Anfangs war ich etwas verunsichert wegen des "weiten" Weges und der nicht ganz so guten Bewertungen, die ich im Vorfeld gelesen hatte aber all diese Sorgen haben sich schnell gelegt. Meine Kollegin und ich wurden sehr herzlich vom Team der Chirurgie in Wr. Neustadt aufgenommen und jeweils zu einer Station zugeteilt.
Dienstbeginn ist täglich mit der Morgenbesprechung um 7:10, jeden Montag findet anschließend an diese eine Fortbildung statt. Danach geht man mit zur Visite, außer man wird direkt gefragt ob man mit in den OP kommt. Täglich wechseln die langen Tische zwischen Kolon, HPB, Mamma, Endokrino, Gefäß usw.. Also es erwartet einen ein ausgesprochen abwechslungsreiches Programm und man kommt viel zum assistieren, da sich die Stationsarbeit in Grenzen hält. Man wird gelegentlich gebeten einen Venflon zu stechen, eine Zuweisung zu schreiben oder einen Brief anzufertigen aber nichts das einen davon abhält in den OP zu gehen (für mich besonders wichtig, da ich im Tertia davor oft nicht in den OP konnte wegen viel zu viel Stationsarbeit).
Wenn man mal nicht in den OP will oder schon genug Leute eingeteilt sind, kann man in die Ambulanz oder zur Endoskopie. Besonders empfehlenswert ist die Allgemeinambulanz - viele Abszesse die man drainieren kann ;)
Was mir auch sehr gefallen hat ist, dass man am Tumorboard teilnehmen konnte und man oft ohne Nachfrage was erklärt bekommt. Zugegeben liegt das auch daran, dass ich mein Interesse kundgetan habe aber verständlicherweise erklärt man Uninteressierten auch nicht viel. Wenn man allerdings aufnimmt was einem beigebracht wird, setzt sich der Chef auch mit einem persönlich hin und erklärt einem beim Kaffee Operationen und zeichnet auch geduldig alles auf. Für mich ein riesen Benefit. Immerhin weiß ich jetzt, was der Unterschied zwischen den Operationstechniken von Ivor Lewis und Akiyama ist.
Zur Anreise: Mit dem Zug von Wien gehts recht schnell, zu Fuss vom Bahnhof zum Krankenhaus braucht man ca 15 (Pro-Tipp: man kann sich Fahrräder kostenlos am Bahnhof ausborgen, die man beim Krankenhaus wie Citybikes wieder abstellen kann - dann ist man noch schneller) ODER man fährt mit dem Auto und parkt kostenlos in der Blumengasse (Fußweg ca 7 Minuten).
Die vergangenen 8-Wochen waren für mich ein voller Erfolg und ich kann die Abteilung uneingeschränkt für alle chirurgieinteressierten Studenten empfehlen!
Bewerbung
Für Studenten der staatlichen österreichischen Unis erfolgt die Anmeldung über das KPJ-Portal des Landes Niederösterreich.
Ein PJler aus Salzburg hat mir erzählt, dass er sich via Mail beworben hat . Klang recht unkompliziert und sollte auch kurzfristig möglich sein, da die Plätze selten voll belegt sind.