Auch wenn hier nur Chirurgie oben steht, rotiert man auch auf die Orthopädie/Unfallchirurgie. Rotation sieht wie folgt aus: 7 Wochen ACH/VCH, 7 Wochen Ortho/UCH und 2 Wochen interdisziplinäre ZNA.
Zusammenfassung:
Ich bin in dieses Spital gegangen, weil es - wie viele andere Kliniken in der Schweiz - einfach überragende Bewertungen gab. Das sollte man aber wirklich sehr differenziert betrachten. Vorab, die Zeit in der Schweiz war wirklich super. Damit meine ich aber ausschliesslich die Lage von Stans und die Landschaft drumherum. Ski fahren und Wandern war problemlos in kürzester Entfernung möglich.
Wenn ihr allerdings Erwartungen habt was machen zu dürfen in den OP`s, weil man es ja auch aus kleinen Häusern in Deutschland kennt (und weil das in Berichten zuvor so beschrieben wurde), dann erwartet euch bereits die 1. Enttäuschung. Auch die Befugnisse eines PJ`lers in der Schweiz sind weit unter denen in Deutschland. Mal abgesehen von eurer vertraglich festgesetzten 50h Woche. Das könnte aber auch am Personalschlüssel liegen. Gefühlt war die chirurgische Station mit einem 2 AA überbesetzt. Ich teile die Bewertung für den besseren Überblick in die 3 Rotationen ein:
1. ACH:
Wirklich alle AÄ, OÄ und CÄ sind ausgesprochen nett. Die Stimmung im Team ist auch angenehm, man wird gut ins Team integriert. Der Tag beginnt um 7:15 auf Station, man verschafft sich einen kurzen Überblick über die Station, OP-Plan und Sprechstunden und teilt sich untereinander auf (je nach dem wie viele UA da sind, meist seid ihr zu zweit). Anschliessend ist Morgenbesprechung (montags noch Rö-Besprechung), dann Visite und dann wird erstmal ca. 30min Kaffeepause gemacht. Je nach dem was ansteht und wie viel Personal (UA und AA) da sind kann man entweder in die Sprechstunde, in den OP oder man wird von der Anästhesie angerufen um urologische Patienten zu untersuchen (wird hier "Staten" genannt). Für die Untersuchung der chirurgischen Patienten werdet ihr dann in die Sprechstunden gerufen und macht das im Anschluss an die OP-Aufklärung des Chefs/OA. Montags ist Uro-OP-Tag (Prostatektomie, Orchiektomie). Da kann man als UA fast immer assistieren, weil die meisten chirurgischen AA keine Lust haben drauf. Das OP-Spektrum hier beläuft sich auf kleinere Eingriffe (Appendektomie, CHE, Gastric-Byass und Sleeve-Resection als Zentrum für Bariatrische Chirurgie, Sigmaresektionen, TEPP/Lichtenstein-OP). Normalerweise darf man in den OP´s, wenn man denn rein kommt, als 1. Assistenz mitoperieren. Heisst Kameraführung und ggf. am Ende mal was zunähen.
Auf der Station könnt ihr auch eure eigenen Patienten betreuen die elektiv zur CHE oder bariatrischen OP kommen. Es gibt für alles Textbausteine und Briefvorlagen, sodass ihr euren Kopf dafür eigentlich auch nicht wirklich überstrapazieren müsst.
Zeitweise kamen wir als UA (kurzzeitig zu dritt auf der Station) nicht mal in den OP zum assistieren sondern nur zum zugucken. Die paar OP`s wurden dann nur unter den AA aufgeteilt.
Für eure Freizeit bedeutet das ein absoluter Gewinn, denn die Chirurgen lassen euch auch sehr frühzeitig gehen wenn nichts zutun ist (bspw 13 Uhr).
