Wer sich für Psychiatrie interessiert und Bock hat, was zu lernen, ist hier genau richtig. Es ist aber wie ich von anderen PJlern gehört habe, sehr abhängig davon, auf welchen Stationen man eingesetzt ist. Ich kann von der Geschlossenen Gerontostation (4094) und der allgemeinen Tagesklinik (4090) berichten
1. Rotation (10 Wochen): geschlossene Gerontostation 4094
Die Station ist einfach nur super. Es ist wahnsinnig viel zu tun, aber man kann auch sehr viel machen und lernen. Die Station ist sehr anstrengend, weil es eben eine geschlossene Akutstaion ist und dazu noch den Schwerpunkt Geronto hat, heisst alsoe viele der Patienten dort haben auch internistische Vorerkrankungen oder akute Erkrankungen (Infektionen etc.) und aus der geschlossenen Pych ist es macnhmal gar nicht so leicht, Patienten in die Somatik zu verlegen. generell sind eigentlich alle Spektren der Psychiatrie vertreten (die meisten Patienten sind über 60, es gibt aber auch vereinzelt jüngere, die geschützt untergebracht sind, wenn die andere geschützte Station keine Kapazitäten hat.) An erkrankungen ist es eine gute mischung an allem. Es sind natürlich viele Patienten mit Demenz oder Delir da, aber auch mit Depressionen, Manien, Suchterkrankungen oder Schizophrenie.
Als Pjler wird man auf dieser Station als Teil des ärztlichen Teams wertgeschätzt, aber auch eingebunden. Morgens nimmt man nach der Übergabe mit der Pflege und der Morgenbesprechung Blut ab und legt Braunülen. Mein persönliches Highlight war immer, dass die Ärzte eigentlich IMMER mithelfen beim Labor. Ich habe mich dann einmal bei einem assistenzarzt bedankt und der meinte "Dafür muss ich mich nicht bedanken, das ist mein Job. Du bist hier um was zu lernen und nicht um nur Blut abzunehmen", so eine Aussage hört man selten im PJ. Man sollte nach einer Woche eigene Patienten selbstständig eigene Patienten betreuen (immer so 3-4). Das bedeutet man ist von der Aufnahme über den Brief und Angehörigengespräche, die wöchentliche Visite, die Planung für die Zeit nach der Entlassung, weitere Diagnostik, Therapie, Befunden von EKGs und Labor zuständig. Das klingt erstmal hart und am Anfang ist man auch etwas überfordert damit, aber die assistenten von Station helfen einem auch immer weiter, wenn mal etwas akut wird. Und außerdem hat diese Station noch einen super Oberarzt Dr. M.B. Er ist sehr an der Integration von Studenten in den Alltag interssiert und es gibt einfach ständig Teaching mit ihm, wenn er da ist. Außerdem schaut er auch über alles, was man so macht noch einmal drüber. Das Heißt also: ihr nehmt einen Patienten auf, macht den PPB, klärt schonmal die wichtigen Sachen mit den Angehörigen, fordert Vorbefunde an etc. Dann stellt ihr ihm den Patienten vor und er guckt sich den Patienten noch einmal gemeinsam mit euch an. Er kommt auch jeden Nachmittag vorbei und dann besprecht ihr den weiteren Plan für die Patienten, heißt also: ihr sagt ihm, was ihr so machen würdet (an Diagnostik, Therapie etc.) Mit ihm besprecht ihr dann, ob das so sinnvoll ist und was ihr noch so machen sollt und was der Plan ist. Es gibt also quasi jeden tag oberärztliches Teaching, was auch praktisch relevant ist. Ich fands auch wichtig, jeden Tag zumindest einmal kurz mit seinen eigenen Patienten zu sprechen. Ehrlich gesagt war das so wie das PJ eigentlich sein sollte: langsam an Verantwortung rangefphrt werden, Verantwortung übernehmen und eigene Patienten unter oberärztlicher Supervision betreuen. Nach einiger Zeit konnte man auch selber Lumbalpunktionen durchführen (unter ärztlicher Aufsicht). Avhja und ich glaube ich habe nirgenwo so oft Braunülen gelegt, wie auf dieser Station. Gefühlt alle Patienten bekommen etwas iv und ziehen sich ständig ihre Viggos raus. Das einzig negative, was ich über diese Station zu sagen habe, ist dass der Workload immens ist. Man hat eigentlich permanent irgendetwas zu tun und man kommt nachmittags oft auch erst um halb 6 / 6 raus. Man muss sich halt überlegen, ob man Bock hat was zu lernen, dann ist man auf dieser Station genau richtig. Wenn man einfach nur chillen will, sollte man sich vielleicht etwas anderes aussuchen. Und das Arbeiten auf einer geschlossenen Station ist natürlich auch so super interessant.
2. Rotation (6 Wochen): allgemeine Tagesklinik 4090
Normalerweise gibt es auf den tageskliniken keine Pjler, bei uns waren allerdings so viele, dass ich doch noch einmal dahin konnte. Es war quasi das komplette Kontrastprogramm zur Geronto. Der Tag war sehr entspannt und es war eher weniger zu tun. Man konnte auch hier eigene Patienten übernehmen und da dann das Procedere mit dem OA und dem Assistenzarzt besprechen. Man sollte noch einmal die Woche ein 1h Gespräch führen mit seinen eigenen Patienten (so eine Art psychotherapiestunde, wobei man das so nicht bezeichnen kann, weil man dafür nicht ausgebildet ist) und man kann auch die Leitung von Gruppentherapien übernehmen. generell war das Arbeiten auf der Tagesklinik sehr entspannt und man hat deutlich früher Feierabend (meistens zwischen 2 und 3). Das Arbeiten ist dadruch dass die Patienten nicht so schwer krank sind wie auf der Geschlossenen auch eher psychotherapeutisch angehaucht. Ich hatte auch eine schöne und entspannte zeit auf dieser Station und es war einmal etwas komplett anderes. Ich würde aber tatsächlich eher eine Normalstation aus der Psych empfehlen, da sieht man den KH-Alltag der Psych noch einmal ganz gut.
Bewerbung
PJ-Portal, beim zuständigen OA kann man Stationswünsche angeben (Prof. W.)