Krankenhaus Orga:
Mein halbes Tertial in Dar Es Salaam war sehr kurzfristig, nachdem mehrere andere Projekte kurzfristig abgesagt hatten und die Zusage erfolgte recht schnell. Im weiteren Mailverkehr kam dann Einiges nicht an, einfach nicht verzweifeln und nochmal schicken, dann klappt das schon. In der ersten Woche muss man sich auf dem MUHAS-Campus (Uni) um sehr viele Formalitäten kümmern, den Head of Surgery (der meist nur bis 7:30 Uhr im Büro ist oder garnicht) treffen uvm. + zusätzlich ist es ratsam, sich schon vorher konkrete Vorstellungen zu einem eigenen Rotationsplan für seine PJ-Zeit zu machen und es gleich am Anfang vorzulegen. Jeder Stationswechsel muss offiziell nochmal neu bei den jew. Chefs angemeldet werden und das dauert alles ewig. Ich habe es dann einfach inoffiziell gemacht, bin hingegangen oder mit anderen Studis mitgegangen.
Krankenhaus Inhalte:
Eigeninitiative ist gefragt, dauerhaft - man kann sehr viel Glück mit den richtigen Interns/Residents/Specialists haben, die einem auf gutem English viel beibringen, mitnehmen und erklären, aber auch das Gegenteil. Ich habe die erste Zeit größtenteils im Haupt-OP-Trakt verbracht, dieser besteht aus 8 Sälen und es gibt einen großen Plan, mit allen stattfindenden OPs für den Tag. Dort erkennt man dann meist schon Ärzte, bei denen es sich "lohnt" dazuzukommen, weil sie entweder erklären oder ev. auch eine Assistenz möglich ist. Hierbei sind mir besonders Dr. Mavura (Allgemeinchirurgie), sowie die Residents der ENT, Facial Surgery/Dentistry und Uro positiv im Kopf geblieben. Die Surgical Wards und Ward rounds fand ich eher wenig lohnend, aber durchaus mal spannend um einen Einblick der dortigen Zustände und Krankheitsbilder zu bekommen.
Die letzten 2 Wochen war ich noch in der Gyn/Obstetrics Kreissaal+ OP, mit einem sehr netten Team (besonders die Midwifes), wo man auch schneller mehr praktisch mit helfen kann und sowohl natürliche Geburten als auch C-Sections assistierend oder komplett selbstständig unter Anleitung durchführen kann.
Alle Patient files sind auf Englisch, allerdings manchmal unleserlich und das mündliche Englisch war doch auch oft eher schwer verständlich und ein grober Wortschatz an Suaheli (besonders der Begrüßungs-Smalltalk) unabdingbar, um gut aufgenommen zu werden als "Muzungu".
Als Fazit zum Krankenhaus bleiben viele moralische als auch medizinische Bedenken zwischen viel bezahltem Geld, fehlender Organisation, Hygiene und Ausstattung sowie auch Gesundheitsleistungen auf Bezahlung, die sich viele Patienten kaum leisten können und wo der Weg dieses Uniklinikums in der Hauptstadt noch weiter hingeht + wo man selbst seine Rolle als "weißer" und definitiv vermögenderer deutscher Medizin-Studierender schlussendlich einordnet.
Freizeit:
Lange Wochenenden oder Urlaub ist gut möglich und auch nötig um im Land low budget und ohne Flug von A nach B zu kommen. Wir sind viel Bus (fährt von versch. Busterminals in Dar etwas außerhalb in alle mgl. Städte des Landes immer früh 6 Uhr los, sehr anstrengend ohne AC auf schlechten Straßen, schlimmste Busfahrt war 18 Stunden) oder Zug (TAZARA Richtung Sambia/Mbeya sehr zu empfehlen, gibt auch 2x/Wo. Züge nach Kigoma oder Mwanza) gefahren, und haben auf diesem Weg viel von Land und Leuten kennengelernt. Westtansania ist sehr ländlich geprägt, touristisch und auch infrastrukturell wenig bis gar nicht erschlossen, aber mit den Lakes Malawi+Tanganyka/Kigoma und Mwanza am Viktoriasee sehr spannende Reiseziele. Allerdings definitiv kein Erholungsurlaub - und deshalb eine Zeit am Meer auf Sansibar oder auf dem Festland (Kipepeo Beach, Kilwa) sehr zu empfehlen. Wer gern wandert, sollte in die Usambara, Uluguru oder Udzungwa Mountains fahren, allerdings frustranerweise fast immer nur mit bezahltem Guide möglich. Rabatte bei NPs und der Sansi-Fähre gibts mit dem Muhimbili-Ausweis, wenn man sich auf eine Diskussion einlässt. Tipp für günstige Safari: Dala dala von Morogoro nach Mikumi oder Sumbawanga nach Kigoma, dort fährt man auf der normalen Straße durch Nationalparks und kann mit etwas Glück viele Tiere (Elefanten, Giraffen, Zebras, Büffel, Löwen, Antilopen) sehen. Der Rest an touristischen Aktivitäten im Land (Serengeti, Kili-Besteigung ist selbst bei einem guten Guide und Deal sehr teuer, aber lohnen sich bestimmt sehr.
Dar: Fähre nach Kigamboni und der Fischmarkt, die Downtown mit vielen guten indischen Restaurants und den historischsten Häusern der jungen Stadt, Mr. Discount billigster bester Supermarkt, Kariakoo + Kisutu market oder Karume market für Klamotten und alles was man so braucht, High spirit lounge-Rooftop, Chaivala/Central park/Wild flour-Café, Spice Up und Tairo-Bar direkt am Krankenhaus, Polos-Bar, Nafasi art space, Kino in der Aura mall Mo+Do sehr billig
Bewerbung
Auch kurzfristig noch 1-2 Mo. vorher möglich über die in den anderen Berichten verlinkte Mail an Ms. Gladys Malimi (eine höchst spannende Persönlichkeit und mehr oder weniger kompetente Organisatorin), der Elective internal students-Koordinatorin. Sie schickt euch einen Bestätigungsletter und alles weitere wird dann vor Ort persönlich besprochen am ersten Tag.