oder wirklich mal seine Doktorarbeit fertig stellen will...

TL;DR: Alles im Krankenhaus ist schon okay und relativ fair für PJ-Verhältnisse, aber der Freizeitwert von Rotenburg im Winter hat mir doch öfter die Laune vermiest und mich freiweillig länger bleiben und beim Briefe schreiben helfen lassen...
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Repetitorien
Fallbesprechung
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Punktionen
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Briefe schreiben
Braunülen legen
Blut abnehmen
Eigene Patienten betreuen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
450

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
3
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.13