Ich habe mein erstes Tertial in der Inneren in HST aufgrund der guten Bewertungen hier und einer vorherigen Famulatur auf der dortigen Intensivstation gemacht. Ich wurde nicht enttäuscht.
Vorweg sind alle Personen, von der Sekretärin bis zum Chefarzt, einfach sehr freundlich, zugewandt und man begegnet sich auf Augenhöhe.
Ca. 1 Monat vor Tertialbeginn meldet sich OA Robinson (PJ-Beauftragter) per Mail und erfragt die Rotationswünsche, welche alle erfüllt werden konnten.
Ich bin auf der Nephrologie gestartet, eine in Stralsund eher kleine Abteilung mit angeschlossener Dialysepraxis. Hier war der Ablauf eher entspannt, ideal für den Einstieg in den Klinikalltag und um sich mit dem doch recht uninutitiven SAP-System auseinanderzusetzen. Man startet wie in den meisten inneren Abteilungen um 7:30 mit der Frühbesprechung, dann geht es auf Station zur Visite. Diese ist ungezwungen und es wird auch hier und da ein Späßchen gemacht. Nach der Visite werden im Arztzimmer bei komplizierteren Fällen Therapiekonzepte geplant, Arztbriefe geschrieben, Konsile bearbeitet...der normale Stationsalltag halt. Ich habe mir die Zeit genommen und mir gerade bei den komplexeren Patienten die ganze Vorgeschichte genau angeschaut um dann auch deren Briefe zu schreiben. Natürlich keine hochspannende Aufgabe, aber auch dies will gelernt sein und die Ärzte freuen sich, wenn man ihnen auch nur einen Brief abnimmt. Man wird nicht dazu gedrängt, möglichst viele in kurzer Zeit zu produzieren, sondern kann in seinem eigenen Tempo auf Qualität achten. Highlight für mich war in der Nephrologie die sono-gestützte Anlage von 2 Pleuradrainagen. Wenn nicht viel zu tun ist wird man dann auch gerne mal um 14:30 oder 15:00 Uhr heim geschickt.
Als nächstes ging es auf die Gastro. Hier hatten sie stark mit Personalproblemen zu kämpfen, was aber nie zu Lasten des PJlers war. Ich bin meist vormittags nach der Team-Besprechung mit ins Sono gegangen. Hier habe ich dann alle Patienten vorgeschallt und der FA/OA hat sie dann nochmal nachgeschallt, dabei viel erklärt und gezeigt. Die beiden Ärzte im Sono waren super nett und haben sich viel Zeit genommen. Hier konnte ich auch 2x unter Anleitung eine Leberpunktion durchführen. Ansonsten bin ich meistens in der Endoskopieabteilung gewesen. Hier schaut man bei den meisten Eingriffen nur zu (Kolo/Gastro/EUS/ERCP), darf aber ab und an auch beim Chef oder OA das Endoskop selbst etwas führen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Das gesamte Team ist super herzlich. Mein Highlight war in der Endoskopie die Anlage von 3 PEGs via Fadendurchzug, bei der der CA/OA die Endoskopie übernommen hat und ich den sterilen chirurgischen Part übernehmen konnte. Visiten bin ich eher weniger mitgelaufen, Briefe habe ich vielleicht 3 insgesamt geschrieben.
Die Intensivstation kannte ich bereits von einer 2 wöchigen Famulatur im vorherigen Jahr. Die Station hat einen sehr guten Ruf was die Qualität angeht und ist durch das interdisziplinäre Management von sowohl internistischen als auch chirurgischen und neurologischen Patienten inklusive ECMO-Therapie sehr breit aufgestellt. Man beginnt mit der Übergabevisite vom Nachtdienst und wird dann primär einem der Ärzte zum Mitlaufen zugeteilt. Mit diesem macht man dann den täglichen Untersuchungsstatus, legt das Tagesziel fest, optimiert Beatmung, Kreislauf, Diurese... Intensivmanagement halt. Wenn irgendwo interessante Maßnahmen anstanden, wurde man aktiv dazugeholt und wenn man sich nicht blöd anstellt, durfte man auch relativ schnell viel unter Aufsicht und später auch ohne Aufsicht machen. In dem Monat auf ITS habe ich ca. 15 Arterien und ca. 10 ZVKs gelegt, 2 Schleusen inklusive temporärem Schrittmacher, Shaldons, eine Thoraxdrainage in Seldiger, Bronchoskopiert... der Zuwachs an praktischen Skills war enorm. Zusätzlich habe ich auch hier viel mit dem Ultraschall arbeiten können. Die Oberärzte waren sehr daran interessiert einem etwas beizubringen und haben das in meinen Augen auch sehr gut geschafft.
Als letzte Rotation ging es in die ZNA. Für mich als Notfallsanitäter natürlich ein bisschen ein Heimspiel. Ziemlich schnell habe ich hier meine komplett eigene Patienten aufgenommen, von Kopf bis Fuß untersucht, sonographiert und dann den FÄ/OÄ mit meiner Verdachtsdiagnose übergeben und das weitere Vorgehen erst wie ich es machen würde vorgeschlagen und dann besprochen. Sollte irgendwas Interventionsbedürftiges dabei rausgekommen sein durfte ich auch dies meist unter Aufsicht machen (sono-gestützte PVKs, Thoraxtrainage, Pleurapunktion, ZVK, Arterie...). Bei Schockräumen war ich auch sofort Teil des Teams am Patienten und habe nicht ohne Aufgabe Nebendran stehen müssen. Auch in der ZNA waren alle super nett, hilfsbereit und an Lehre interessiert.
Dienstags und Donnerstag gab es PJ-Unterricht. Jeden Dienstag hat der leitende OA der Hämato/Onko ein Seminar zu Themen aus seinem Fachbereich gehalten. Donnerstags wurde wöchentlich zwischen allen Abteilungen der Inneren + ITS und ZNA rotiert und Fallvorstellungen gemacht, spannende Patientenfälle besprochen, EKG-Kurse gehalten... die Qualität war in der Regel wirklich gut.
Mittag gab es kostenlos in der Mensa, man konnte zwischen 3 Gerichten wählen (ein viertes "Premium-Gericht" kostete 1,5€ Aufpreis) und war geschmacklich solide. Es ist immer darauf geachtet worden, dass man zum Mittagessen kommt, ich habe es nicht einmal verpasst.
Zusammenfassend haben mir gerade Zeiten auf ITS und in der ZNA richtig Spaß gebracht und ich habe um Längen mehr Praktisches gelernt als ich mir zuvor erhofft hatte. Den Namen "Lehrkrankenhaus" nimmt die Innere Medizin in Stralsund wirklich ernst und ich kann jedem hier ein Tertia empfehlen!