Insgesamt: das Behring ist für ein Chirurgie-Tertial in Berlin (meist keine berauschenden Bedingungen) vermutlich eine der besten Anlaufstellen, mit ganz akzeptablen Bedingungen.
Großes Plus sind die 470€ aufwandsentschädigung, die immer zum 15. des Monats ausbezahlt wird (dafür kein kostenloses Essen). Auch bezüglich Fehltagen wurde kein strenges Buch geführt - Krankeheitstage, ggf. auch Urlaub können durchaus mal unter den Tisch fallen, insbesondere aus den ersten beiden Rotationen (sucht euch in der letzten Rotation eine*n nette*n Ärzt*in, die ihr rechtzeitig ansprecht). Der PJ-Verantwortliche Prof. Schott (Gastro) ist da auch nicht besonders streng hinterher.
Die Einbindung auf Station und im OP ist sehr variabel ja nach Rotation, die Notaufnahme habe ich ca. 3x kurz gesehen, ITS ebenfalls - wem diese wichtig sind würde ich eher zu einer anderen Einsatzstelle raten, vielleicht hatte ich aber nur besonders Pech.
Unterricht: 3x die Woche 15:30 bis 16:00 (Montag, Dienstag, Mittwoch), je Innere / Chirurgie / Verschiedene Fächer. Z.T. ganz gut, viele Themen waren für mich aber Wiederholung mit wenig Zusatzgewinn (z.B. LuFu bei COPD und Asthma, Rö-Thorax, Unterscuhung/Bildgebung untere Extremität). Die thoraxchir. Fortbildung war ganz gut, plastische Lehrvisiten sollen auch lohnenswert sein. Insgesamt war ich wenig bei Fortbildungen, gerade bei den frühen Arbeitszeiten in der Allgemeinchirurgie.
Rotationen: es gibt 3 Rotationen (2x5, 1x6 Wochen), dafür können Wpnsche angegeben werden (ca. 4-6 wochen im Voraus), denen nach Möglichkeit überwiegend entsprochen wird. Die Einteilung erfährt man bei der hausweiten PJ-Einführung. 1 Pflichtrotation Allgemeinchirurgie (Zeiten ca. 6:50-15:50, Mi und Fr bis 14:20)
2 Wahlrotationen (plastische Chirurgie mit ggf. Handchirurgie, Thoraxchirurgie, Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie)
Am ersten Tag wurden wir vom Chefarzt der Gastro, Prof. Schott, nett begrüßt, durften Personalfragebogen und Vertrag unterschreibenund wurden kurz rumgeführt. Alle PJ-ler kriegen von der jeweiligen Station Transponder und Schlüssel für Arztzimmer, Untersuchungszimmer, OP, Wäscheautomaten... ein Spind un Telefon sind meist auch drin.
Allgemeinchirurgie:
sehr nettes Team, die 2-3 PJler werden auf A und B-Seite und ggf. Privatstation aufgeteilt. Wenig Blutabnahmen/Zugänge (2-5, selten mehr pro Tag), ggf. helfen die Ärzte mit. Großes Manko ist der frühe Dienstantritt, ich bin gegen 6:50 gekommen (ziehe mich aber auch sehr fix um).
Start ist Punkt 7 mit Visite, vorher sollte man einen Blick in den OP-Plan geworfen haben und sich die Stationsübersicht ausdrucken. 7:35 gehen alle zur Röntgenbesprechung, davor/danach stehen Verbandswechsel, Blutentnahmen und Sonos an (ja, die Oberärzte und Altassistenten können recht gut schallen, es gibt 1-2 vernünftige Geräte auf Station und meist darf man als PJler vorschallen!).
PJler werden immer mal wieder als 2. Assistenz eingetragen, ansonsten kann man aber auch immer in den OP und zuschauen, wenn auf Station nicht viel zu tun ist (was sich natürlich v.a. bei laparoskopischen OPs lohnt). Der Chef und einzelne OÄ fragt im OP gerne ein paar anatomische Basics ab, ansonsten ist der Umgangston im OP ganz ok, mit den OTAs recht gut (wenn man sich vorstellt und nett zu ihnen ist). Es gibt 1-2x die Woche größere OPs (Whipple, Ösophagusresektion mit Magenhochzug, Hemikolektomie + Lebermetastasenresektion u.Ä.), bei denen häufig PJler eingeteilt werden, dort kann es auch mal sein, dass man 4 Stunden oder länger Leberhaken halten muss. Im Nov/Dez 21 war es extrem schwierig mal mit in dei Rettungsstelle zu gehen, da dort nur Oberärzte und Fachärzte Patienten sehen und es undurchsichtig ist wer von denen wann runtergeht. Ab 01/22 soll eine Assistentin in die RTS rotieren, dann sollte es möglich sein deren Telefonnummer zu besorgen und sich an ruhigen Tagen mit Interesse anzumelden. In oberärztlihe Sprechstunden kann man bei Interesse ebenfalls -muss aber echt hinterher sein, allein schon um die Zeiten zu erfahren.
