Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, Station
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Meine Wahl fiel auf das Fach Strahlenmedizin/Radioonkologie, da ich mich über das Studium hinweg am meisten für den Fachbereich Hämato-/Onkologie interessiert habe. Da dieser Bereich der onkologischen Versorgung im Studium recht kurz gekommen ist versprach ich mir einen Ausbau meiner bisherigen Kenntnisse in der Tumortherapie.
Das PJ wurde durch den ltd. OA und PJ-Beauftragten organisiert und durchstrukturiert, ihr erhaltet vor Beginn einen Rotationsplan, sowie Informationen zur Klinik, dem PJ-Unterricht und empfohlener Fachliteratur. Die meiste Zeit des PJs verbringt ihr im MVZ-Bereich, hier läuft alles von der Erstvorstellung der Patienten, über die Bestrahlungsplanung, Berechnung der Pläne, Diskussion in der Mittagsbesprechung und der anschließenden Therapie an den Geräten. Im angebundenen Klinikgebäude (Urologie, HNO, Dermatologie) befindet sich auch eine eigene Station mit 24 Betten zur stationären Behandlung von Patienten unter laufender Radio-/Chemotherapie.
Das MVZ-Gebäude und die technische Ausstattung sind sehr modern, während meines Aufenthalts wurden alle Geräte erneuert, sodass insgesamt 4 neue Linearbeschleuniger, ein neues CT zur Bestrahlungsplanung und ein neuer Afterloader für die Brachytherapie inkl. räumlicher Umbauten und Softwareupdates angeschafft und umgesetzt wurden.
Das Klinik-Team ist durch die Bank sehr nett, ich habe mich durch die Ärzte, Physiker, MTRAs und das Pflegepersonal auf Station immer geschätzt und als Teil des Teams eingebunden gefühlt. Da ich der einzige PJler war erfolgte der Unterricht meist allein mit einem Oberarzt oder einem Physiker, die einem vor Ort am Gerät technische Details erläuterten oder theoretische Erläuterungen zu den wichtigsten Krankheitsbildern und Therapiekonzepten aus ihrem Fachbereich gaben. Insgesamt war der PJ-Unterricht immer sehr hilfreich und ich konnte dadurch die Informationen aus der täglichen Routine und der Fachliteratur besser einordnen und für mich verfestigen.
Insgesamt ist das PJ gut durchstrukturiert, man hat jedoch eigentlich jegliche Bewegungsfreiheit und kann kurz entschlossen je nachdem wie viel im jeweiligen Bereich zu tun ist auch in einen anderen wechseln. Ist zum Beispiel in der Bestrahlungsplanung wenig zu tun, kann man jeder Zeit an die Geräte oder die Ambulanzen für Erstaufnahme und Nachsorge.
In der Planung kann man aktiv aktuelle Bestrahlungspläne erstellen. Man lernt, wie man CT- und MRT-Bilder fusioniert, mit den verschiedenen Wichtungen arbeitet und wiederholt nochmal viele wichtige Punkte aus Anatomie und radiologischen Diagnostik während man Risikoorgane und später auch die Bestrahlungsfelder konturiert. An den Linearbeschleunigern kann man bei der Ersteinstellung von Patienten am Gerät zusehen, lernt wie die Geräte aufgebaut sind und die eigenen zuvor erstellten Pläne in der Umsetzung verfolgen. Dazu kommen wöchentlichen Kontrolltermine und Abschlussgespräche, die fest in den Therapieplan integrierten sind oder Patientengespräche bei akut auftretenden oder sich verschlimmernden Beschwerden. Hierbei lernt man viel über die typischsten Nebenwirkungen der jeweiligen Bestrahlungsfelder und die möglichen Behandlungsoptionen. Die Station unterscheidet sich nicht so stark von anderen onkologischen Stationen, die ich im Laufe des Studiums gesehen habe. Die Patienten kommen zur stationären Aufnahme bei simultaner Radiochemotherapie (es gibt zurzeit keine ambulante Chemotherapie-Gabe, nur über das AOZ oder eine andere Fachklinik des UKS), Bestrahlungen von hirneigenen Tumoren/Hirnmetastasen oder aufgetretenen Komplikationen/schlechtem AZ. Hier könnt ihr in erster Linie die Patienten aufnehmen, Briefe anlegen, Konsile und klinische Aufträge stellen oder auch mal eigene Patienten zur Vorstellung bei der Chefarzt-Visite vorbereiten. Blutentnahmen werden in der Regel durch Pflegepersonal/MTAs oder bei Problemen durch Ärzt/innen auf Station gemacht, ebenso die Viggos. Bei Interesse kann man das natürlich aber auch jederzeit selbst machen, gleiches gilt auch im MVZ, da hier täglich Zugänge für die Planungs-CTs gelegt werden müssen.
Pandemiebedingt fanden die Mittagsbesprechungen, die täglichen Tumorkonferenzen und die einmal wöchentlichen Fachvorträge im Rahmen des Paperclubs leider nur online statt. In der Regel war das jedoch kein Problem, da man zu einem Assistenten an den Computer oder für die Tukos zu einem Oberarzt in sein Büro dazu kommen konnte. Da Corona-bedingt auch die Raumaufteilung verändert und die Mitarbeiteranzahl pro Raum limitiert wurde, saß ich zu Anfang leider öfters etwas abgetrennt, sodass wenig Kommunikationsmöglichkeit mit den Ärzten in der Planung bestand. Dazu wurde gerade eine neue Kollegin eingearbeitet, sodass hier auch eher wenig Zeit für ausführlichere Erklärungen für mich blieb, dies besserte sich aber im Verlauf.
Besondere Highlights waren für mich die Brachytherapie, da man hier auch zum Teil mit in den Op geht, wo Führungskanülen für die Strahlenquelle eingelegt werden (zB Mamma, Hals oder durch den Unterkiefer in die Mundhöhle) und im Folgenden auch die Bestrahlung verfolgen kann. Insgesamt wird viel Wert daraufgelegt, dass man einmal den gesamten Ablauf von Patientenvorstellung über Planung, Therapie und Nachsorge verfolgt und nachvollziehen kann. Am Ende des Pjs fand auch nochmal ein Evaluationsgespräch mit dem Chefarzt der Klinik statt und es wurde einem auch eine Prüfungssimulation für das M3 durch den ltd. OA angeboten.
Insgesamt hat mich das PJ-Tertial durch die abwechslungsreiche Arbeitstätigkeit in völlig verschiedenen Bereichen der Abteilung am meisten überrascht. Das Team ist sehr nett und es bestand stehts eine gute Lernatmosphäre, so dass man immer Fragen anbringen konnte. Man sollte sich nicht von den physikalischen Grundlagenaspekt abschrecken lassen, man kann sich thematisch gut einarbeiten, erhält viele Erklärungen und der Fokus liegt natürlich in der Tumortherapie und der Schnittstelle der klinischen Strahlenbiologie. Ich kann die Klinik nur allen empfehlen, die sich für Onkologie interessieren und vielleicht auch nochmal einen Ausblick in etwas Neues vor Studienende haben möchten.