Ich habe mich für das Siloah entschieden aufgrund der sehr günstigen Lage und der sehr vielen internistischen Fachabteilungen, die es im Haus gibt.
Während der 16 Wochen hat man 4 Rotationen von je 4 Wochen. Hier darf man 3 Wünsche angeben (Kardio, Nephro, Hämatoonko, Gastro, Pneumo, ZNA) und in den meisten Fällen kann man dann auch tatsächlich alle dieser Abteilungen in seine Rotation.
Wie lehrreich die Tage im Siloah und damit auch das Tertial insgesamt, hängt meiner Meinung nach von 3 wesentlich Faktoren ab: 1. die Zuverlässigkeit des Blutentnahmedienstes, 2. bei welchen Assistenzärzt:innen man und und 3. wie stark die Abteilung zu dem Zeitpunkt unterbesetzt ist.
Das 1. war sehr gemischt, sodass man phasenweise nur ein paar Blutentnahmen und Zugänge selbst machen muss, aber auch an sehr vielen Tagen den ganzen Vormittag oder auch den kompletten Tag gar nichts anderes macht, wodurch man dann oft schon zeitlich gar nicht die Möglichkeit hat, eigene Patienten zu betreuen. Hier wurde angekündigt, dass die Strukturierung des Blutentnahmedienstes deshalb verändert werden soll, sodass dies für euch, die ihr diesen Bericht lest, hoffentlich ein bedeutend geringeres Problem als es das noch für uns war, sein sollte.
Zu 2. muss man sagen, dass die Mehrheit der Assistenzärzt:innen durchaus gewillt ist, einem immer wieder Fälle oder Vorgänge zu erklären. Dass ich da an jemanden geraten bin, der/die die Studierenden als Handlanger für Blutentnahmen/Zugänge sowie als reine Bürokraft für Aufklärungen, Telefonate und das Anmelden von Untersuchungen betrachtet hat, kam zwar vor, war jedoch ganz klar die Ausnahme. Insgesamt sind die meisten Assistenzärzt:innen recht PJler:innen-freundlich sind und wenn man bei einem etwas erfahreneren ist, kann man potentiell auch durchaus etwas mitnehmen.
3. ist ein strukturelles Problem des Hauses. Ich hatte den Eindruck, dass die Stellen auf die minimal notwendige Anzahl ausgelegt sind, sodass die Abteilung, sobald eine Person krank ist, bereits deutlich bemerkbare Probleme durch Unterbesetzung bekommt, was für die PJler:innen dann bedeutet, dass dann auch die lehrmotivierten Assistent:innen kaum Kapazitäten haben, um einen wirklich gut an das Betreuen eigener Patient:innen anleiten zu können. Dieses Feedback, dass unter der schlechten Besetzung auch die Studierendenen und die Funktion als Lehrkrankenhaus leiden, wurde wohl auch an die Klinikleitung in Hoffnung auf Besserung der Situation weitergetragen.
Wenn man in den "normalen" Abteilungen ist, ist man nahezu die gesamte Zeit mit Stationsarbeit beschäftigt. Wenn man mal Zeit hat, um in die Funktionsbereiche zu gehen, sind die dortigen Oberärzte allerdings sehr freundlich und versuchen während der Untersuchungen viel zu erklären. Wenn man jedoch keine ZNA-Rotation hat, kommt man eigentlich nicht wirklich dazu Patient:innen tatsächlich aufzunehmen und vollständig zu untersuchen.
Hier wäre es für die Zukunft wünschenswert, wenn es für alle Studierenden eine kurze Rotation explizit in die Funktionsbereiche gäbe, damit man Fertigkeiten wie das Sonographieren auch gut lernen kann.
Der PJ-Unterricht wird täglich angeboten und findet meistens auch statt. Zwar waren die meisten Stunden eher wie eine Vorlesung aufgebaut, jedoch wurde bereits angekündigt, dass es hier in Zukunft mehr praktische Kurse wie z.B. einen EKG-Kurs geben soll, was, wie ich finde, eine sehr sinnvolle Ergänzung wäre.
Mittagessen gibt es in der Krankenhausmensa, allerdings muss man die für den Mitarbeiterpreis bezahlen. Dieser liegt je nach Essen meist bei 4-5€. Dafür ist da Essen meines Erachtens für Krankenhausverhältnisse ganz ordentlich.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil des Hauses ist auch, dass es sehr viele andere PJ-Studierende gibt, sodass man sich vor und nach dem PJ-Unterricht, beim Essen oder auf der Station, wenn man mit mehreren auf der gleichen Station ist, immer wieder sehr gut austauschen kann.
Insgesamt bin ich bezüglich meines Tertials im Siloah recht zwiegespalten. Einerseits waren die meisten Ärzt:innen, mit denen ich zu tun hatte, durchaus motiviert, mir Dinge beizubringen, jedoch war es für mich vor allem durch strukturelle Dinge - zu viel Zeit, die ich mit dem Legen von Zugängen oder Blutentnahmen verbringen musste, personelle Unterbesetzung durch das Kürzen von Stellen, usw. - nicht wirklich möglich war, im Stationsalltag regelmäßig eigene Patienten zu betreuen und um ehrlich zu sein, würde ich nicht sagen, dass ich durch dieses Tertial in der Lage bin, mit tatsächlicher Verantwortung auf einer Station zu arbeiten, was ja eigentlich der Sinn des ganzen Tertials hätte sein sollen.
Ich hoffe sehr, dass die uns am Ende angekündigten Veränderungen dazu führen, dass das Tertial im Siloah für zukünftige PJler:innen lehrreicher wird, als es das für mich war, denn durch seine sehr breite Aufstellung und die hohe fachliche Kompetenz hat das Haus natürlich ein enorm hohes Potential, welches es derzeit leider bei weitem nicht ausschöpft.