Vorweg: Während meines PJ-Tertials ist die Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) aufgrund der COVID-19-Pandemie leider gerade zur Corona-Station umfunktioniert worden. Da pandemiebedingt auch nur sehr eingeschränkt Fernreisen unternommen werden konnten und deshalb kaum Reiserückkehrer aufschlugen, war mein eigentliches Tropenmedizin-Tertial sehr SARS-CoV-2-lastig.
Die Tropenmedizin am UKE ist organisatorisch Teil des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) und unter dem Dach der 1. Medizinischen Klinik (Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie) angesiedelt. Das Sekretariat des ZIM organisiert auch das tropenmedizinische PJ, sodass man an allen ZIM-Fortbildungen und dem PJ-Unterricht der Internisten mit teilnehmen kann, wenn man möchte. Zusätzlich gibt es noch eigene infektiologische und tropenmedizinische Fortbildungen, die Lehre ist also sehr umfangreich. Die Bernhard-Nocht-Klinik (BNK) ist die infektiologische/tropenmedizinische Normalstation des UKE mit 22 Betten und befindet sich ebenfalls auf dem Gelände des Uniklinikums - nicht zu verwechseln mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) am Hafen. Vom UKE gibt es Kleidung, täglich 5 Euro Guthaben auf der Mensa-Karte, einen Spind in der PJ-Umkleide und ein Dienst-Handy. Letzteres ist in der BNK völlig nutzlos, weil es in dem Gebäude keinen Empfang gibt.
Die Station ist internistisch geführt, der Stationsalltag entspricht weitestgehend dem einer gewöhnlichen internistischen Station. Während meiner Zeit war die BNK - sowohl auf ärztlicher als auch auf pflegerischer Seite - meist sehr gut besetzt. Das gesamte Team war wirklich ausgesprochen freundlich, wertschätzend und hilfsbereit und die Station (im Gegensatz zu anderen Krankenhäusern) auch ohne PJ-Studierende arbeitsfähig. Wenn man gerne Blutentnahmen machen oder Zugänge legen möchte, hat man natürlich trotzdem die Gelegenheit dazu. Ansonsten wird man als PJ voll in das Team integriert (im positiven Sinne) und kann mit der Zeit auch Patient:innen selbstständig betreuen, Aufnahmegespräche und -untersuchungen durchführen, Sonografie, EKGs befunden, Patient:innen in den Visiten vorstellen, Briefe schreiben, Untersuchungen anfordern, etc. Natürlich alles unter ärztlicher Supervision, bei Fragen oder Problemen gab es immer Unterstützung. Auch interventionell waren alle Ärzt:innen sehr motiviert, mir Techniken beizubringen (u.a. Knochenmarkspunktion, Lumbalpunktion, Pleurapunktion, Aszitespunktion, Mikroskopie). Ich hatte hier wirklich NIE das Gefühl, als Student ausgenutzt zu werden und bin abends häufig länger geblieben, weil es einfach Spaß gemacht hat.
Oft stellen andere Stationen des UKE Konsil-Anforderungen an die Infektiologie, die man, wenn man möchte, mit bearbeiten kann. Hier lernt man nicht nur viele andere Stationen und Fachgebiete kennen, sondern erhält auch fundierte Einblicke in eine Vielzahl komplexer infektiologischer Krankheitsbilder (Endokarditis, Knochen- und Weichteilinfektionen, Sepsis, etc.) und kann sich differenzialdiagnostisch austoben. Außerdem finden wöchentliche interdisziplinäre infektiologische Boards statt, an denen man teilnehmen kann. Ich habe hier wirklich sehr viel wertvolles Wissen über den rationalen Einsatz von Antiinfektiva mitnehmen können.
Wer möchte, kann Teile des Tropenmedizin-Tertials auch in der Diagnostik absolvieren, beispielsweise in der Mikrobiologie oder am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) am Hafen. Das Labor dort ist spezialisiert auf die Diagnostik tropenmedizinischer Erreger. Zudem betreibt die Infektiologie noch eine infektiologische Ambulanz, wo bspw. Patienten mit HIV oder chronischer viraler Hepatitis behandelt werden. Als besonderes Highlight findet einmal im Monat eine Übung des BZHI statt, dem Behandlungszentrum für hochkontagiöse Infektionskrankheiten mit eigener Sonderisolierstation der höchsten biologischen Schutzstufe. Wer nett fragt, kann eine Führung durch die Anlage bekommen oder selbst einmal einen Schutzanzug anprobieren.
Insgesamt kann ich das PJ in der Tropenmedizin am UKE nur wärmstens empfehlen. Hamburg ist ein renommierter Standort für Infektiologie und Tropenmedizin, Pfleger:innen und Ärzt:innen dort brennen für ihr Fachgebiet. Als PJ-Studierender kann man in diesem Umfeld unglaublich viel lernen, selbst, wenn gerade Pandemie ist. Mit SARS-CoV-2 habe ich mich in meiner Zeit dort übrigens allem Anschein nach nicht infiziert. Trotz täglichem Kontakt mit teils hochinfektiösen Patient:innen waren die 2x wöchentlich durchgeführten PCR-Tests immer negativ.