OP, Notaufnahme, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
TU Muenchen
Kommentar
Ich kann ein Chirurgie Tertial in Husum grundsätzlich weiterempfehlen, gerade die Kombination aus kleiner Klinik mit familiärer Atmosphäre, freier Unterkunft/Essen mit Bezahlung ist in Deutschland eigentlich unschlagbar. Gerade wenn man keine großen chirurgischen Ambitionen hat aber in entspannter Atmosphäre die wichtigsten chirurgischen Basics mitnehmen will ist man hier richtig.
Pros:
- Familiäre Atmosphäre, kollegialer Umgang, schnelle Integration ins Team
- Sehr selbstständiges Arbeiten möglich (v.a. in der Gefäßchirurgie)
- Gute Mischung aus OP & Stationsarbeit (man ist schon im OP eingeplant, muss aber nicht den ganzen Tag Haken halten und erlebt so auch den Stationsalltag mit)
- Wertschätzung der PJler*innen, gerade die Assistenzärzt*innen sind sehr dankbar für jede Hilfe
- Sehr selbstständige Absprache unter den PJler*innen bzgl. der Rotationsmöglichkeiten, auch ein ganzer Monat Notaufnahme ist möglich (und sehr zu empfehlen!😊)
- Wenige Blutentnahmen
Neutral:
- PJ-Unterricht: Sehr unterschiedlich – zeitweise hatten wir bis zu 4-5 Mal pro Woche Unterricht, manchmal kein einziges Mal. Grundsätzlich gibt es einmal die Woche Chirurgie und Radiologie Unterricht, sowie alle zwei Wochen Unterricht von der Kardiologie. Wenn es PJler*innen in der Anästhesie gibt machen die auch Unterricht. Die meisten OÄ geben sich auch sehr viel Mühe, v.a. in der Chirurgie muss man aber ein bisschen dahinter sein dass der Unterricht auch statt findet, da er durch OPs etc. oft verschoben wird.
Contras:
- Betreuung durch den PJ Beauftragten (s. Organisatorisches)
- Durch Zeitmangel bzw. Unerfahrenheit mancher Assistent*innen gestaltet sich die Lehre auf Station manchmal schwierig – vieles musste ich dann einfach selber nachschauen. Fragen kann man aber immer.
Allgemeinchirurgie:
Ist ein sehr guter Einstieg, der Chef ist wie in den Berichten zuvor beschrieben sehr um PJler*innen bemüht und erklärt sehr viel. Außerdem gibt es zwei sehr engagierte Oberärztinnen, die fachlich und menschlich echt top sind. Ich war durchschnittlich 1mal pro Tag im OP eingeteilt, dort durfte ich auch meistens die Hautnaht machen. Man ist sehr oft zu Strumektomien eingeteilt, bekommt aber auch viele andere OPs mit. Auf Station habe ich Arztbriefe geschrieben oder habe bei den Aufnahmen geholfen. Wenn es auf Station etwas Spannendes gab (Sonos, Nähen, Blasenkatheter …) durfte ich das meistens machen, die beiden Stationsärzte waren da wirklich sehr bemüht mich mit einzubeziehen.
Gefäßchirurgie:
Meine Zeit auf der Gefäßchirurgie war sehr spannend, aber auch ziemlich fordernd. Das lag v.a. daran, dass zu meiner Zeit nur ein sehr unerfahrener Assistenzarzt auf der Station war und wir zu zweit sowohl die Stationsarbeit erledigen mussten als auch im OP helfen (nach meiner Rotation gab es wieder zwei Assistenzärzte, das war dann wohl deutlich entspannter). Ich habe vor allem viel Organisatorisches zur Stationsarbeit gelernt (Labore anordnen & kontrollieren, Medikamente überprüfen und nach Rücksprache anpassen, Untersuchungen anmelden & Konsile stellen, Arztbriefe rechtzeitig fertig stellen…). Bei fachlichen Fragen konnte man jederzeit bei den OÄ nachfragen, auch der Chef ist super nett und nimmt sich oft Zeit für kleine Teachings. Insgesamt war ich nicht so viel im OP wie in der Allgemeinchirurgie, durfte aber meistens die Hautnaht machen. Ansonsten kann man auch immer in der Angio zu schauen, das Team dort ist sehr nett und erklärt viel. Insgesamt ein sehr spannendes Fach, nettes Team und man lernt eigenverantwortliches Arbeiten. Auf jeden Fall eine gute Übung für den Berufsstart.
