Da es zum Zeitpunkt meiner Bewerbung noch keine ausführlichen Berichte zu PJ-Tertialen am FPS gab, war ich zunächst nicht sicher, was mich erwarten würde. Die Wahl dieses Spitals für mein erstes Tertial in der Inneren stellte sich jedoch als absoluter Glücksgriff heraus.
Während meiner Zeit dort waren wir insgesamt nur zwischen zwei und drei Unterassistenten im ganzen Krankenhaus, das gerade ganz neu gebaut war. Zu Beginn wurde uns von dem PJ-verantwortlichen Oberarzt empfohlen, auf einer der Reha-Stationen zu beginnen und dann auf andere Abteilungen weiterzurotieren. Da wir nur so weniger PJler waren, konnten wir auch sehr frei Stationen wählen, was ich gleich am ersten Tag super fand. Da ich mich sehr für Neuro interessiere, habe ich also mein Tertial auf der Neuro-Reha-Station begonnen, wo ich von einem extrem netten Ärzteteam betreut wurde, das sowohl aus Internisten, als auch von Neurologen und Assistenzärzten anderer Fachdisziplinen in der Fremdrotation bestand. Diese interdisziplinäre Zusammensetzung war praktischerweise auch eine gute Vorbereitung auf mein zweites Tertial (in der Neurologie). Da die meisten Patienten nach der Akutdiagnostik und -behandlung erst zugewiesen wurden, konnte man hier die Basics der stationären Versorgung kennen lernen, durfte unter Supervision Visiten leiten, Berichte schreiben, Befunde einholen, EKGs befunden…stets in enger Rücksprache mit den Stationsärzten.
Nach etwa sechs Wochen rotierte ich auf die Aufnahmestation, die nicht unbedingt einer klassischen Notaufnahme entspricht; vielmehr werden hier Patienten untersucht und anamnestiziert, die vom Universitätsspital Basel zugewiesen wurden zur Anschlussbehandlung oder Abschluss der Diagnostik. Als Unterassistent konnte man hier selbstständig die Vorgeschichte aufarbeiten, ausgiebig und ohne Hektik Patienten untersuchen und nach Anlage des Berichtes die Fälle mit der/dem Oberarzt/-ärztin besprechen. Natürlich war hier an manchen Tagen mehr los als an anderen; dennoch hatte ich nie das Gefühl, dass jemand besonders viel Druck gemacht hätte oder ungeduldig gewesen wäre, wenn mal Fragen aufkamen. Hier wie auch in allen anderen Abteilungen, die ich am FPS kennen gelernt habe, bestand eine hervorragende kollegiale Arbeitsatmosphäre, in der man sich selbst als PJler jederzeit willkommen und wertgeschätzt fühlte.
Wiederum nach circa sechs Wochen rotierte ich noch auf eine der geriatrischen Akutstationen, wo die Tätigkeiten wieder jenen auf der Rehastation ähnelten.
Die Arbeit im FPS hat mir sehr viel Spaß gemacht und es hat gutgetan, so gut betreut an die klinische Tätigkeit herangeführt zu werden.
Aber auch jenseits der praktischen Tätigkeit lag Teaching der Klinik sehr am Herzen, da das FPS als Zentrum für universitäre Altersmedizin auch Lehre und Forschung explizit als seine Aufgabe betrachtet. So gab es unter anderem wöchentliche Röntgenfortbildungen, Journal Clubs, eine Art EKG-Ringvorlesung oder inoffizielle Kurzfortbildungen auf Station in kleinerem Rahmen. Außerdem wurde man stets eingeladen, wenn apparative Untersuchungen durchgeführt wurden, auch wenn das zugegebenermaßen nicht allzu oft passierte, beispielsweise ÖGD, TTE, Hals- und Kopfgefäßdoppler, Gelenkpunktionen etc.
