3. med Onko Gesundheitsverbund Favoriten, Station H1 (ehemals Kaiser-Franz-Josef-Spital)
PRO:
Wenn man sich durchsetzt, statt nur vorsichtig zu fragen, hat man täglich ab 14:00 Uhr frei und kann Wien genießen.
Man sieht seltene Krankheitsbilder der Häm/Onko
Die Turnusärz*innen sind sehr nett idR
Das war's leider schon an Pro's.
CONTRA:
Zur Info, ich war auf H1, diese Station hat anscheinend sowieso ihren Ruf weg. Als wir am 1. Tag aufgeteilt wurden, bekamen wir von dem ein oder anderen Arzt der anderen Stationen ein mitleidiges Lächeln (soweit beurteilbar mit FFP2 Maske). Die Station selbst ist als einzige noch im Altbau, das heißt die sowieso schon todkranken Patient*innen werden zu viert in dunkle kleine Zimmer gepfercht und im Flur riecht es nach kaltem Zigarettenrauch (ja, es gibt in Österreich noch Raucherzimmer in den Stationen fürs Personal).
Als Pjler*in ist man in der Hackordnung ganz unten, ich wusste nicht, dass es noch schlimmer geht als in Deutschland. Hier ist man wirklich nur eine billige Arbeitskraft, die je nach Personalmangel von Station zu Station geschickt wird, sogar aus der einzigen Woche in der Ambulanz wieder zurück in die Klinik beordert wird (mit 40 Minuten Fahrtweg) und der man nicht mal Danke sagt für die getane Arbeit. Stellt man sich (inbs. bei der Pflege) mit Namen und Funktion vor, ist das höchste der Gefühle ein irritiertes Augenbrauenhochziehen, wieso man jetzt die sowieso knapp bemessene Zeit mit solchen Nichtigkeiten stehlen müsse.
Lehre existiert nicht, da die gestressten Ärzt*innen selber schauen müssen, wie sie durch den Tag kommen. Das heißt man steht bei Visite daneben, keine Zeit um Fragen zu stellen, danach schnappt man sich das Visitenbuch, in dem immer drölftausend Aufträge stehen, die auszuarbeiten sind, telefoniert wild in der Gegend rum, um CT Termine auszumachen, obwohl man meist gar nicht weiß, wieso Patient xy den braucht, weil es wird ja nicht mit einem geredet. Statt Medizin zu verstehen, hetzt man sich durch den Tag um einigermaßen pünktlich Feierabend zu haben. Wer dann noch wirklich etwas über die eigentlich echt spannenden Krankheitsbilder lernen möchte, muss sich dann Abends nochmal selbst hinsetzen und auf Amboss nachschlagen, da hätte man sich die paar hundert Kilometer nach Wien auch sparen können.
Das Kaiserreich der Bürokratie Österreich übertrifft sich selbst immer wieder bei sinnlosen Abläufen, die Zeit und Nerven kosten: Erst einen Echo Termin telefonisch ausmachen, dann im PC nochmal alles ausfüllen, Auftrag abschicken und den dann noch ausdrucken, damit die Sekretärin einen Transport organisieren kann. 21. Jahrhundert, wir kommen!
Um es nochmal kurz zu fassen: Wer die eigenen Schmerzgrenzen explorieren möchte und bereit ist für eine Erfahrung, die die Frusttoleranz extrem nach oben schraubt, dem empfehle ich ein PJ Tertial in der 3. med am Gesundheitsverbund Klinik Favoriten. Wer ernsthaft etwas lernen möchte ohne jeden Abend den Extrariegel Frust-Schokolade zu brauchen, der/die sollte sich in einer anderen Fachabteilung bewerben.
Ah, fast vergessen: Wien ist super, super schön! Mit den Arbeitszeiten hat man genug Freizeit, ich hab öfters Doppeldienste gemacht (also 12 h) und hab mir dafür nen Tag frei genommen. Fast würde ich sagen, die Stadt ist das PJ-Fiasko wert gewesen. Probiert also unbedingt hier PJ zu machen, nur eben nicht bei oben genannter Abteilung... ;)