Der Chef besteht darauf, dass PJler bis zur Nachmittagsbesprechung (15:30 oder 14:00 am Mi/Fr) bleiben, PJ-Fortbildungen gehen vor (Mo-Mi 15:30). Allerdings bin ich und die beiden anderen auch an wenigen Tagen früher gegangen ohne große Beschwerden. Die PJler in der Rotation nach mir haben bei den Allgemeinchirurgen sogar die Wochen vor und nach Weihnachten frei bekommen.
Plastische Chirurgie:
7:50 Frühbesprechung, NEnde meist spätestens 16:00. Der zuständige OA Dr. Naik schickt einen weniger schnell früh nach Hause, bei den Assitenten kann man aber doch immer wieder nen früheren Feierabend raushandeln.
für die Größe des Hauses eher breites Spektrum mit Schwerpunkt auf Transgender- Brust-OPs und Handchirurgie, aber auch Lappenplastiken (v.a. DIEPs zur Brustrekonstruktion), Hauttumorexzisionen.
Insgesamt nettes Team, als ich angefangen hab war die Besetzung eher knapp, daher habe ich erstmal fast jeden Tag komplett im OP verbracht (durch eher "gesunde" Patienten kurz Einleitungszeiten und wenig Zeit zum Essen/Trinken). Auch zu Weihnachten/Neujahr (ohnehin am WE gelegen) habe ich nur die Feiertag plus 24. und 31. frei bekommen, dazwischen wurde wieder viel operiert.
Im OP meist entspannte Atmosphäre, ich durfte ab dem ersten Tag schon etwas aktiver assistieren, soweit es der Zeitdruck zuließ. Da man allerdings v.a. Brust-Eingriffe assitiert (das täglich Brot) für mich recht schnell auch eintönig. Bei Interesse kann man meist auch in die Handchirugei rotieren - kürzere Eingriffe und körperlich viel entspannter.
Die Station hab ich kaum gesehen, wenn nur für Blutentnahmen, ich habe nur eine Chefvisite mitgemacht. Die Station wird von einem Assitient*in alleine geschmissen, dadurch kriegt man nicht viel mit. In die Sprechstunden kommt man eher, gerade auch bei Interesse / wenn ein 2. PJler da ist; an einem Tag pro Woche ist auch Sprechstundentag (parallel nur ein handchirurgischer Saal).
Thoraxchirurgie:
Zeiten 7:30 (Visite bis max. 16:00, häufig war auch um 14:00 bis 15:00 auf aktives Nachfragen schluss. Nettes und respktvolles Team inkl. der Oberärzte und des Chefs, jedoch hat man fast nur mit den Assitenten zu tun.
Ich war ganze 5 Mal im OP, dann nur für 1-2 Punkte und davon 2 OPs insgesamt auch eingewaschen am Tisch, beim Rest Zuschaune aus hintere Reihe, ich habe mich auch mehr zur Anästhesie gesellt und bei Gelegenheit die Ein-/Ausleitungen mitgeschaut, mit BEsonderheiten der Einlungebeatmung, Doppellumentubusanlage, thorakaler PDKs erklären lassen. Dass ich selten in den OP gekommen bin lag hauptsächlich an der eher hohen Arbeitslast auf Station, seit einiger Zeit eher angespannte Personalsituation unter den Assistenten, an wenigen Tagen wurden die OPs auch ausschließlich durch Oberärzte duchgeführt. Trotzdem ein nettes Team, ich bin auch 3x zu einer Thoraxdrainageanlage mitgegeangen und 2 Mal auf ITS (thoraxchir. ITS-Patienten werden von der THoraxchirurgie selbst ärztlich betreut). Ich kontte durchaus einiges lernen, da mir das Fach noch eher fremd war und ich einiges Interesse daran hatte, trotzdem war ich insgesamt genervt davon hauptsächlich auf Station zu sein. Die Arbeitslast nahm an 50% der Tage gegen Mittag deutlich ab, allerdings war dann das Tagesprogremm im OP schon fast gelaufen.
Bewerbung
übers PJ-Portal. Tatsächlich waren auch ein paar PJler aus anderen Unis am Hause - scheint nicht unmöglich, sich in der nationalen Vergabe einen Platz im Behring zu ergattern.