PJ-Tertial Gynäkologie in Sana Klinikum Lichtenberg (10/2008 bis 12/2008)

Station(en)
4.4 und 4.6, Kreißsaal
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich habe mein drittes Tertial in der Gynäkologie am Sana Klinikum Lichtenberg absolviert und fand es das schlechteste von allen.
Man beginnt jeden Morgen um 7.30 Uhr an seinem jeweiligen Einsatzort. Das sind entweder die beiden Stationshälften (Gynäkologie und Brustzentrum), wo dann in der nächsten halben Stunde die Visite stattfindet. Im Kreißsaal stand ich in dieser halben Stunde vorrangig dumm rum. Da wir 4 PJler waren, wurde einer von uns in der ambulanten Sprechstunde mit eingesetzt. Derjenige brauchte erst um 8 Uhr da sein. 8 Uhr fand dann die Frühbesprechung statt. Danach ging es dann entweder zurück auf die Station, in den Kreißsaal oder die Sprechstunde oder auch in den OP.
War man auf Station, so begann nun das Briefe schreiben, Untersuchungen anmelden, Blut abnehmen oder Flexülen legen etc. Die typischen Stationsaufgaben eben.
Im Kreißsaal fand die Visite auf der Wochenbettstation dann um 9 Uhr statt. Die Hebammen fand ich sehr angenehm. Wenn man geschafft hat, sich bei fast jeder einzeln vorzustellen und sich vielleicht auch ein paar Namen merken konnte, dann wurde man auch nicht postwendend aus den Sälen rausgeschmissen. So konnte ich ein paar Geburten sehen. Leider habe ich es nicht geschafft, eine Zangen- oder Glockengeburt zu sehen. Ich durfte auch kein einziges Mal selbst eine Episiotomie nähen, sondern höchstens zuschauen. Gibt es an dem Tag eine geplante oder unvorhergesehene Sectio, dann assistierte man als 3. Assistenz natürlich mit. Auch im Kreißsaal kann man sich gern in das Schreiben von Briefen einbringen oder Aufklärungsgespräche führen.
In der Sprechstunde war das eigene Tätigkeitsfeld noch stärker eingeschränkt. Es gab eine Mamma-Sprechstunde, eine urogynäkologische Sprechstunde und eine Aufnahmesprechstunde. In der Mammasprechstunde wurden alle Patienten bezüglich Tastbefunden, Planung der weiteren Therapie und Besprechung von Histologien durchgenommen. In der urogynäkologischen Sprechstunde kann man Patientinnen sehen, die meist unter Stressinkontinenz leiden, und auch die Messungen sehen. In der Aufnahmesprechstunde werden die Patientinnen untersucht und aufgeklärt, die zur OP eingetaktet werden. Anamnese und Status geschehen dort und nicht auf Station. Als PJler durfte man vor allem Anamnese und allgemeinen Status ausfüllen. Die eigentlich gynäkologische Untersuchung übernahm dann der Arzt. Das war sehr schade, da ich so in keinem einzigen der Einsatzfelder wirklich Gelegenheit hatte, gynäkologische Untersuchungen zu üben und sie auch nach einem vollen Tertial in der Gynäkologie nicht kann.
Im OP wurde man regelmäßg als Assistenz eingesetzt. Selbst tätig werden durfte man gar nicht bis selten. Sehr selten durfte man mal die Intrakutannaht nähen. Da man auch nicht unbedingt bei allen OPs in einer Position steht, in der man auch nur minimal was sehen kann, war die Assistenz im OP oft auf das reine Halten von Haken beschränkt.
Wollte man Dinge erklärt bekommen, musste man sie stets einfordern. Das fand ich auf die Dauer von Wochen recht anstrengend. Forderte man keine Erklärungen ein, war man einfach nur ein Nutzgegenstand als PJler, der dann viele Dinge tun durfte und musste, wenn Personalmangel herrschte. Sobald genügend Ärzte da waren, war man der Aufgaben nicht mehr unbedingt würdig.
Meinen Namen kannten nach 12 Wochen vielleicht 5 Ärzte und dem Rest war ich zumindest namentlich nicht bekannt.
Ich fand die Ausbildung in dem Haus sehr schlecht. Das galt nicht nur für PJler sondern auch für Assistenzärzte. Oberärzte sind meist im OP und haben seltenst Zeit gehabt, einen anzuleiten. Selbst während Chef- und Oberarztvisite wurde kein einziges Mal eine Art Lehrvisite durchgeführt. Da die Ausbildung der Assistenzärzte selbst so schlecht war, war die weitergegebene an die PJler nicht unbedingt besser. Generell wird in dieser Klinik eine Einführung in Aufgabenbereiche nicht als notwendig angesehen, was den eigenen Einsatz nicht unbedingt fördert. Was ich aber am stärksten als negativen Eindruck mitgenommen habe, war das schlechte Arbeitsklima. Die Ärzte hatten eine niedrige Toleranz-/Frustrationsgrenze. Sobald etwas nicht mehr optimal lief und der Arbeitsaufwand sich steigerte, so hatte man schlechte Laune. Dann wurde man als PJler angeblufft, dass man seine Hilfe anbot. Dumm nur, dass man dem PJ vorher ja nix beigebracht hatte und die Hilfe dann natürlich nur eingeschränkt stattfinden konnte. Fast jeden Tag wurde in einer der beiden Besprechungen über ein Thema gemeckert. Ein Teamkollege wurde vom Chef angemotzt. Oder eine Arbeitsweise kritisiert. Das war so häufig, dass ich (die ja nun gar nicht beteiligt war) davon morgens um 8 Uhr schlechte Laune bekommen habe.
Natürlich kann man das alles nicht ganz verallgemeinern. Ich habe dort auch sehr liebenswerte Kollegen getroffen und auch wenige Fach- bzw. Oberärzte, die sich Mühe gaben, uns Wissen mit auf den Weg zu geben, aber das konnte den dominierenden negativen Druck nicht ganz wettmachen. Ich habe auch selten ein Haus erlebt, in dem so viel Wert auf die Hierarchie gelegt wurde.
An unserem letzten Tag war man erstaunt, dass wir schon gingen. Und statt Dankesworten erwähnte der Chef in der Morgenbesprechung, dass man uns an dem Tage aber noch im OP brauche.
Der Tag endet normalerweise mit der Nachmittagsbesprechung um 16.10 Uhr. In dieser wurden dann oft irgendwelche langwierigen Themen angesprochen, obwohl jeder nur noch nach Hause möchte. Oder man stand noch im OP, da das OP-Programm selten so ablief wie geplant.

Insgesamt fand ich das Tertial sehr enttäuschend. Selbst mit Eigeninitiative und Selbstbewusstsein kam man an einigen hierarchisch herablassend bedingten Hindernissen als PJler nicht vorbei und ich konnte mein Wissen höchstens theoretisch, aber kaum praktisch erweitern.
Bewerbung
Ich habe mich dort gar nicht beworben, sondern bin über die Uni dort zugeteilt worden.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
4
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
4
Unterricht
6
Betreuung
5
Freizeit
3
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 4.07