Zunächst das Gute:
3 mal die Woche qualitativ relativ hochwertiger Unterricht durch Oberäzte ist etwas, das ich sehr geschätzt habe. Die Dozenten haben sich vorbereitet, sind auf unsere Wünsche eingegangen und haben Fragen gerne beantwortet. Ich bin immer gerne zum Unterricht gegangen. Insbesondere die Echo/ Abdomen und Thoraxsono-Kurse waren sehr wertvoll und ich habe hieraus viel mitgenommen.
Selbst die Powerpoint Präsentationen waren immer interaktiv und meist fallbasiert, es hat sehr viel Spaß emacht mitzudenken und sich einzubringen. Also Cudos dafür!
Die Assistenten waren immer bemüht einen nicht auszunutzen, Stationen müssten ohne PJler auskommen, man sei hier um etwas zu lernen. Der Umgangston war meist freundlich und humorvoll, es wird sich geduzt, man wird anerkannt für seine Mitarbeit. Das ist der Anspruch der meisten. Und das habe ich auch glaubhaft und ehrlich gespürt.
Nun leider die Negativen Dinge:
Anspruch/ Ideal decken sich hier leider oft nicht mit der Realität. Die Assistenten sind stark im Stress, Stationen im Regelfall unterbesetzt. Es fehlt die Einarbeitung, es fehlt der rote Faden bzw eine klare Struktur. Als PJler nimmt man Blut ab, legt Braunülen und hat häufig keinen Namen außer der/die PJler/in. Die Schwestern/Pfleger waren oft entsetzt darüber wie am Telefon auf mich verwiesen wurde, "Das macht das PJ-Mädchen".
Um das ganze zu illustrieren hier ein repräsentatives Beispiel:
Ich bekam einen Zugang um Patienten Aufnahmen selbstständig erledigen zu können ohne ständig andere zu bitten mich in den Computer einzuloggen. Der Oberarzt der ZNA richtete mir diesen ein. Hierdurch entstand große Aufregung im Rest des Teams, weil PJler das nicht dürfen/nicht richtig machen/ keine Ärzte seien. Ich habe nie ein Dokument ohne Unterschrift durch einen approbierten Arzt/ eine approbierte Ärztin in den Umlauf gebracht. Ich habe immer, selbst bei den kleinsten Kleinigkeiten, darauf bestanden, das "noch mal jemand drauf schaut". Patientenaufnahmen gehörten von Anfang an zu meinen Aufgaben. Allerdings sollte ich diese immer unter dem Namen eines Assistenten durchführen. Ich sollte die Arbeit weiterhin erledigen, aber bitteschön namenlos. Das ist nicht besonders respektvoll.
Einmal ganz abgesehen davon, dass es oft nicht praktizierbar ist durch jemanden eingeloggt zu werden, wenn man nämlich ALLEINE auf Station / in der Aufnahme ist und die die Aufgaben erledigen soll (Ja in dieser Situation war ich häufiger und manchmal sogar über einen längeren Zeitraum als eine Stunde). Der Oberarzt sah das genauso und hielt einen Zugang für praktisch. Ich bilde mir nicht ein schon approbiert zu sein, alles richtig zu machen oder weiß Gott wie viel Erfahrung zu haben. Ich weiß, dass ich jung bin und noch viel lernen muss. Aber meine Aufgaben habe ich immer gewissenhaft und verantwortungsvoll erledigt und wenn mir Oberärzte bestimmte Dinge zutrauen/auftragen, dann gehe ich davon aus, dass das so in Ordnung ist.
Es ist nicht die Aufgabe des PJlers die Grenzen seines Aufgabenbereiches zu kartieren.
Oftmals bekommt man von verschiedenen Quellen unterschiedliche Informationen bzgl der Dinge die man tun soll /darf und der Dinge, die außerhalb des eigenen Kompetenzbereiches liegen. Hier vermischt sich einiges. Selbst die Oberärzte untereinander scheinen sich hier nicht einig zu sein.
Im Ärzteteam herrschen Spannungen, als PJler kommt man von außen und stapft naiv durch ein Minenfeld von persönlichen Komplexen/Auseinandersetzungen und ungeklärten Konflikten. Man wird schnell zur Zielscheibe, auf der stellvertretend irgendwelche internen Konflikte ausgetragen werden. Hier braucht man starke Nerven und genug Selbstbewusstsein um das Ganze nicht auf sich zu beziehen. Wenn ich eines in diesem Tertial gelernt habe, dann wohl unprofessionelles Verhalten nicht zu reproduzieren und mich in meinen Lernwillen und meiner Arbeitsmotivation nicht beirren zu lassen.
Ich unterstelle keine bösartige Intention, oft ist es einfach ein Mangel an Empathie bzw Erfahrung. Vielleicht müsste man als Lehrkrankenhaus Schulungen für seine Mitarbeiter anbieten.
Ich möchte dieses Tertial trotz vieler Tränen und Frustration im Nachhinein trotzdem nicht missen. Es hat mich vielleicht nicht viel neues über das medizinische Denken und Arbeiten gelehrt, aber das Biotop Krankenhaus habe ich kennengelernt.
Es ist sehr wichtig in einem Team eine Struktur zu haben und über Konflikte zu sprechen. Wenn das nicht geschieht, wird das arbeiten durch unprofessionelles Verhalten und persönliche Vorbehalte behindert und im Endeffekt leidet die Qualität der medizinischen Versorgung darunter.
Es geht nicht und die eigenen Komplexe, sondern um den Patienten, der Hilfe braucht.