PJ-Tertial Chirurgie in Spital Linth (9/2021 bis 12/2021)
Station(en)
ACH, UCH, Orthopädie, Urologie, IMC, Notaufnahme
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Die Chirurgie:
Die Chirurgie im Spital Linth gliedert sich in die Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie/Unfallchirurgie, sowie Urologie. Zusätzlich operieren an bestimmten Wochentagen Belegärzte aus den Fachgebieten HNO, Kinderchirurgie, Handchirurgie und Augenheilkunde. Daraus ergibt sich ein großes Spektrum an Operationen, bei denen man assistieren kann (Frakturversorgung, Endoprothetik, Arthroskopien, Hernien-OPs, Appendektomien, Cholezystektomien, Hemikolektomien, Sigmaresektionen, Thyreoidektomien, Bursektomien, Portanlagen, Varizenentfernungen, Eingriffe aus den Bereichen der Kinderchirurgie (Circumcisionen, Hernien-OPs, kleinere hautchirurgische Eingriffe). Bei Interesse ist außerdem möglich, in urologische, handchirurgische Operationen und Operationen der HNO und Augenheilkunde reinzuschnuppern. Der OP-Bereich besteht aus 3 Operationssälen mit Bergblick und ist – wie auch der Rest des Spitals – top modern ausgestattet.
Arbeitsalltag:
Der Arbeitstag beginnt mit dem Morgenrapport um 7:30 Uhr. Hier werden die notfallmäßig gesehenen Patienten der vergangenen Nacht und die Patienten und Entlassungen von der Station besprochen. Je nach Wochenplan finden morgens zusätzlich Fortbildungen im Rahmen von Journal Clubs oder Quick-soups statt. Nach der IMC-Visite und Morgen-Kaffee beginnt gegen 8:30 Uhr die Visite auf Station, wobei allgemein-, viszeralchirurgische und orthopädisch-traumatische Patienten nicht nach Fachgebiet aufgeteilt, sondern zusammen visitiert werden. Je nach Arbeitspensum ist gegen 12:00 Uhr eine gemeinsame Mittagspause mit den Kollegen möglich (für UAs sind Mittagspausen grundsätzlich möglich). Die Mensa bietet einem ein umfangreiches und vor allem sehr leckeres Mittagsmenü. Gezahlt wird nach Gewicht und als Unterassistent bekommt man das Essen zusätzlich verbilligt, sodass man je nach Hunger mit 3-5 Franken rechnen muss. Um 15:30 Uhr findet der Nachmittagsrapport statt, in dem die stattgehabten OPs und OPs des Folgetages besprochen werden. Außerdem werden die in der Notaufnahme gesehenen Patienten rapportiert und CT-/Röntgenbilder von den stationären Patienten gezeigt. Ebenso wird der Nachmittagsrapport für die Morbidity-/Mortality-Konferenz genutzt, bei der aktuelle Behandlungskomplikationen diskutiert werden. Nach erneuter IMC-Visite sind wir Unterassistenten anschließend meistens gegen 16:00 Uhr freigestellt worden.
Aufgaben:
Grundsätzlich werden einem im Spital Linth als UA in der Chirurgie sehr viele Freiheiten gelassen. Zu den festen Aufgaben zählten jedoch die OP-Assistenz, Team-Time-outs und die Vorbereitung von Patientenaufnahmen (kurz „Status“).
- OP-Assistenz: die Einteilung zu den verschiedenen OPs wird am Vortag durch den Assistenzarzt der Spätschicht übernommen. Wünsche hierzu können jederzeit abgesprochen werden und werden so gut es geht auch respektiert. Im OP selber kommt man um das schlichte Haken halten nicht herum, je nach Operateur und Situation wird aber auch viel erklärt und der ein oder andere Handgriff nach Anleitung überlassen.
- Team-Time-out: Kurz vor der Operation wird die Patientenidentität und der geplante Eingriff mittels einer kurzen Checkliste am Patientenbett abgeglichen. Hierzu wird man von der Tagesklinik oder den Pflegekräften auf Station angerufen.
- Status: Bei elektiven OPs werden die Patienten einige Tage vorher vorstellig, um den stationären Eintrittsbericht mit Anamnese und der körperlichen Untersuchung vorzubereiten.
Ein großer Vorteil des Spitals ist, dass man einen eigenen Zugang zum Patientenverwaltungssystem, dem Intranet und den E-Mail-Diensten bekommt. Dadurch ist es möglich, sich weiterhin aktiv am Stationsalltag und in der Notaufnahme zu beteiligen.
- Stationsalltag: Hierzu zählen Briefe schreiben, die anschließend mit den Assistenzärzten besprochen werden. Die Visite wird zusätzlich am Computerwagen mitprotokolliert.
- Notaufnahme: Patienten untersuchen und anschließend besprechen, (selbstständige) chirurgische Wundversorgung
Das Team:
Die Hierarchien in der Chirurgie sind flach, weshalb ein angenehmes Arbeitsklima herrschte. Zu erwähnen ist hier insbesondere der Chef der Chirurgie, der den UAs sehr nett, engagiert und aufgeschlossen gegenübergetreten ist. Ich war im Allgemeinen sehr überrascht, dass die meisten Ärzte auch aus Deutschland kamen. Kontakt zum nicht-ärztlichen Personal (insb. Pflege) hatte man eher weniger, da vieles nur über das Patienten-System kommuniziert wurde.
