Der erste Tag ging damit los, dass wir von der damaligen Sekretärin an der Rezeption abgeholt wurden und der gängige erste Tag Kram abgearbeitet wurde. Ausgestattet wird man mit Parkkarte falls benötigt, Transponder, Namensschild, eigenem Spind + Schlüssel sowie Sets von weißer Kleidung. Spoiler: Ich hab den offiziellen Wäsche Service nicht genutzt sondern hab mir stattdessen in der OP Umkleide blaue Kasacks und Hosen genommen weil bequemer als die weißen Polo Shirts. Am Ende des Tages wird aber Kleidung gestellt. Da ich aus Lübeck gependelt bin, kann ich keine Aussage zu den gestellten Unterkünften treffen.
Weiter ging es dann für uns mit zack Umziehen und ab in den OP, dort wurden wir von einer Oberärztin in Empfang genommen, die uns den OP Trakt und den Aufwachraum gezeigt hat. Nach dem Essen hieß es dann auch schon Feierabend für den ersten Tag. Mittagessen ist sowohl in der OP Lounge als auch in der Kantine kostenlos, die Qualität ist jedoch mäßig.
An allen anderen Tagen startet man um 07:00 Uhr mit der Frühbesprechung. Dort berichtet der Nachtdienst von der Intensivstation über die vergangene Nacht und es wird der Tagesaktuelle OP Plan besprochen. Danach tüdeln alle los entweder Richtung OP Umkleide, Richtung Intensivstation oder Richtung PräMed Sprechstunde.
Anästhesie Unterricht findet 1x pro Woche statt, coronabedingt war es in unserem Tertial nicht erwünscht, dass wir dem Unterricht der anderen Fachbereiche beiwohnen, da wir sonst zu viele Menschen gewesen wären in den kleinen Räumen. Das mag in deinem Tertial (hoffentlich!) schon wieder anders sein :)
Zu Beginn wurden wir informiert an welche Ärzte wir uns derzeit nicht hängen sollen, da diejenigen selber gerade frisch angefangen haben. Ansonsten stand es uns völlig frei bei wem wir mitlaufen. Meine Mit-PJ-lerin und ich haben das meist so gehandhabt, das wir am Vortag den OP Plan studiert haben und dann gegen Nachmittag den zuständigen Narkose-Menschen angerufen und gefragt haben, ob wir am nächsten Tag mitlaufen dürfen - wir beide haben dort nie ein Nein zu hören bekommen.
Das OP Spektrum ist in Neustadt ein bisschen abgespeckter als in anderen Krankenhäusern. Dominiert wird der OP Plan von allgemeinchirurgischen, unfallchirurgischen, orthopädischen wirbelsäulenchirurgischen, plastisch-chirurgischen Eingriffen.
Die kleineren operativen Fächer wie HNO, Gyn, Uro & Auge sind in Neustadt nicht zu finden. Dementsprechend sind auch Kinder-Narkosen eher selten.
Dies sollte meinem Tertial dennoch keinen Zacken aus der Krone brechen, denn nach den üblichen Wochen Eingrooven hatte ich wahrlich das Gefühl Teil des Teams zu sein. Mit der Anästhesie Pflege bin ich schnell warm geworden, mit Vorstellen, Nachfragen statt drauf lospoltern und helfenden Händen kann man hier wie auch anderswo die Herzen für sich gewinnen.
Von ärztlicher Seite aus habe ich auch ausschließlich Positives erlebt. Da ich mich wohler fühle, wenn ich die Menschen mit denen ich arbeite länger kenne, hab ich mir relativ zügig ca 5 Ärzt:innen gesucht, mit denen ich dann im Wechsel mitgelaufen bin. Auch "Einleitungs-Hopping" stand bei mir nicht auf dem Plan, ich fand es schöner die Narkosen vollständig zu begleiten und die Patient:innen von Einleitung bis Aufwachraum zu betreuen.
Monitoring anschließen, Zugänge legen, Arterie legen, Präoxygenierung, Intubation, SGA platzieren, Spinalanästhesie selber setzen, assistieren bei PDK/ZVK/ Nervenblockade - Anlage, intraoperative Narkoseführung unter Supervision, Extubation, Übergabe im Aufwachraum, Erstellen eines postOP Analgesie-Schemas mit Hilfe sowie BGAs gehören dann hier zum Alltag eines Anästhesie - PJs. Da ich dann häufiger bei den gleichen Menschen mitgelaufen bin, die dann wussten was ich schon kann und wo ich noch Hilfe brauche war dann so ab ca der Hälfte meine PJs selbstständiges Arbeiten unter Supervision möglich.
Neben dem OP gibt es auch noch die Möglichkeit auf der IMC/Intensivstation mitzuarbeiten und NEF mitzufahren. Auf der Intensiv geht es morgens mit einer Visite los, bis zum Mittag stehen Untersuchungen und Anordnungen machen auf dem Plan, nach dem Mittag trudeln dann die ersten post OP Patienten ein die noch eine Überwachung benötigen bevor sie auf die Normalstation gehen. Körperliche Untersuchung, BGAs, (Doppler-) Sonographie etc. stehen auf dem Tagesprogramm.
Falls man NEF mitfahren möchte bekommt man Kleidung von der Wache gestellt & verbringt die Zeit zwischen den Einsätzen mit in der PräMed Sprechstunde.
Alles in allem kann ich ein Tertial in Neustadt sehr empfehlen! Mich hat das Pendeln ziemlich erschöpft, aber das Team und die Arbeit waren es definitiv wert :)
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen Blut abnehmen Eigene Patienten betreuen Braunülen legen