Im Bürgerhospital sein Chirurgie PJ zu machen lohnt sich nur, wenn man sich entweder für Kinderchirurgie interessiert (und dies nicht als Wahlfach nehmen möchte) oder aber viel Schilddrüsen-Chirurgie lernen möchte.
Es gab 3 Rotationen: Allgemeinchirurgie/Endokrine Chirurgie (gemeinsame Station), Unfallchirurgie und Kinderchirurgie. Eine Rotation in die Notaufnahme ist nicht vorgesehen, was sehr schade ist, da man da sehr viel lernen könnte. Ich habe es dennoch gelegentlich versucht, wenn mal eine Lücke war, in die Notaufnahme zu gehen, allerdings ist da leider entweder nicht viel los oder es sind andere Studierende (Blockpraktikant:innen, Famulant:innen) da oder man ist aufgrund "zu vieler Leute im Arztzimmer" (Corona-bezogen) nicht erwünscht. Ich konnte in den wenigen Stunden dort trotzdem mehr lernen als in allen Wochen in der Allgemeinen bzw. Endokrinen Chirurgie. Es lohnt sich also, dran zu bleiben.
Allgemeine und endokrine Chirurgie: Es gibt in der Regel täglich zwei Säle mit Schilddrüsen (hier sind in allen OPs jeweils ein Studierender eingeteilt) und einen Saal Allgemeinchirurgie (hier kommt es auf die OP an, ob Studierende eingeteilt sind). Bei den Schilddrüsen gibt es auch bezahlte OP-Studierende, die dann einen Saal übernehmen, in den Semesterferien ist von denen allerdings kaum jemand da. Aufgaben sind, die OPs zu besetzen, Blutentnahmen, Aufnahmen und gelegentlich auch Zugänge legen und Verbandswechsel. Spannenderweise sind gerade die beiden Chefs am meisten interessiert, einem etwas beizubringen. Bei den meisten anderen Ärzt:innen sieht das leider nicht so aus. Das führt dazu, dass die Chefs wollen, dass man bei der Visite morgens (7:30-8:00) dabei ist, man dann aber dafür kritisiert wird, dass die Blutentnahmen liegen bleiben (ab 8:00 muss man meistens in den OP). In die Röntgen-Besprechungen bin ich nur ein einziges Mal mitgekommen, weil man nicht mitgenommen wird, sondern rechtzeitig hinterher laufen muss. Ist man nicht im OP, wird erwartet, dass man bei den Aufnahmen mithilft, was mit der Zeit sehr langweilig wird. Zudem werden alle Akten auf Papier geführt, was einiges an Mehrarbeit verursacht (da man ständig Dinge abschreiben muss), was natürlich zu gern an die PJs abgegeben wird. Insgesamt muss man sehr darum kämpfen, etwas zu lernen, wenn man das nicht tut, macht man wirklich nichts anderes als Blutentnahmen, OPs und Aufnahmen. Da bei den Schilddrüsen auch zu bestimmten Zeitpunkten einige post-OP Blutentnahmen anstehen, gibt es hier auch nachmittags noch einiges zu tun, gelegentlich auch ein Grund, warum man nicht früher gehen kann, selbst wenn das vom OP Plan her mal möglich wäre.
Unfallchirurgie: War ich aufgrund meiner Fehltage am Ende des 3. Tertials nicht mehr, soll aber von der Wertschätzung und Lehre her besser sein.
Kinderchirurgie: Diese Rotation war für mich der Grund, ins Bürger zu gehen und es hat sich gelohnt. Hier wird deutlich mehr Wert darauf gelegt, dass man auch etwas lernen kann und die Kinderchirurg:innen beantworten einem immer gern Fragen. Start ist hier morgens um 7:15 und die Tage sind lang, dafür darf man freitags früh gehen. Man ist ebenfalls häufig für die OPs eingeteilt, wenn nicht, sitzt man allerdings meistens daneben und schaut zu, was je nach OP mal mehr oder weniger spannend sein kann. Drei Mal die Woche ist nachmittags Sprechstunde, was ich persönlich sehr interessant fand. Dienstags ist ambulanter OP-Tag mit meist einer Zirkumzision nach der anderen. Mittwochs finden größere OPs statt, hier kann man die Gelegenheit haben, Nierenbeckenplastiken, Analatresie, Morbus Hirschsprung oder andere Fehlbildungs-OPs zu sehen.
PJ- Unterricht: Findet Dienstag und Donnerstag von 15:30-16:30 statt. Die Qualität ist je nach Dozierenden sehr unterschiedlich, meistens fand ich den Unterricht aber sehr gut.
Fazit: Wer sich für Kinderchirurgie oder Schilddrüsen-Chirurgie interessiert, ist hier richtig. Für alle anderen würde ich empfehlen, in ein anderes Haus zu gehen - alleine schon wegen der fehlenden Notaufnahmen-Rotation.