Das PJ-Tertial in Wolfenbüttel war wirklich schön und lehrreich (sowohl fachlich als auch menschlich).
Der Text ist etwas lang, falls es jemand wirklich sehr sehr genau wissen möchte :)
- Organisation -
Wir haben vorab eine Mail erhalten mit allen Infos und Dokumenten, die wir dann am ersten Tag einfach mitbringen sollten. Wer im Wohnheim wohnen möchte, kann einfach anrufen und Bescheid geben, wenn nötig kann man auch schon am Freitag vor PJ-Beginn einziehen.
Am ersten Tag haben wir uns in der Personalabteilung getroffen, haben Transponder und Mitarbeiterschild bekommen und bisschen was Allgemeines besprochen. Da konnte man sich gesammelt auch schon ein wenig kennenlernen. Dann wurden wir ins Klinikum geführt (für Schnelltest, Kleidung, Zeigen der Umkleideräume, Telefon etc) und dann auf die jeweiligen Stationen gebracht. Gegen Mittag gab es dann noch eine gemeinsame Vorstellungsrunde bei Prof. Hausmann (Kardio-Chef und PJ-Beauftragter), er interessierte sich auch wirklich dafür, wo wir so herkommen (uni-technisch) und auch, wie es für uns weitergeht im PJ und wo insgesamt unsere fachlichen Präferenzen liegen.
Nach ca zwei Wochen hatte auch jeder noch mal ein Einzelgespräch mit ihm, genauso wie kurz vor dem Ende des Tertials, man soll auch das PJ-Logbuch (der Uni Göttingen) ausfüllen und individuelle Lernziele formulieren. Er ist dabei jedes Mal super-freundlich und interessiert, am Ende unterschreibt er dann auch die PJ-Bescheinigung (vordatiert für den jeweils letzten Sonntag im Tertial).
- Fachbereiche und Rotation -
Für die ersten beiden Wochen wurden wir erstmal auf irgendeiner Station eingeteilt. Alle zwei Wochen gibt es dann eine gemeinsame Rotationsplanbesprechung, da kann man sich dann je nach Wünschen und in Absprache mit den anderen aufteilen.
Prinzipiell sind ca 6 Wochen Station (je 3 Gastro und Kardio, oder 6 Wochen gemischt) „vorgesehen“, wenn das nicht ganz genau hinkommt, meckert aber wahrscheinlich auch keiner. (Station 1.1 v.a. Gastro + Covid, 2.2. v.a. Kardio, 2.3. gemischt und 1.2. Privatstation, auch gemischt mit einigen Zimmern der Palliativmedizin).
Stationsablauf:
- Beginn ca 7:30 Uhr, informieren über neue Patient*innen
- 8:10 Uhr Frühbesprechung mit Vorstellen der neuen Pat. meist durch PJler*innen
- dann Visite, ggf. mit OA o. CA (gelegentlich wird man von den Chefärzten dann auch mal was gefragt), je nach Stationsärzt*in kann man das dann auch dokumentieren
- dann Flexülen/Viggos legen (Blutentnahmen machen Blood Nurses, da bleibt nur manchmal was übrig)
- dann kann man z.B. Briefe schreiben, Untersuchungen anmelden etc, ggf. Transfusionen unter Aufsicht anhängen
- ggf. schaut man schon mal mit in die Funktionsabteilung
- wenn man sich bemüht, kann man auch einzelne Patienten übernehmen (hat bei mir jetzt eher so mittel geklappt, ich war aber ehrlicherweise auch nicht so sehr hinterher)
- ein kleines Manko ist, dass die Stationsärzt*innen oft wechseln, da dauert es dann manchmal ein paar Tage (wahrscheinlich auch sehr individuell), bis man sich aneinander gewöhnt hat und einem wieder etwas mehr zugetraut wird - logischerweise sind die einzelnen Ärzt*innen auch unterschiedlich erklärfreudig, oft auch abhängig vom eigenen Ausbildungsstand
- manchmal gibt es auch einzelne Ärzte, die gerne ihren unbeliebten Doku-Kram abwälzen und dann selbst in die Funktionsabteilung abhauen, da sollte man vielleicht etwas aufpassen (hab ich aber eher bei den Gastroenterologen gesehen…)
- nachmittags gibt es dann oft noch eine Besprechung mit den jeweiligen Oberärzt*innen, das ist v.a. bei den Kardiologen lehrreich
- dadurch, dass es ein kleines Haus ist, hat man manchmal auch „fachfremde“ Patient*innen, also z.B. Nephro-Pat., Neuro, gelegentlich etwas Psych etc.
Dann kann man auch in die Notaufnahme rotieren, hier wird eigentlich gewünscht, dass jeweils ein*e PJ für den Früh- (8-16 Uhr) und den Mittel- (10-18 Uhr)/ Spätdienst (12-20 Uhr) da ist. Das hat auch immer ohne Probleme geklappt, falls mal nicht so viele da sein sollten, ist es aber wahrscheinlich auch nicht schlimm, wenn das mal nicht passt.
- man geht immer schon mal vorab zu den Patient*innen, macht Anamnese und körperliche Untersuchung, kann dann auch schon mal Untersuchungen anmelden (manche alleine, vor allem wenn man bereits länger da war und sich besser auskennt oder eben nach Rücksprache)
- man kann sich selbst überlegen, was das Problem sein kann, welche Untersuchungen nötig wären, was man für die Station braucht etc.