Notaufnahme:
In der Notaufnahme arbeitet ein Facharzt und eine sehr erfahrene Assistenzärztin. Diese nimmt sich super viel Zeit für Lehre, man kann immer alles Fragen. Man sieht viele Röntgenbilder und bespricht dann auch zusammen die weitere chirurgische Versorgung auf Station. Wenn mal wenig los ist kann man sich aussuchen welches Thema man gerne zusammen besprechen würde, super für die Examensvorbereitung. Zu meiner Zeit wurde gerade eine neue Assistenzärztin eingearbeitet, die sich auch super um die PJler*innen gekümmert hat. Man kann meistens eigene Patienten betreuen, Anamnese und Untersuchung durchführen, bei Bauchpatienten auch schon mal vorschallen und sich einen Behandlungsplan überlegen und dann das weitere Vorgehen mit einem der Ärzt*innnen besprechen. Nähen konnte ich leider nicht so oft, weil ich einfach Pech hatte und es sehr wenige Schnittverletzungen gab (hierfür kann ich empfehlen mal einen Dienst am Wochenende mitzumachen, da durfte ich 5 Schnittverletzungen an einem Tag versorgen).
Organisatorisches:
Die Organisation durch die Personalabteilung ist gut, man stellt sich dort am ersten Tag vor und bekommt dann einen Laufzettel, mit dem man einmal durchs Klinikum muss & gleich alles Organisatorische erledigt (Telefon, Spint – Schloss nicht vergessen!, Kleidung, Fingerabdruckscanner , EDV Zugang….).
Die Organisation durch den PJ Beauftragten der Klinik fand ich allerdings sehr enttäuschend und war für mich einer der großen Minuspunkte dieses Tertials. Am ersten Tag wusste niemand, dass ich an diesem Tag anfange, über mehrere Umwege bin ich dann schließlich im Stationszimmer der Viszeralchirurgie gelandet. Den PJ Beauftragten selbst habe ich dann erst nach einigen Tagen durch Zufall im OP getroffen.
Ich weiß, dass es an anderen Kliniken ähnlich läuft, aber in einer sonst so familiären Atmosphäre wie in Husum hätte ich mir gewünscht, dass sich der PJ Beauftragte am ersten Tag wenigstens 5 Minuten Zeit nimmt, sich einmal kurz vorstellt und vielleicht noch kurz die Rotationsmöglichkeiten erklärt. Schade finde ich auch, dass die PJler*innen vor mir genau dieses Feedback persönlich an ihn weitergegeben haben und versprochen wurde, dass sich da etwas ändert – aber weder bei mir, noch bei der Kohorte nach mir hat sich da etwas gebessert.
Personalwohnheim:
Eigentlich steht alles Wichtige hierzu in den alten Berichten (kein Internet etc.), ich fands für die Zeit echt in Ordnung. Hier nur noch ein paar zusätzliche Infos:
- seit dem 01.01. dieses Jahres gibt es eine Kaution (500€)
- Bettwäsche & kleine Handtücher sind im Wohnheim vorhanden
- Die Küche im 7. Stock ist ganz okay ausgestattet, hier muss man eigentlich nichts extra mitbringen. In anderen Stockwerken fehlt es oft an Basiskochsachen wie z.B. Löffel, Pfannen…allerdings gibt es in der Nähe einen Discounter bei dem man so ziemlich alles bekommt