PJ-Tertial Chirurgie in Spital Walenstadt (11/2021 bis 3/2022)

Station(en)
Chirurgie, Orthopädie, Notfall
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Ich war 2021/22 für ein ganzes Tertial in Walenstadt. Das Spital ist mit unter hundert Betten recht klein. Als Chirurgie-Unterassistent wechselt man zwischen der Allgemeinchirurgie und Orthopädie (den Rhythmus kann man mit seinen Mit-PJs ausmachen). Das Spital liegt recht malerisch in einem Tal recht nah am Walensee und ist umgeben von Skigebieten. Dementsprechend war das chirurgische Spektrum während meines Winter-Tertials auch recht unfallchirurgisch dominiert. Das Spital war während meines Aufenthaltes recht stark im Umbruch und wird ab 2023 wohl von einem anderen Träger weiter geführt, mein letzter Stand war damals, dass die Orthopädie wohl ausgegliedert wird und die Allgemeinchirurgie mit erweitertem Team die Unfallchirurgie mit abdeckt. Wie das Spital aber genau ab 2023 läuft, war zu meiner Abreise noch nicht ganz klar.

Beide Abteilungen hatten ein recht kleines Stammteam mit jeweils 1-2 Oberärzten und 3 Assistenten. Die allermeisten Ärzte waren sehr nett, ich hatte stets das Gefühl, auf Augenhöhe behandelt zu werden. Zu den festen Aufgaben als Unterassistent gehörten vor allem die Voruntersuchungen vor Operationen (nahezu nie mit Relevanz, daher manchmal den Beigeschmack von Beschäftigungstherapie), OP-Assistenzen, Dokumentation bei der Visite und Mitarbeit auf der Notfallstation. Unter allen Unterassistenten (auch Medizin, Anästhesie etc.) wurde immer der Pikett-Dienst für Wochenende und Nacht sowie der Spätdienst auf der Notfallstation verteilt. Für Wochenend-Bereitschaft bekam man pro Tag einen Kompensationstag, den man frei nehmen konnte.

Das operative Spektrum in der Allgemeinchirurgie bestand v.a. aus Blinddärmen, Gallenblasen und Hernien sowie Amputationen und Spalthautdeckungen. Grössere Eingriffe waren eher selten. Bei Interesse durfte man oft als erste Assistenz mit an den Tisch und auf Nachfrage fast immer zunähen. Des Weiteren waren Belegärzte aus HNO, Urologie, Gynäkologie und Handchirurgie an die Allgemeinchirurgie angegliedert, auch hier konnte man regelmässig mitoperieren und viel lernen.
In der Orthopädie liefen viele Arthroskopien und Endoprothik sowie das, was halt unfallchirurgisch anfiel. Hier war man oft als zweite Assistenz eingeteilt, selten als erste. Durch verschiedene Oberärzte, die tageweise von den anderen Standorten vorbei kamen, wurde praktisch jedes Gelenk abgedeckt. Wirbelsäulenchirurgie lief allerdings keine.
Generell wurde während den OPs viel erklärt. Ich kam nahezu als OP-Neuling in Walenstadt an und wurde sehr freundlich in alles eingelernt. Am Ende habe ich wieder erwarten wirklich Spass an Chirurgie gehabt. Generell musste man auch seltenst in den OP, wenn man nicht so viel Lust hatte, fand sich fast immer ein anderer Unterassistent oder Assistenzarzt.

Am meisten Spass hatte ich auf der Notfallstation. Hier durfte man (je nach Fähigkeiten) Patienten weitestgehend selbstständig betreuen und von A-Z abarbeiten. Der Notfall ist interdisziplinär, d.h. als Unterassistent macht man chirurgische, orthopädische und medizinische Patienten und bespricht diese dann jeweils mit den zuständigen Kaderärzten. Chirurgische Wundversorgungen konnte man sehr oft machen. Wenn man sich etwas engagiert, darf man auch mal eine Pleurapunktion oder eine Schulterreposition (insb. von denen gab es während der Skisaison sehr viele) machen. Insbesondere im Spätdienst und am Wochenende konnte man auch oft Patienten vorschallen etc.

Ich habe im Wohnheim auf dem Spitalgelände gewohnt. Die Zimmer sind vollkommen in Ordnung und das Zusammenwohnen mit den Kollegen fand ich sehr nice. Am Wochenende und unter der Woche fanden oft Unternehmungen mit den Assistenzärzten statt. Insbesondere die Assistenten aus der Inneren sind wirklich ein suuper nettes Team und sorgen dafür, dass man definitiv eine erfüllte Freizeit in Walenstadt geniessen kann.

Insgesamt ist Walenstadt ein Top Adresse, wenn man Basics lernen will. Ich habe recht solide Nähen, Gelenkuntersuchungen und OP-Basics gelernt und damit meine Ziele fürs Chirurgie-Tertial voll erfüllen können, ohne mich dabei zu überarbeiten. Die Gegen ist super schön, die Leute super nett und die Skiunfälle zahlreich. An Schlechtwettertagen war allerdings häufig recht wenig zu tun, man konnte dann entweder aufs Stex lernen, Doktorarbeit schreiben oder (so wie ich) Zehnfingerschreiben lernen :P

Insgesamt würde ich das Tertial so allen empfehlen, die bisher eher wenig Berührungspunkte mit Chirurgie hatten und aber trotzdem Bock haben, was zu lernen und selbstständig zu arbeiten. Wer grosse Chirurgie sucht und die gängigen Sachen schon zig mal gesehen hat, ist hier allerdings sicher fehl am Platz. Wie das Spital dann im neuen Konzept läuft weis ich natürlich nicht, generell glaube ich aber nicht, dass man mit einer Bewerbung was falsch machen kann. Allein wegen der Umgebung ist das ganze insbesondere fürs Wintertertial hochgradig empfehlenswert.

Bewerbung
Ca. 1.5 Jahre im Voraus, den Vorlauf braucht man wohl auch in der Regel. Geht aber kurzfristig im Einzelfall bestimmt auch früher.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
EKG
Tätigkeiten
Untersuchungen anmelden
Notaufnahme
Punktionen
Röntgenbesprechung
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Braunülen legen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Unterkunft gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
1000 CHF
Gebühren in EUR
350 CHF

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.4