PJ-Tertial Chirurgie in Harzklinikum (11/2021 bis 3/2022)
Station(en)
Allgemein-/Viszeralchirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Magdeburg
Kommentar
Für mich war das Chirurgie-Tertial eigentlich mein klares "Angst-Tertial", da ich in vorherigen Famulaturen und Block-Praktika nur schlechte Erfahrung mit chirurgischen Teams gemacht habe und auch das Gefühl hatte, dass der OP nicht wirklich etwas für mich ist. Umso froher bin ich, dass ich das Tertial in Wernigerode gemacht habe. Wir waren 2 PJler in der Chirurgie und wurden mit Freundlichkeit und Offenheit begrüßt.
Alle Ärzte waren immer hilfsbereit, haben viel erklärt und waren wirklich immer bemüht, dass wir so viel wie möglich aus unserem PJ mitnehmen. Uns wurden sehr viele Freiheiten gegeben und wir durften immer sagen, wenn wir etwas spezielles sehen oder machen wollten. Wir hätten auch in ein nicht-chirurgisches Fach reinschnuppern dürfen (davon haben wir keinen Gebrauch gemacht). Diese Einstellung hat sich bis zum Ende des PJs nicht verändert: Ich habe von ärztlicher Seite nie gehört "Nein, das kannst/darfst du nicht", mir wurde immer alles möglich gemacht, sowohl auf Station als auch im OP.
Generell zum Klima im Ärzte-Team kann ich sagen, dass insgesamt eine sehr harmonische Stimmung herrscht. Es finden keine Streitereien um OPs statt und niemand kriegt schlechte Laune, wenn etwas mehr Stationsarbeit ansteht. Im OP hat es mit jedem der Ärzte/Ärztinnen Spaß gemacht am Tisch zu stehen und ich hatte die Chance von jedem etwas zu lernen, vom Assistenzarzt/-ärztin bis zu den beiden Chefärzten. Ich hatte auch noch nie eine so tolle OP-Pflege, es hatten alle sehr viel Geduld und haben in einer ruhigen Minute die Instrumente erklärt.
Allgemein-/Viszeralchirurgie:
Die ersten 8 Wochen habe ich in der Allgemein- und Viszeral, wo ich die ersten paar Tage zügig auf Station eingearbeitet wurde. Auf dem Stations- und OP-Plan stehen u.a. Hernien, Abszesse, Cholezystektomien und Appendektomien, aber auch mal eine Kolektomie mit Stomaanlage. Aufgrund der kürzeren Verbleibezeit der Patienten hat man hier gut die Möglichkeit, die Patienten von der Aufnahme, über den OP und den postoperativen Verlauf bis hin zur Entlassung zu betreuen. Auch wenn das Elektivprogramm doch deutlich zurück gefahren wurde, hatte man als PJler gut was zu tun. Die Visite startet morgens um 7:00 und dauerte meist ca. 20-30min. Nach der Morgenbesprechung standen eine überschaubare Menge an Blutentnahmen an (hier hat man nie einen schiefen Blick bekommen, wenn mal was nicht geklappt hat, sondern eher noch einen Tipp, was man vielleicht noch probieren könnte). Danach gab es meist die prästationären Aufnahmen, die aus BE, Anamnese, körperlicher Untersuchung und Aufklärung bestanden (Aufklärung erfolgte immer durch die Ärzte). Als PJler bekommt man ein Telefon, so dass man angerufen wird, wenn eine OP ansteht. Ich hatte in den OPs immer die Möglichkeit viele Fragen zu stellen. Auch ein Teil der Aufgaben waren die Arztbriefe, hier wird man gerade am Anfang noch gut an die Hand genommen und es wurde immer nochmal drüber geschaut und gemeinsam verbessert.
15:00 Röntgenbesprechung
Notaufnahme:
Anschließend habe ich 4 Wochen in der Notaufnahme verbracht, wo ich mich hauptsächlich um die chirurgischen Patienten gekümmert habe, jedoch (gerade auch früh) auch immer mit zu den internistischen und neurologischen Patienten gucken und mithelfen konnte. Noch vorhanden war zu dem Zeitpunkt auch noch eine unfallchirurgische Sprechstunde, bei der man sich gut mit einbringen konnte.
