Vorab: ich wollte nie chirurgisch tätig werden. Dementsprechend hatte ich auch wenig Lust auf Hakenhalten und OP generell, ich wollte lieber etwas über Diagnostik und Symptomerkennung lernen. Da ich in 3 verschiedenen Abteilungen war, muss ich diese Bewertung splitten.
Gefäßchirurgie: sehr angespannte Personalsituation, bei mir gab es nur 2 Assistenten, die sich jeden Tag mit den Diensten abwechseln mussten, weil die anderen Assistenten alle krank waren. Nur einer von denen war bemüht, mir auch was beizubringen und hat mich öfter mal von sich aus geteacht. Die andere Assistentin war durchweg sehr gestresst und genervt, und sie hat auch direkt gesagt, dass meine Aufgaben Blutabnehmen und "Anamnese ausfüllen" sei (einfach ein administratives Dokument im Orbis ausfüllen). Wenn man das morgens erledigt hatte, gab es eigentlich für PJler nichts mehr zu tun, außer man war im OP eingeteilt (selten), dort konnte man auch einfach mal so hingehen. Wenn ihr interessiert seid, hängt euch an die Verbandsschwester. Von oberärztlicher Seite gab es kein Interesse an Teaching. Den Chefarzt habe ich nicht einmal gesehen, obwohl er nicht im Urlaub war. Vorteil: man konnte immer früh nach Hause.
Kinderchirurgie: hier waren die Ärzte zum Teil etwas strenger, früher nach Hause gehen musste abgesprochen werden und den Studientag durfte man sich nicht an dem Tag nehmen, an dem man wollte, sondern musste dann genommen werden, wenn die ärztliche Personalsituation es hergab. Insgesamt konnte ich hier aber von allen 3 Tertialen am meisten lernen. Hängt euch da am besten an den LOA oder an einen der netten Assistenten, die erklären euch gerne auch mal was. Hier war ich viel mit in der Rettungsstelle oder der KV-Sprechstunde, da konnte ich einiges mitnehmen und durfte zum Teil Patienten alleine voruntersuchen. Auch sehr lehrreich ist die Röntgenbesprechung mit der Kinderradiologin. Im OP war ich auch viel eingeteilt, durfte sogar auch mal nähen.
Unfallchirurgie: vorneweg muss ich sagen, das Team ist mega entspannt und alle sind cool drauf. Allerdings fühlt man sich bei der Visite als PJler quasi unsichtbar, außer es ist Mo, Mi oder Fr, denn dann stehen "Verbandswechsel" an, was eigentlich nur Pflasterwechsel ist, und das ist PJler Aufgabe. Ich habe keine eigenen Patienten betreut und im OP war man eigentlich immer nur der Hakenhalter. Je nach dem welcher Arzt mit einem im OP war, haben die aber auch mal was erklärt, wenn man nachgefragt hat. Auf Station hab ich morgens nach der Frühbesprechung Blut abgenommen und das wars dann auch schon an Aufgaben. Danach hab ich viel im Arztzimmer mit den Ärzten oder in der Mensa rumgehangen und bin früh nach Hause gegangen. Briefeschreiben und sonstige administrative Aufgaben wurden mir nicht anvertraut. Kleiner Tipp: am 1. Tag der Rotation beim Chef in seinem Büro vorstellen :) den fand ich sehr sympathisch. Es kann schon mal vorkommen, dass ihr in der Früh- oder Nachmittagsbesprechung bisschen abgefragt werdet, wenn die Röntgenbilder an die Wand geworfen werden. Aber alles ganz nett. Menschlich also coole Leute dort, gelernt hab ich aber fast gar nichts.