Das Siloah ist ein sehr modernes und für ein Lehrkrankenhaus ausgesprochen großes Haus, in dem man alle Fachrichtungen der Inneren Medizin findet. Durch die dennoch kleinen Teams ist man schnell überall bekannt und kennt sich im Haus und seinen Abläufen aus. Es gibt nur wenige Krankheitsbilder/Interventionen, die hier nicht behandelt sondern an die MHH überwiesen wurden (bspw. Mukoviszidose, TAVI).
Allgemein: Man rotiert 4 x 1 Monat in verschiedene internistische Fachbereiche, wobei man sich im Vorfeld 3 Bereiche wünschen konnte. Die Grundausstattung mit Berufskleidung, Schließberechtigung und Spind lief im Gegensatz zu manch anderem Haus problemlos - allgemein fühlt man sich beim KRH sehr willkommen und wie ein:e "richtige:r" Mitarbeiter:in, man kann auch an unternehmensinternen Fortbildungen teilnehmen. Die Belastung durch Blutentnahmen war nur in den Semesterferien hoch, nach Semesterbeginn war sie durch einen studentischen Blutentnahmedienst dann deutlich geringer. Nicht auf allen Stationen hat man ein PJ-Telefon oder eigenen PC-Arbeitsplatz, mit ein bisschen Kreativität und Visitenwägen habe ich aber überall gut arbeiten können.
Der PJ-Unterricht findet theoretisch täglich (1 Stunde um 12 Uhr, danach gemeinsames Mittagessen aller PJler:innen) statt und entspricht im Endeffekt einem Repetitorium, in der Praxis ist er ca. die Hälfte der Zeit ausgefallen, meist leider auch ohne Ankündigung sodass man nach 15 Minuten vergeblichem Warten einfach Mittag essen geht. Ich hatte extrem Glück mit meine Rotationsstationen, die Kommiliton:innen auf der Gastro und Hämatoonko waren durch die Bank weg unzufrieden.
Pneumologie: Die Assistenzärzt:innen waren hier sehr ausgelastet und wortkarg, eine Rücksprache mit den Oberärzt:innen erfolgt auch immer nur telefonisch oder sehr knapp persönlich, sodass man hier wenig zur klinischen Entscheidungsfindung oder typischen Behandlungsabläufen mitbekommen hat und sich alles nur selbst in den Akten anlesen kann. Hier habe ich nur gelegentlich eigene Patient:innen betreut, insgesamt gab es aber eine geringe Arbeitsauslastung als PJler:in selbst wenn man sich proaktiv Aufgaben sucht. Trotzdem musste ich immer die Arbeitszeit absitzen, anstatt früher heimgeschickt zu werden. Als Start in ein Tertial gut, um das Haus und SAP kennenzulernen, ansonsten nicht viel gelernt.
Kardiologie: Die personelle Situation war zu meiner Zeit in der Kardiologie sehr angespannt, hier hat aber keine:r Allüren und die Oberärzt:innen haben ganz selbstverständlich Zimmer auf Station übernommen. Deswegen und aufgrund meines sehr erfahrenen Stationsarztes habe ich hier konstant 4-6 eigene Patient:innen von der Aufnahme bis zur Entlassung betreut. Man ist in der Funktionsdiagnostik und im Katheterlabor sehr willkommen, teilweise rufen einen die Oberärzt:innen auch an wenn sie in den Katheter gehen, damit man dazukommen kann. Nebenbei einige spannende Einblicke durch organisatorische Morgenbesprechungen und Fortbildungen.
Notaufnahme: Hier gab es (wenig überraschend) den größtern Lerneffekt durch sehr selbstständiges Arbeiten, man hat täglich je nach Schnelligkeit ca. 5-10 eigene Patient:innen betreut. Größtes Nadelöhr war, Ärzt:innen mit Kapazität zur Besprechung von gesehenen Patient:innen zu finden, abgesehen hiervon wurde man wirklich gebraucht und konnte durch Mitarbeit entlasten. Ich habe den Großteil der Zeit ganz bewusst in der Spätschicht gearbeitet und hierdurch noch unabhängiger arbeiten können. In der Notaufnahme habe ich regelhaft ca. 1-2 Überstunden tgl. gemacht, das lag aber an meiner Motivation und weil man bei einem vollen Haus nicht rausrennen möchte. Aber auch sonst ist es gern mal 1/2-1 Stunde länger, bis man alle seine Patient:innen an die Ärzt:innen übergeben hat.
Nephrologie Chefarzt-Assistenz: Hier übernimmt man quasi die Rolle eines/einer Privatassistent:in und läuft mit dem wirklich sehr sympathischen Chefarzt morgens und mittags Visite, dazwischen betreut man die Patient:innen quasi alleine, setzt alles in der Visite Besprochene um und schreibt die Arztbriefe. Man ist erster Ansprechpartner für die Stationen und lernt hier tatsächlich das Arzt/Ärztin-Sein in seinem vollen Umfang. Hier hat man auch ein eigenes Arbeitszimmer und Telefon. Prof. Menne achtet sehr darauf, einen mit der Workload nicht zu überlasten und hat auch einen Blick darauf, dass um 16 Uhr Feierabend ist - nichtsdestotrotz war ich regelhaft länger da, das dafür auch sehr gerne, da man wirklich sehr viel gelernt hat. Die 1:1-Betreuung ist natürlich auch nicht zu schlagen, welcher Chefarzt geht schon die eigenen Arztbriefe mit dir durch - auch so manche Faustregel werde ich mein gesamtes Arbeitsleben nicht mehr vergessen. Ich war froh, diese Station als letzte im Tertial zu machen, da man sich so schon im Haus auskannte und vor allem einige Ärzt:innen hatte, die man mit wichtigen oder auch winzigen Fragen nerven konnte, wenn Prof. Menne in Besprechungen oder außer Haus nicht erreichbar war. Alles in allem die anstrengendste, aber gemeinsam mit der Notaufnahme auch lehrreichste Station.
Insgesamt hatte ich im Siloah eine sehr steile Lernkurve, das Haus und sein Team ist wirklich sehr offen und engagiert. Die Rahmenbedingungen mit Ausstattung und Aufwandsentschädigung stimmen auch. Wenn man sich ein lockeres Tertial mit vielen Fehlzeiten machen möchte, ist man hier allerdings falsch. Nach diesem Tertial traut man sich die Arbeit als Arzt/Ärztin wirklich zu, ich würde jederzeit wieder für mein Innere-Tertial dorthin gehen.
Bewerbung
über das PJ-Portal im Zeitraum für externe Studierende, es waren noch lange Plätze frei