Ich hatte ein sehr gutes Wahltertial im Clemi!
In meiner Zeit dort bin ich für je drei Wochen über die Stationen rotiert: Angefangen auf der allgemeinpädiatrischen Station C1, wo Kinder mit jeglichen Infekten (Adeno-, Covid, RSV-, Norovirus), zur Überwachung nach Fieberkrampf, rheumatologischen, nephrologischen und diabetischen Krankheitsbildern liegen. Hier kann man als PJler am "selbstständigsten" arbeiten: Untersuchen, EKGs schreiben, vereinzelt Blut abnehmen und Arztbriefe anlegen/schreiben.
Danach war ich auf der neuropädiatrischen Station C4, wo Kinder mit deutlich schwereren Krankheitsbildern liegen. Sie haben häufig einen langen stationären Aufenthalt zur Reha vor sich, aber es gibt auch ein paar akute Abklärungen. Im Rahmen der Reha hatte ich die Möglichkeit, tageweise auch in der Physio- oder Ergotherapie mitzugehen. Hier gibt es verhältnismäßig wenig, was man selbst tun kann, dafür wird einem viel erklärt und es ist ein sehr interessanter Einblick in die Neuropäd.
Auf der Neugeborenenstation C2 werden (ehemals) Frühgeborene, die größtenteils zunächst auf der Kinderintensivstation im Bürger-Hospital lagen, überwacht und aufgepeppelt, bis sie nach Hause entlassen werden können (= ausreichendes Gewicht, keine Bradykardien/Sauerstoffsättigungsabfälle, ...). Hier muss man sich nach den Schwestern richten, wann die Kleinen gerade "dran sind" (Versorgung, füttern, ...), aber dann kann man das Handling gut lernen, darf viel untersuchen, vereinzelt U-Untersuchungen machen oder Blut abnehmen. Und es gibt viele Schädelsonos auf der Station zu sehen! Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, (in meinem Fall für eine Woche) auf der Kinderintensivstation im Bürger-Hospital zu hospitieren. Das Team dort ist wirklich unglaublich cool und nett! Es war sehr spannend, die Versorgung von (teils extremen) Frühchen zu sehen, ich konnte auch bei Zwillings- und Drillingsgeburten (v.a. der Erstversorgung der Kinder) dabei sein.
Am besten gefallen hat mir meine Zeit in der Notaufnahme. Es gibt die Möglichkeit einen "klassischen" Frühdienst (wie auf Station von 8:30-17h) mitzumachen, alternativ kann man auch zum Spätdienst (12:30-21h) zu kommen. Das ist aus meiner Sicht deutlich spannender, da einfach mehr Patienten kommen. Je nach diensthabendem Arzt kann man die Patienten alleine anschauen, Anamnese und Untersuchung machen und anschließend das weitere Procedere besprechen. Das war das selbstständigste Arbeiten, was mir am meisten Spaß gemacht hat - die Arbeit hier ist sehr ähnlich zu einer Praxis.
Die Zeiten sind sehr human: Los geht es um 8:30h. Von 12-13h gibt es eine Mittagsbesprechung, bei der sich alle Stationen zusammensetzen. Einmal wöchentlich schließt sich hieran eine Fortbildung, einmal monatlich ein "Journal Club" an. Danach gehen alle gemeinsam zum Mittagessen in "Clemi´s Küche". Ein Ein-Mann-Betrieb, der frisch, sehr kreativ und gesund kocht. Das Mittagessen ist sehr lecker (verdirbt u.U. für so manche Krankenhauskantine...) und für Studenten kostenlos. Feierabend ist offiziell um 17h, je nach Tag und Kollegen wird man aber auch mal ab 16h nach Hause geschickt.
Sehr positiv fand ich den Kontakt zu den Ärzten, die in der Regel sehr offen und wertschätzend uns PJlern gegenüber waren. Vor allem die Oberärzte nehmen einen gerne mit und erklären bei Interesse viel. Zu empfehlen sind die verschiedenen Sprechstunden, bei denen man sich nachmittags in der Ambulanz dazusetzen kann (Nephro (auch beim Chefarzt), Rheumatologie, Kardiologie, Pulmologie).
PJ-Unterricht findet zweimal wöchentlich (Di und Do) von 15:30-17h im Bürger-Hospital statt. Das Haus ist mit dem Rad in etwa 15, mit Nahverkehr und Fußweg in etwa 30 Minuten zu erreichen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass mir das Tertial in dem Haus sehr gut gefallen hat und ich meine Wahl wieder genauso treffen würde. Mit der Entscheidung für Päd sollte einem klar sein, dass man im Vergleich zu anderen Fachrichtungen natürlich mehr dabeisteht und vielleicht weniger selbst machen kann/darf. Dafür kann man hier viele Einblicke sammeln. Für Kinder-Nephrologie und -Rheumatologie sitzen hier echte Experten. Mehr "echte" Notfälle gibt es vermutlich in der Pädiatrie an der Uniklinik zu sehen.