- dann bespricht man die Pat. mit den jeweiligen Ärzt*innen oder OA/OÄ
- BE/Viggos macht hier meistens die Pflege, wenn man das üben möchte, kann man das bestimmt auch übernehmen
- wenn man möchte, kann man hier auch viel sonographieren
Dazu kann man noch in den Funktionsbereich der Gastro und Kardio (inkl Herzkatheterlabor).
- Beginn ca 8:30 Uhr
- Gastro: man kann sich einfach bei Gastros/Kolos/ERCPs etc dazustellen, oder sonographieren
- Kardio: bei Herzkatheteruntersuchungen oder Schrittmacher-Implantationen kann man zuschauen bzw steril mit an den Tisch
- die OA/OÄs sind sehr erklärfreudig in beiden Fachbereichen
Und man kann auf die ITS.
- Beginn 6:30 Uhr
- erste Runde mit körperlicher Untersuchung der Pat.
- danach Frühbesprechung
- dann Visite mit der OÄ (ggf auch mit dem CA)
- dann werden Anordnungen umgesetzt
- auf der ITS kann man nicht so viel machen wie auf den Normalstationen, dafür ist es total eindrücklich (vor allem wenn man mit Intensivmedizin bisher nicht so viel zu tun hatte)
- ggf. kommt mal ein Rea-Alarm, da kann man auch mitlaufen
- 14:30 Uhr erneute Visite und Ãœbergabe
- man kann auch den Spätdienst mitmachen, wenn einem der Frühdienst zu früh beginnt
- assistieren kann man zB bei Kardioversionen, das ist ziemlich cool (bzw diese unter Aufsicht auch durchführen)
Und man kann, wie bereits oft beschrieben, auch in die Anästhesie rotieren für 1-2 Wochen (dafür einfach Frau Bomeier (Anästhesie-Sekretärin) fragen, sie teilt dann ein.
- man kann für 1-2 Tage bei den Notärzt*innen mitfahren, Kleidung bekommt man gestellt
- OP: man wird mit in einen Saal eingeteilt, und kann dann zB versuchen zu intubieren etc, und generell die ganze OP begleiten, die Anästhesist*innen sind da auch total geduldig, freundlich und erklären viel
- ITS: man hat hier die chirurgischen und Covid-Intensivpat.
- Vergütung/Wohnung/Essen -
Die monatliche Vergütung beträgt 450 €. Dazu kann man im Wohnheim wohnen oder bekommt alternativ noch Fahrtgeld erstattet. Das Wohnheim sieht von außen ganz schön desolat aus, ist innen aber renoviert und richtig gut eingerichtet (Größe der Appartements ca 30-40 qm). Die Küche ist ebenfalls gut ausgestattet (nur kein Ofen/Mikrowelle). Der Weg zum Klinikum beträgt dann ca 2 Minuten.
Essen gibt es für PJs kostenlos, das vegetarische Gericht soll man eigentlich vorbestellen (wenn man später essen geht, kann man auch einfach fragen, ob noch was über ist), wenn nichts für einen dabei ist, gibt es auch jeden Tag eine gute Salatbar.
- Lehre -
Die Lehre ist vor allem in der Inneren sehr gut, es gibt eigentlich jeden Montag ein Kardio-Seminar mit dem Chef, er baut es so auf, wie er wohl auch Prüfungsfragen formulieren würde und fragt dann jede mal zu einem bestimmten Thema. Die Themen für die nächste Woche legt man zusammen fest. Von der Gastro gibt es wöchentlich (donnerstags) Sono-Kurse, dabei fragt der Chef dann auch zum jeweiligen Thema etwas, während alle mal üben. Covid-bedingt wurde das bei und zwischenzeitlich auf Online-Seminare umgestellt. Freitags gibt es einen EKG-Kurs, wenn zwischendurch die Technik streikt, redet man aber auch mal über andere kardiologische Themen.
Dazu kann man zu den chirurgischen Seminaren gehen, die waren zugegebenermaßen nicht so regelmäßig und oft eher spontan. Man kann sich für die Seminare auch immer problemlos Zeit nehmen, die Lehre geht im Klinikum schon vor den anderen „PJ-Aufgaben“ vor. Auf Station manchen auch einzelne, vor allem erfahrenere Assistenzärzt*innen zwischendurch mal eine kleine Lehr-Einheit.
- Stimmung insgesamt und unter den PJler*innen / Ansehen der PJs -
Wir waren als PJs oft zusammen essen (oder halt mit den Ärzten), das war von der Gruppendynamik her total schön. Insgesamt war die Stimmung sehr gut und wertschätzend, es kam auch vor, dass sich beim Mittagessen mal die OÄs dazusetzen.
Wichtige Infos wurden in der PJ-Whatsappgruppe geteilt.
Es achten auch alle Ärzt*innen darauf, dass man pünktlich Feierabend macht.
Wenn man mal Urlaub macht, gibt man das einfach bei der Rotationsplanbesprechung an, wenn es nur ein paar Tage sind, kann man das auch individuell klären und zB mal einen Dienst zum Ausgleich mitmachen, da sind alle sehr entspannt und zählen jetzt auch nicht die Stunden nach. Über Weihnachten hatten wir frei.
Insgesamt hatte man das Gefühl, dass die PJs sehr wertgeschätzt und ins Team integriert werden und man nicht nur dazu da ist, Blut abzunehmen oder sowas, sondern, um wirklich was zu lernen. Es war ein durchaus gutes Tertial und hat viel Spaß gemacht :)