Auf chirurgischer Seite durfte ich sehr viel machen, da von ärztlicher Seite derjenige der betreuende Arzt war, der an diesem Tag Dienst hatte, dieser jedoch nicht 24/7 in der NA war. Ich habe in diesen 4 Wochen viele Wunden und EKGs gesehen, konnte viele Sonos machen und Zugänge legen und habe viel über Patientenmanagement gelernt. Die Ärzte waren hier immer sehr dankbar für die "Vorarbeit", die man geleistet hat.
Im Rahmen dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit mir einen Überblick über die Gefäßdiagnostik zu schaffen (v.a. Duplex-Sono bei den Angiologen)
Gefäßchirurgie:
In der Gefäßchirurgie war ich am Ende nur 3 Wochen, leider. Mir persönlich hat es dort sehr, sehr gut gefallen und ich habe unwahrscheinlich viel mitnehmen können. Auch hier beginnt die Visite gegen 7:00 und dauert ca. 30-40min. Nach der Frühbesprechung stehen auch hier die BEs an, die etwas mehr sind als in der ACH. Die Patienten die hier liegen haben fast durchgängig ein diabetisches Fußsyndrom und/oder eine pAVK. Teil der Aufgaben ist die Wundversorgung, hier nimmt einen v.a. die Pflege mit an die Hand und war dabei immer sehr hilfsbereit. Im Tagesverlauf liegen dann noch stationäre und prästationäre Patientenaufnahmen, sowie Arztbriefe an.
Ich habe doch ein wenig daraus profitiert, dass in der einen Woche 3 Ärzte gleichzeitig gefehlt haben, wodurch ich operativ sehr viel lernen konnte. Operativ finden v.a. statt: Wunddebridements, Amputationen, TEAs, Varizen, Bypass-OPs, Patchplastiken (die OP-Zeiten in der Gefäßchirurgie sind insgesamt länger als die der ACH)
15:00 Röntgenbesprechung
Insgesamt bin ich mehr als zufrieden mit meinem chirurgischen Tertial in Wernigerode gewesen. Ich wurde sowohl in das ärztliche als auch in das pflegerische Team sehr gut aufgenommen und hab mich überall von Anfang an wohl gefühlt. Ich hatte immer jemanden, den ich fragen konnte, wenn ich Hilfe oder Erklärungen brauchte. Ich wurde im OP von Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie super toll mit eingebunden und ich hatte nie das Gefühl nur blöd danebenzustehen und nur zum Haken halten dazugerufen zu werden.
So dass ich am Ende des Tertials sagen kann: Ich kann mir vorstellen in der Chirurgie zu arbeiten.
Und: ich kann jedem das chirurgische Tertial in Wernigerode empfehlen
Weitere Vorteile:
- wir haben einen kleinen Nahtkurs (an Schweinepfoten) bekommen, sowie eine "Nachhilfestunde" im Sono
- Möglichkeit an den Sprechstunden teilzunehmen
- Möglichkeit NEF mitzufahren (der Plan dazu hängt in der Notaufnahme aus; Hospitanten haben Vorrang)
- Vergütung, Essen kostenlos (früh, mittags, abends), Unterkunft kostenlos
- Einführungstage mit Stadtführung
Nachteile:
- PJ-Unterricht ist gerade anfangs sehr mangelhaft
- durch den B-Turnus waren wir 5 PJler gleichzeitig in der Chirurgie, was für ein kleines Krankenhaus mit 2 chirurgischen Stationen doch zu viel ist (das Problem wurde aber von ärztlicher Seite und von der Perso schon erkannt und hoffentlich bald behoben)
- PJ-Telefon gibt es bisher nur auf ACH und noch nicht auf Gefäßchirurgie, was aber gerade für die OPs von Vorteil ist (auch das wurde schon kommuniziert)