2. Orthopädie
Dienstbeginn Mo und Freitag 7 Uhr, Die-Do 7:30 Uhr. Zu euren Aufgaben zählen 2. Assistenz in elektiv geplanten OP`s (meist Hüften, Knie-TEP, VKB`s etc..). Ihr seid für die tägliche Visitendokumentation zuständig (auf der Chirurgie machen das die Assistenten selbst) und auch hier müsst die Patienten «staten» wenn die Anästhesie anruft. Hier habt ihr sehr viel häufiger die Gelegenheit im OP zu sein, allerdings auch nur als 2. Assistenz, bedeutet also ihr seid einfach nur zum Haken halten da. Wenn ihr das Glück habt mit Dr. * oder Dr. * im Pickettdienst zu operieren (und da nicht gerade ein Ortho-AA freiwillig um 20 Uhr noch mitgeht), dann dürft ihr vielleicht mal nähen oder schrauben setzen. Absolute Seltenheit.
In das Team der Orthopädie wird man fast überhaupt nicht durch die AÄ integriert. Teilweise laufen die einfach zur Visite los ohne euch Bescheid zu sagen, obwohl ihr für die Dokumentation zuständig seid. Gleiches gilt natürlich für den OP. Auch hier laufen sie häufig los ohne Bescheid zu sagen und man muss selbst immer auf Zack sein wann man im OP zu stehen hat, sonst gibt’s einen pampigen Anruf vom OP-Saal.
Die Lehre auf der Ortho hier geht nahezu gegen 0. Es gibt 1x die Woche Freitags immer einen Vortrag, zu dem auch wir UA gezwungen werden. Ja ihr lest richtig, man wird gezwungen. Der Chefarzt sagt euch es ist freiwillig, käme einem selbst zu gute Paper zu lesen und sich so fortzubilden, aber die AÄ zwingen euch mehr oder weniger, weil sie sonst mehr Vorträge halten müssen.
Hier kommt man übrigens selten vor Dienstende raus (17:15Uhr). Meist bleibt man eher etwas länger (ca. 18 Uhr), vor allem wenn man als UA alleine auf der Ortho ist.
Pickett-Dienst:
Je nach Zahl der UA kommt man mal auf mehr oder weniger Dienste. Man teilt sich untereinander auf. Wir waren ca. 10 UA, das entsprach ca. 3 Dienste pro Monat und im gesamten Tertial 1 Wochenenddienst. Bei einem Pickett-Dienst müsst ihr dann im Wohnheim bleiben weil das Diensttelefon ausserhalb der Klinik/Wohnheim keinen Empfang hat. Eine Umleitung wäre möglich wenn ihr euch eine Schweizer Rufnummer zulegt.
Notaufnahme:
Fast schon das Highlight des Tertials. Man darf selbstständig Patienten aufnehmen, betreuen und dann an einen Oberarzt übergeben. Im Anschluss organisiert man die stationäre Aufnahme selbst oder entlässt den Patienten. CT’s werden hier wie Bonbons verteilt, keiner weiss warum. Weiss nicht ob hier ein CT-Register angestrebt wird, dass jeder mal ein Bild hat. Die Zeit in der ZNA hat am meisten spass gemacht, man durfte nähen, wenn ihr glück habt Punktionen machen oder polizeiliche BE (bekommt man 35CHF extra).
FAZIT:
Wenn ihr Chirurgie absolut hasst und wisst, dass ihr da nichts verloren habt, dann bietet euch Stans eine super Lage in der Schweiz mit traumhaft schöner Landschaft. Die Arbeit hier wird zwar zur Qual, aber der Freizeitwert ist echt super. Auf der Chirurgie sterbt ihr teilweise vor Langeweile, dürft dafür aber meist früher raus und das Team ist sehr nett. Auf der Ortho wird man als Hakenhalter und Sekretär ausgenutzt. Hier vergeht die Zeit dann wenigstens schneller. Wenn ihr aber wirklich nur einen Hauch Lernen möchtet, dann geht lieber nach Luzern (das ist 10km von Stans).
Bewerbung
Ungefähr 1,5 Jahre im Voraus im Sekretariat der Chirurgie. Man kann auf der Uni Zürich Seite eine Liste mit Kliniken finden, worunter ihr auch die jeweiligen Ansprechpartner findet.