Mein PJ-Tertial im Marienhospital Witten war sehr enttäuschend. Man fühlt sich als PJler nicht wertgeschätzt und ist eigentlich nur für Blutentnahmen und Anamnesen da.
Um 7:45 Uhr ist immer Frühbesprechung, um 08:00 Uhr geht’s dann los. Als erstes macht man dann die Blutentnahmen auf den beiden Gyn-Stationen. Das sind oft ganz schön viele, aber zu zweit kriegt man das trotzdem meistens recht fix hin. Zumindest die eine Station ist was Blutentnahmen angeht, aber leider nicht so zuverlässig, sodass es durchaus öfter vorkommt, dass die Person mit dem PJ-Telefon noch dreimal hochlaufen muss, um vergessene Blutentnahmen zu machen, die morgens noch nicht gestellt waren oder vergessen wurden.
Es gibt in Witten keine Rotationen, man kann selbst entscheiden, wo man hinmöchte und muss sich nur mit den anderen PJlern/Famulanten absprechen. Das klingt eigentlich ganz gut, aber da fast jeden Tag jemand von uns in der Ambulanz sein musste (die meiste Zeit waren wir zu zweit), hat man am Ende fast die Hälfte der Zeit dort verbracht. Da man dann immer nur tageweise an anderen Stationen ist, ist es schwierig, irgendwo wirklich anzukommen und einen Überblick über die Arbeit zu bekommen.
Und das ist echt ein Problem. In der Ambulanz lernt man nämlich nichts. Man macht den ganzen Tag nur Anamnesen und Blutentnahmen, ohne die dazugehörigen Untersuchungen zu sehen (geschweige denn sie selbst durchzuführen). Während eine Patientin untersucht wird, muss man nämlich schon die Anamnese der nächsten Frau machen, damit sie dann sofort untersucht werden kann, wenn die Oberärztin mit der vorigen Patientin fertig ist. Aber in der Zeit macht man dann natürlich auch schon wieder die nächste Anamnese usw… Es kommt dementsprechend nur sehr selten vor, dass man die Untersuchungen sieht, was total schade ist. Eigentlich bietet Arbeit in einer Ambulanz ja meistens viele Möglichkeiten, Dinge zu sehen und dann auch selbst auszuprobieren oder teilweise sogar Patientinnen ganz selbstständig zu untersuchen. Aber wie gesagt, das läuft hier anders. Selbst untersuchen ist in der Ambulanz Fehlanzeige. Auch ein Gespräch mit dem Chef hat daran nichts geändert (auch wenn er natürlich beteuert hat, unsere Ausbildung hätte oberste Priorität…). Ein Glück, dass man im PJ noch keine Aufklärungen machen darf, sonst wäre das ziemlich sicher in der Ambulanz auch an uns hängen geblieben.
In Witten wird sehr viel operiert mit bis zu 4 Sälen am Tag parallel. Da kommt es dann häufiger vor, dass nicht alle Säle mit Assistenzärzten besetzt werden können, sodass man dann auch als PJler mal als 1. Assistenz am Tisch steht. Das ist dann echt ganz cool. Das passiert aber auch wirklich nur, wenn gerade Leute fehlen. Man wird nicht aktiv im OP eingeplant oder ist für eine Rotation dort vorgesehen. Wenn man will, kann man aber immer mit dazukommen und zuschauen. Da viel laparoskopisch operiert wird, kann man auch dann was sehen, wenn man sich nicht mit einwäscht.
Im Gyn-PJ ist natürlich immer auch der Kreißsaal nochmal speziell interessant. Auch hier gibt es wie gesagt keine Rotationen und man ist immer nur einzelne Tage dort. Die Atmosphäre dort ist sehr angenehm, das Hebammenteam ist sehr nett und eigentlich immer offen für Fragen. Aber wirklich viel Lernen ist dort auch schwierig, wenn man immer nur einzelne Tage da ist und dazwischen teilweise Wochen liegen.
Der Ort, wo man meines Erachtens am meisten machen kann, ist die Wochenbettstation. Bei den Abschlussuntersuchungen kann man eigentlich immer den Ultraschall machen und wenn dort vorstationäre Patientinnen für geplante Kaiserschnitte kommen, kann man auch Fetometrien üben.
Positiv zu erwähnen ist das Brustzentrum. Wenn man fragt, ist es möglich zeitweise dort hinzurotieren. Es handelt sich um eine eigenständige Abteilung mit eigenen Ärzten und eigenem Chef. Auch wenn ich hier leider nur sehr kurz war, hatte ich dort das Gefühl, Teil des Teams zu sein und konnte in kurzer Zeit wirklich viel zum Thema Brustkrebs mitnehmen. Man war mit im OP und in Sprechstunden und der Chef war sehr interessiert daran, viel zu zeigen. Soviel gelernt in kurzer Zeit habe ich restlichen Tertial nicht…
Was positiv war: Es gibt einen Studientag pro Woche und ein kostenloses Mittagessen (in einer sehr guten Kantine). Außerdem werden Klamotten gestellt und man bekommt einen Spind. Wie in allen RUB-Krankenhäusern gibt es 400€ im Monat.
Studentenunterricht gibt es keinen. Insgesamt interessiert es niemanden, ob man was lernt. Hauptsache jemand macht die Blutentnahmen und die Anamnesen.
Ich bereue es, mein Gyn-Tertial in Witten gemacht zu haben und würde es auf keinen Fall weiterempfehlen. Wenn die Ambulanz nicht wäre und man sich mit den anderen PJlern wirklich sinnvoll aufteilen könnte, wäre es mit Sicherheit deutlich besser, aber unter den aktuellen Bedingungen kann man leider kaum was mitnehmen.