Weiterbildungsmöglichkeiten:
Jeder UA sollte einen Journal Club vorbereiten. Dies umfasste eine 10min Präsentation einer aktuellen Studie der Wahl während des Morgenrapports. Die Chefärzte der Inneren Medizin, Allgemein-/Viszeralchirurgie und Orthopädie/Unfallchirurgie boten jeweils einmal pro Woche PJ-Unterricht an. Zusätzlich hatte man die Möglichkeit einen Vormittag in der Anästhesie zu verbringen. Der Chef hat einem außerdem „Schnuppertage“ in weitere Fachgebiete (bspw. Radiologie) ermöglicht.
Studientage:
Laut Arbeitsvertrag haben die UAs bei einem 4monatigem Aufenthalt 2 Tage Urlaub pro Woche. Diese können flexibel (auch gesammelt), nach Absprache mit dem Team, genommen werden. UAs mit 2monatigem Aufenthalt haben vertraglich keinen Urlaubsanspruch. Krankenhausintern wurde deswegen festgelegt, dass unabhängig von der PJ-Dauer alle UAs Anspruch auf 2 Studientage zusätzlich haben. Auch diese können je nach Absprache eingelöst werden.
Organisatorisches:
Die Bewerbung und anschließende Planung erfolgte problemlos per Mail über Frau Monika Zehnter. Informationen zum ersten Arbeitstag wurden einem ebenfalls per Mail im Voraus von der Chefsekretärin Frau Luzia Küng mitgeteilt. Am Ankunftstag wurden einem Zimmerschlüssel und Parkkarte von der Empfangsdame ausgehändigt. Am ersten Arbeitstag erhielt man zusätzlich die Dienstkleidung, Arbeitstelefon und Badge (Dienstkarte zum Entsperren der PCs, Öffnen von Türen, Essenskarte, …).
Corona:
Coronamaßnahmen wurden in den schweizer Spitälern nur bedingt bzw. spät umgesetzt. FFP2-Masken wurden zwar zur Verfügung gestellt, statt der chirurgischen Masken jedoch nur selten getragen. In der Mensa herrschte 3G und im gesamten Spital galt Besuchtsverbot. Zweit- oder Drittimpfungen standen nur dem Personal zur Verfügung, welches auch die Erstimpfung im Spital erhalten hatte. Antigenteste mussten selbst bezahlt werden (20 CHF pro Test).
Wohnheim:
Das Wohnheim ist ein älteres, 3-stöckiges Gebäude direkt neben dem Spital. Die Zimmer im EG und 1. OG sind nach Geschlechtern aufgeteilt (EG Männer, 1. OG Frauen). Pro Stockwerk gibt es eine Gemeinschaftsküche, Dusche und WC. Im Dachgeschoss befinden sich Einzimmerappartements mit Doppelbett, integrierter kleiner Küche und Bad. Die Einzimmerappartements kosten 400 CHF, die normalen Zimmer 300 CHF (solltet ihr als Paar anreisen, lohnt es sich bei Frau Zehnter ein Einzimmerappartement zu reservieren). Handtücher und Bettwäsche werden vom Spital gestellt, im Keller befinden sich Trockner und Waschmaschine. Es lohnt sich außerdem, einen schweizer Steckdosenadapter mitzunehmen. Die kleinen Gemeinschaftsküchen sind mit Tellern, Besteck, Schneidebrett, Tassen, Pfannen, Töpfen, Wasserkocher, Geschirrtücher, Mikrowelle und Basic-Gewürze relativ gut ausgestattet (Kaffeemaschine ist nicht vorhanden). Jeder Bewohner erhält ein Schließfach und Kühlschrankfach, um Lebensmittel zu lagern. Die Gemeinschaftsküchen und Sanitäranlangen im EG und 1. OG wurden regelmäßig durch eine Reinigungskraft sorgfältig geputzt. Im EG gibt es noch einen Gemeinschaftsraum mit Fernseher (evtl. HDMI-Kabel mitnehmen), größerem Tisch und Sessel. Leider fehlte die Tür zum Schließen des Raumes, was häufig Diskussionen über Ruhestörungen nach sich zog, da im Personalhaus nicht nur UAs, sondern auch OP-/Pflege- und ärztliches Personal während ihrer Dienste wohnen.
Freizeitgestaltung:
Uznach ist relativ klein und unspektakulär, die unmittelbare Umgebung ist eher hügelig. Für eine unabhängige Freizeitgestaltung lohnt sich deshalb definitiv ein Auto, um auch die (bergige) Natur südlich/süd-östlich von Uznach zu Fuß oder per Rad erkunden zu können. Solltet ihr den Herbst und Winter in Uznach verbringen (September – Dezember), müsst ihr berücksichtigen, dass die Sommersaison für hochalpine Wandertouren ca. Ende Oktober endet und erst Anfang/Mitte Dezember die Wintersaison beginnt (dazwischen fahren keine Gondeln).
Fazit:
Zusammenfassend kann ich das Chirurgie-Tertial am Spital Linth wärmstens weiterempfehlen. Ich habe in einem angenehmen Umfeld viel über chirurgisches Arbeiten im OP, als auch auf Station lernen können. Das Spital ist modern ausgestattet und bietet einem genug Möglichkeiten selbstständig zu arbeiten. Durch die Nähe zum Zürichsee, Zürich/Luzern und den Bergen können auch die Wochenenden flexibel gestaltet werden.
Bewerbung
Ca. ein Jahr im Voraus. Kontaktdaten habe ich der Homepage des Spitals entnommen.