Ich bin überhaupt nach Bad Berka gekommen, weil ich gern einen Teil des Tertials in der Herzchirurgie machen wollte - weil ich das von allen chirurgischen Bereichen als einziges spannend fand. Rückblickend kann ich sagen, ich habe es nicht bereut und war auch froh, dass es mich nach Bad Berka verschlagen hat, weil ich in Leipzig keinen Platz bekommen konnte.
Allgemeines zur Klinik: Insgesamt sehr gute Organisation. Man bekommt am ersten Tag einen Transponder für den entsprechenden Bereich, einen Spind, eine Zuteilung von Wäsche und innerhalb der ersten Woche einen Zugang zum Computersystem mit vollen Arzt-Rechten für die jeweilige Abteilung. Bei Wechsel der Abteilung muss man sich selbst kümmern, aber es war auch alles schnell umgestellt. Ein Zimmer im Wohnheim (500m von der Klinik entfernt) konnte ich für 70€ Zuzahlung/Monat bekommen. Man sollte aber auf jeden Fall danach fragen, bevor man den Platz nicht mehr tauschen kann, falls man nicht im Notfall pendeln könnte. Es ist wohl nicht sicher, dass dort immer ein Zimmer frei ist, die allermeisten PJler pendeln.
Die Herzchirurgie:
Ich glaube, die Herzchirurgie ist ein tolles Fach, egal ob man total begeistert für Chirurgie ist oder überhaupt nicht. Ich hatte eigentlich immer die Wahl, ob ich gern mit in den OP gehen wollte oder lieber auf Station arbeiten.
Im OP ist es meiner Meinung nach ein großer Vorteil, dass man eigentlich nie zum Haken halten gebraucht wird. Das heißt, man kann in der Regel entspannt zuschauen, wenn man möchte. Aber man darf auch als Assistenz mithelfen, bei "unkomplizierteren" OPs auch als 1. Assistent und die Operateure sind in der Regel entspannt. Nicht alle der Ärzte waren sehr gesprächig im OP, aber es war auch nie unangenehm. Besonders zu empfehlen sind Bypass-OPs, wo die Venen aus dem Bein entnommen werden: Es gibt in Bad Berka einen sogenannten Kardiovaskular-Assistenten, der sehr oft die Venen entnimmt und sehr nett ist - da darf man dann sehr viel mitmachen und kann sehr viel lernen. Vor allem hat man keinen Zeitdruck, wenn es noch 2 Stunden dauert, bis die Bypässe eingenäht sind, sondern kann in Ruhe unter Anleitung das Bein/die Beine zunähen. Interessant ist auch, dem Kardiotechniker mit der Herz-Lungen-Maschine und den Anästhesisten mit intraoperativem transösophagealen Echo mal mit über die Schulter zu schauen.
Auf Station kann man eigentlich immer die Visite komplett mitgehen, Untersuchungen anmelden, Verbandsvisite machen, Briefe schreiben, Abschlussgespräche führen etc. Man hat nicht allzu viele Blutentnahmen (machen meist die Schwestern) und Flexülen (viele ZVKs). Dafür lernt man ein bisschen Wundversorgung, Telemetrie/EKG mit postoperativen Rhythmusstörungen, Kardioversion etc., Pleurasono/Punktion, Echo, Blutdruck- und Falithromeinstellung, Herzgeräusche. Für Patientenaufnahmen ist immer ein Arzt eingeteilt, die muss man als PJler nicht machen - dürfte aber bestimmt, wenn man möchte. Man hat meiner Meinung nach für ein chirurgisches Fach doch viele "internistische" Ansätze auf Station und kann das auch jedem Kardiologie-Interessiertem empfehlen, es gibt viele Überschneidungen. Die Stationsärzte waren alle sehr nett und wertschätzend mir gegenüber und hätten gern auch einiges erklärt - leider war aufgrund vieler Corona-Ausfälle zu meiner Zeit immer etwas Stress. Einmal wöchentlich gab es eine Fortbildung des Herz-Zentrums (Kardiologie + Herz-Chirurgie), wo man eigentlich immer hingehen konnte.
Bewerbung
Ich habe auch aufgrund des Wohnheimzimmers ca. 8 Wochen vor Tertialbeginn schon nachgefragt. Dabei habe ich auch meine Abteilungswünsche angegeben und diese wurden dann auch so berücksichtigt. Also zeitig fragen ist nie ein Fehler, wenn man in eine bestimmte Abteilung möchte. Ansonsten bekommt man 5 Wochen vorher eine Mail, wo man gefragt wird, wo man hin möchte.