Ich habe mein halbes Chirurgie Tertial in der Kinderchirurgie in Genf gemacht und insgesamt hat mir die Zeit sehr gut gefallen, was vor allem an dem netten Team lag. Wenn man sein Französisch nochmal auffrischen will, kann ich das Tertial sehr empfehlen.
Kurz vorab: Ich denke, ihr solltet Acht geben, die Noten im PJ Portal nicht zu stark zu werten, denn die sind ja immer abhängig von dem, was man von der Zeit erwartet. Deswegen hilft es vielleicht mehr den Kommentar zu lesen.
Team: Das Team der Kinderchirurgie war sehr herzlich und offen. Jeder kannte sehr schnell meinen Namen und war sehr hilfsbereit. Unter den Internes und den Chefs de cliniques herrschte eine sehr gute und kollegiale Stimmung.
Betreuung: Bei der Arbeit auf Station war man immer mit einem Assistenzarzt, der jegliche Entscheidungen mitbetreute und ein Feedback gab. Es gibt ausserdem einen Oberarzt, der sich um alle stagiaires kümmert und sehr darum bemüht ist, dass man auch in den Op gehen kann oder Sprechstunden begleiten kann.
Tätigkeiten: Man kann auf Station eigene Patienten betreuen, im Op assistiert man (manchmal darf man nähen) oder wenn schon genügend Assistenzärzte im Op sind schaut man auch nur zu, in den Sprechstunden sitzt man meistens daneben und kann die Patienten mituntersuchen. Insgesamt habe ich aber wenig ganz autonom gearbeitet. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass die Patienten Kinder sind. Wenn man von seinem Chirurgietertial sich erhofft, viel im Op zu sein und viel chirurgische Wundversorgung zu machen, würde ich euch die Kinderchirurgie nicht weiter empfehlen. Wenn ihr sehr an der Pädiatrie interessiert seid, dann jedoch auf jeden Fall: man sieht viele eindrückliche Krankheitsbilder und bei der Betreuung von schweren Fällen eignet man sich sehr viel pädiatrisches Know-How an. Der Oberarzt der Station ist auch Pädiater und kein Chirurg.
Arbeitszeiten: 7:30 bis etwa 17:30, Mittagspause war jeden Tag möglich
Lehre: einmal in der Woche gibt es eine praktische Fortbildung durch die Oberärzte (chirugischen Knoten, Wechseln von Gastrostomien) und einmal in der Woche finden die Strategies chirurgicales statt, bei denen die Oberärzte interaktiv die Operationen erklären.
Sprache: In der ersten Woche habe ich noch wenig verstanden, doch die Französisch-Lernkurve war sehr steil. Ich kann ein Tertial in Genf sehr empfehlen, wenn man sein Französisch nochmal auffrischen will. Das hat tatsächlich sehr gut geklappt. Das Französisch in Genf ist zudem gut verständlich und das Schgöne in Genf ist, dass es doch auch viele Leute gibt, die Deutsch können.
Genf und Umgebung: Die Stadt ist sehr schön. Vor allem die Flussufer von Arve und Rhone sind sehr idyllisch. Dort kann man gut am Nachmittag entspannen oder auch entlang joggen und ist direkt in der Natur. Genf Innenstadt ist recht schick. Es gibt einige Bars (die eher schick sind), doch auch einige lässige Kneipen. Wie überall in der Schweiz sind die Preise in Genf auch hoch. In der Genfer Umgebung kann man im Winter gut Ski fahren und Langlaufen (la Givrine) gehen. Wanderungen auf den Hausberg (Salève) sind empfehlenswert.
Wohnen: Leider stellt das Krankenhaus keine Wohnungen, weswegen man sich selbst darum kümmern muss. Das ist in Genf leider sehr lästig, denn Wohnen in Genf ist richtig teuer. In Facebook Gruppen findet man manchmal etwas. Was die Organisation des Tertials angeht, war das eigentlich das schwierigste.
Geld: Man bekommt 920 Franken pro Monat. Essen in der Kantine kostet mindestens 10 Franken (wobei die Qualität wohl gut sei). Man kann sich aber auch immer Mittagessen mitnehmen und in den Mikrowellen aufwärmen. Wenn man kein Schnäppchen im Wohnungsmarkt bekommt, sollte man eher mit einem minus rechnen.