Abseits von der unmittelbaren Arbeit und Lehre am FPS finde ich ebenfalls nur positive Worte. Es war jeden Tag möglich ohne Zeitdruck im Team zu Mittag zu essen (stets sehr lecker und mit Preisen ab ca. 8CHF für Schweizer Verhältnisse sehr erschwinglich) und wenn man das wünschte oder irgendwelche Termine hatte konnte man nach meinem Gefühl auch immer früher gehen, ebenso konnte man sehr kurzfristig Urlaubstage nehmen. Da mir die Arbeit Spaß gemacht hat und eigentlich doch immer noch etwas zu tun war oder noch ein Vortrag stattfand, bin ich jedoch meist „erst“ gegen 17 Uhr nach Hause gegangen. Aufgrund der täglichen Arbeitszeiterfassung hatte ich am Tertialende einige Überstunden und konnte so kurzfristig noch ein paar Tage freinehmen, die nicht als Fehltage eingetragen werden mussten. Überhaupt war die Urlaubsplanung extrem unkompliziert, da das FPS nicht fest mit PJlern kalkuliert. Daher wird nicht erwartet, dass auf gewissen Stationen stets ein PJler für „niedere Tätigkeiten“ verfügbar ist, so wie ich es an anderen Kliniken erlebt habe.
Wie bereits erwähnt waren auch die Kollegen immer extrem nett und hilfsbereit und zwar die Kollegen sämtlicher Fachbereiche, sei es von pflegerischer, von therapeutischer oder von (ober)ärztlicher Seite. Als Unterassistent wurde man zum gemeinsamen Grillieren oder zu Barbesuchen eingeladen und durfte sich stets als vollwertiges Teammitglied fühlen.
Durch dieses freundliche kollegiale Umfeld habe ich mich während dieser Dreieinhalb Monate in Basel überaus wohl gefühlt und bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Dabei war es auch ein schönes Gefühl, für die geleistete Arbeit entlohnt zu werden und dadurch finanziell während des Auslandsaufenthaltes nicht allzu weit ins Minus zu rutschen (einziger „Kritikpunkt“ mag sein, dass in anderen Kantonen Unterassistenten bei niedrigeren Lebenshaltungskosten als in Basel deutlich besser bezahlt werden, aber 650 CHF ist leider immer noch deutlich mehr als man an den meisten deutschen Krankenhäusern bekommt; für ein paar Monate in der schönen Stadt Basel zu leben war es aber definitiv wert).
Die Anmeldeformalitäten zu Beginn waren schlussendlich unkomplizierter als befürchtet, da für derart kurze Anstellungsverhältnisse im Kanton Basel-Stadt die Unterlagen online eingereicht werden können. Leider ist inzwischen die Kontoeröffnung etwas komplizierter als es bei mir damals war. Ich konnte noch einige Monate vor PJ-Beginn auch als Ausländer ein kostenfreies Sparkonto eröffnen, was inzwischen Lieder nicht mehr möglich ist. Es empfiehlt sich also die Eröffnung eines Studentenkontos (z.B. bei der Postfinance) sobald man den Wohnsitz in der Schweiz hat. So kann man sich meines Wissens noch am ehesten die Kontoführungsgebühr sparen.
Gerade im Sommer ist Basel eine tolle Stadt mit seiner Lage im Dreiländereck. Ich war in der Stadt und im Umfeld eigentlich ausschließlich mit dem Velo unterwegs und an den Wochenenden ließen sich (auch dank einer recht günstigen Schnupperhalbtax-Ermäßigung für den ÖPV -> haltet die Augen offen für solche Gutscheine!) ganz tolle Ausflüge in die ganze Schweiz, ins westliche Baden-Württemberg und nach Frankreich unternehmen.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 15 Monate vor Tertialbeginn an mehreren Schweizer Spitälern für Innere Medizin beworben, wo in den wenigsten Fällen noch freie Unterassistentenstellen zu besetzen waren (die meisten - mich selbst eingeschlossen - bewerben sich vermutlich zunächst bei den Unispitälern). Da ich gern nach Basel wollte, bewarb ich mich also dann auch im FPS; ich denke aber, dass es auch bei weniger Vorlaufzeit noch Plätze am FPS gibt, da sich nach meinem Eindruck noch nicht herumgesprochen hat, wie gut es sich dort ins PJ starten lässt.