OP:
Der Tag startet um 7:10 mit der Frühbesprechung, die wegen der Pandemie für Assistenten und PJler über Microsoft Teams stattfindet. Allerdings beginnen viele parallel schon mit der Vorbereitung der ersten Einleitung, also lohnt es sich trotzdem schon in den Saal zu gehen. Über Teams wird man auch für einen Saal eingeteilt. Dies ist jedoch ausdrücklich nur ein Vorschlag und sobald man sich ein bisschen auskennt, kann man auch selbstständig dorthin gehen, wo man eine interessante Narkose vermutet oder Assistenten, die man schon kennengelernt und für gut befunden hat. Es ist auch möglich, zwischendurch in die zentrale Einleitung oder einen anderen Saal zu gehen.
Grundsätzlich darf man je nach Arzt unterschiedlich viel selbst machen. Wenn es nicht von selbst angeboten wird, sollte man auf jeden Fall fragen, denn manche sind so in ihrem flow oder glauben der PJler sagt schon was, wenn er gerne intubieren möchte. Man sollte sich aber darauf einstellen, dass naturgemäß in der Uniklinik viele junge Assistenten sind, die selbst auch noch viel üben wollen und müssen und dann natürlich den Vortritt haben. Es ist aber niemand beleidigt, wenn man aus solchen Gründen dann in einen anderen Saal geht. Insgesamt ist die Stimmung gut in der Abteilung. Assistenten und Oberärzte erklären bereitwillig auf Nachfrage und es wird einem häufig für die „Hilfe“ gedankt.
Wenn man mal früher gehen muss, ist das kein Problem und ehrlicherweise würde es vermutlich auch nicht auffallen, wenn man mal gar nicht da wäre, da niemand einen explizit erwartet. Ich habe während der OP-Zeit auch zwei Tage im Kreißsaal verbracht und bin einen Tag mit in die Prämed gegangen, was beides auf Nachfrage unkompliziert möglich ist. Was eher schwierig ist am Campus Mitte, ist das Mitfahren auf einem NEF und auch Schockräume sind selten. Der Standort ist kein Traumazentrum und hat kein eigenes NEF. Mit etwas Einsatz wäre es grundsätzlich möglich über einen Anästhesisten aus dem CVK mal eine Hospitation auf einem anderen NEF zu organisieren. Wegen Corona war das allerdings von Seiten der Feuerwehr während des ganzen Tertials noch nicht wieder erlaubt.
Chirurgisch-anästhesiologische ITS:
Auch hier geht es um 7:10 los mit der morgendlichen Übergabe. Die Ärzte teilen sich in zwei Teams auf, die jeweils eine Hälfte der Station übernehmen. Hier gibt es v.a. orthopädische und allgemeinchirurgische Patienten. Viele haben allerdings andere mittlerweile führende Probleme wie Sepsis, ARDS, Delir nach oft langen Krankheitsverläufen. Wenn man möchte und je nach Kenntnisstand, darf man ein oder zwei Patienten selbst betreuen. Das bedeutet man erhebt den Status, überprüft Labor und Medikamente und überlegt sich, was man daran ändern würde oder was die nächsten Ziele oder nötige Untersuchungen wären. Dann bespricht man dies mit den Ärzten und setzt die gemeinsam beschlossenen Dinge um. Wenn interessante Untersuchungen oder Interventionen bei anderen Patienten stattfinden, kann man da aber auch immer zwischendurch zuschauen.
Wenn Zeit dazu ist, was während meines Aufenthalts häufig der Fall war, gibt es mittags eine ausführliche Lehrvisite. Dies dient v.a. der Ausbildung der Assistenten, die ich nebenbei gesagt auf dieser Station sehr gewissenhaft fand. Gleichzeitig ist auch hier die Kehrseite, dass durch den hohen Durchsatz junger Rotanten diese auch selbst bei vielem noch ungeübt sind und Dinge, die man gerne mal machen würde, selbst noch lernen müssen. Somit habe ich während meines ganzen Tertials z.B. keinen ZVK legen können.
Gegen 16 Uhr darf man meistens nach Hause gehen, manchmal auch etwas früher. Studientage sollte man absprechen, auch wenn man sie normalerweise immer am gewünschten Tag nehmen kann.
Neurochirurgisch und neurologische ITS:
Diese Station gehört eigentlich nicht zur Anästhesieabteilung und man macht dort eine Art Gastrotation, auch wenn es durchaus Anästhesisten auf der Station gibt. Morgens geht es um 7:00 los mit der Übergabe, bei der alle Patienten kurz angeschaut und vorgestellt werden. Anschließend kommt eine absurd große Gruppe Neurochirurgen plus studentischer Gefolgschaft zur Visite, mit denen nochmal das gesamte Team durch alle neurochirurgischen Zimmer latscht. Man merkt vielleicht, dass ich diese Praxis etwas fragwürdig und ineffizient finde, insbesondere während der Pandemie und außerdem da die Gesamtgruppe einfach so groß ist, dass nichtmal alle ins Zimmer passen und man den Großteil des Besprochenen nicht mitbekommt.
Auch auf dieser Station darf man eigene Patienten betreuen, wenn man möchte, was sich dann etwa so abspielt wie auf der anderen ITS auch. Während ich da war gab es noch eine neurochirurgische und einen neurologischen PJler, sodass jeder von uns sich meist einem Assistenten angeschlossen und mit dem dann die Patienten besprochen hat. Alle Ärzte sind auch hier sehr freundlich und erklären auf Nachfrage gerne etwas. Allerdings ist der Kontakt zu den Stations- und Oberärzten deutlich geringer als auf der anderen Station und so muss man aufmerksamer am Ball bleiben wenn man Röntgendemos oder interessante Interventionen nicht verpassen will. Das gilt leider nicht nur für PJler, sondern auch für die Assistenten, deren Patient dann teilweise plötzlich tracheotomiert im Bett liegt, weil ihnen nicht Bescheid gesagt wurde, dass das jetzt oberärztlich gemacht wird. Es soll jetzt aber auch nicht das Bild entstehen, dass diese Station irgendwie „schlecht“ wäre. Auch hier habe ich viel gelernt und mich fast ein bisschen geärgert eine Woche Urlaub gemacht zu haben in der Zeit. Die Kritikpunkte sind eigentlich schon Jammern auf hohem Niveau.