Etwas abgeschreckt von den vorherigen Bewertungen bin ich mit gemischten Gefühlen in mein PJ-Tertial gestartet. Die Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bestätigt und ich hatte ein schönes Tertial in Wismar.
Es gibt zwei Stationen, die Orthopädie/Unfallchirurgie und Allgemein-/Viszeral-/Gefäß- und Thoraxchirurgie. Gewechselt wird nach der Hälfte des Tertials, so dass man jeweils 8 Wochen auf einer Station verbringt.
Orthopädie/Unfallchirurgie:
Auf dieser Station habe ich mein Tertial begonnen. Wir wurden sehr nett von den Assistenzärzten der Station empfangen. Diese sind wirklich super lieb, man hat den Eindruck sie machen ihre Arbeit gern und nehmen sich auch die Zeit mit einem Befunde, Röntgenbilder oder MRTs zu besprechen,
Der Stationsalltag sieht dort wie folgt aus. Morgens treffen sich alle zur Frühbesprechung und es folgt die Visite. Im Anschluss ging oft ein PJler in den OP (wir waren anfangs 3, dann 2 PJler). Auf Station wurde dann zunächst Blut abgenommen und Flexülen gelegt. Das hielt sich jedoch in Grenzen und war relativ schnell erledigt. Danach galt es die in der Visite besprochenen Aufgaben zu erledigen. Das heißt Untersuchungen anmelden, Befunde anschauen, mit dem Sozialdienst sprechen, Briefe schreiben, Verbände wechseln und Drainagen ziehen. Da man mit den Assistenzärzten in einem Zimmer saß, wurden diese Aufgaben von allen erledigt und man konnte jederzeit Fragen stellen. Insgesamt war es eine sehr angenehme Atmosphäre auf Station.
Man konnte auch jederzeit mit in die Notaufnahme. Dort hatte man Gelegenheit die Patienten zu untersuchen, beim Reponieren zu assistieren oder Wunden zu versorgen.
Mit dem Chef und den Oberärzten hatte man vor allem im OP zu tun. Dort musste ein PJler als 2. Assistenz zu den Hüften und Knie-TEP-Wechseln. Zu allen anderen OPs waren wir immer gern gesehen, aber es war kein Muss. Dort musste man vor allem Haken halten und konnte Drainagen annähen, knoten und tackern. Bei den Hüften hat man leider nicht viel gesehen, aber bei Pausen konnte man immer mal wieder kurz auf die andere Seite gehen und schauen. Die Oberärzte sind im OP meist eher schweigsam und es wurde von sich aus nicht viel erklärt. Sie sind aber alle sehr nett und man konnte immer Fragen stellen.
Insgesamt hat es mir auf der Station gut gefallen und man hat vor allem gelernt wie der Stationsalltag abläuft und wie man diesen gut organisiert.
Allgemein-/Viszeral-/Gefäß- und Thoraxchirurgie:
Auf dieser Station scheint sich die Situation gebessert zu haben. Hier arbeiten derzeit 3 Assistenzärzte und wir waren 2 PJler.
Hier beginnt der Tag mit der Visite, die immer von Oberärzten durchgeführt wird. Zur Chefvisite ist es auch gern gesehen wenn man als PJler 1-2 Patienten vorstellt. Dies ist eine gute Übung und auch wenn man dabei nicht alles weiß, ist das gar kein Problem. Zur anschließenden Frühbesprechung wurden auch gern interessante Befunde gezeigt und besprochen.
Für einen PJler ging es danach meist direkt in den OP, denn bei fast allen war man als 1. Assistenz eingeteilt. Bei Schilddrüsen und großen Bauch-OPs auch mal als 2. Assistenz. Da wir zwei PJler waren, konnten wir uns die OPs gut einteilen. Dort hat man die Kameraführung bei laparoskopischen und thorakoskopischen Eingriffen, knoten und nähen gelernt. Auch war man manchmal 1. Assistenz bei offenen bauchchirurgischen Eingriffen, was nochmal besonders interessant war. Es wurde viel erklärt und man konnte jederzeit Fragen stellen. Auch bei gefäßchirurgischen Eingriffen war man fast immer als 1. Assistenz eingeteilt. Hier hat man auch alle nötigen Handgriffe gelernt. Insgesamt war das schon sehr interessant, allerdings waren es meist sehr lange und anstrengende OPs und die Laune des Operateurs korrelierte mit dem Zustand der Gefäße, so dass man manchmal ein hartes Fell brauchte. Wenn alles gut lief, waren aber auch das spannende und lehrreiche OPs. Es war auch hin und wieder der Fall, dass man länger geblieben ist, da man noch im OP stand. Wenn aber abzusehen war, dass es wirklich deutlich später wird, wurde man abgelöst. Wenn man mal früher gehen musste, war dies auch gar kein Problem.
Für die Stationsarbeit haben die PJler ein eigenes Zimmer, was sehr angenehm zum arbeiten war. Andererseits musste man bei Fragen immer anrufen oder in die anderen Zimmer laufen und hat so weniger vom Stationsalltag mitbekommen. Die Aufgaben des PJlers sind hier auch Blutabnahmen und Flexülen. Danach hat man sich meist den Arztbriefen gewidmet oder kleinere organisatorische Sachen erledigt. Auch hier teilt man sich diese Aufgaben mit den Assistenzärzten. Wenn Zeit war, konnte man auch mal mit in die Notaufnahme oder in die Sprechstunde gehen. Manchmal wurde man auch früher nach Hause geschickt. Länger musste man auf Station so gut wie nie bleiben.
Man muss sagen, dass auf der Station nicht immer alles rund läuft. Manchmal ist die Stimmung etwas angespannt. Dies hat man als PJler mitbekommen, aber es hatte nie mit uns zu tun und man war immer gern gesehen. Alle waren sehr nett und froh, dass wir da sind.
Insgesamt ist zu sagen, dass es mir auf der Station gut gefallen hat. Man hat viel gelernt und es war nie langweilig. Obwohl ich vorher nie etwas mit der Chirurgie zu tun hatte und es eher als Pflicht empfunden habe, ein chirurgischen PJ-Tertial machen zu müssen, habe ich gefallen daran gefunden.
Studientage:
Es gibt 8 pro Tertial, die man sich frei einteilen kann.
Seminare:
Meist gibt es 1-2 pro Woche. In den chirurgischen Fächern kann man nicht immer daran teilnehmen, weil man oft noch im OP steht. Es wurde auch versucht, die meisten früher zu beginnen (ca. 14 - 14:30 Uhr), damit die chirurgischen PJler deswegen keine Überstunden machen müssen. Die Dozenten waren auch sehr engagiert und die Seminare sehr lehrreich.