PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Kantonsspital St. Gallen (3/2022 bis 6/2022)

Station(en)
Station 03-11
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Heidelberg
Kommentar
Kurzfassung:
Du möchtest keinerlei Verantwortung tragen, lediglich Deine Chirurgie-Zeit absitzen und ein paar coole OPs sehen? Dann ist diese Abteilung zu empfehlen.
Möchtest Du selbstständig arbeiten, deine ärztlichen Fähigkeiten und chirurgischen Skills verbessern? Dann rate ich hiervon ab.

Erklärung:
Ich habe mein zweites Tertial am Kantonsspital St. Gallen in der Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Endokrine und Transplantationschirurgie verbracht, mein Wahlfach davor war Plastische Chirurgie in Deutschland. Während des gesamten Tertials war ich auf einer Station eingeteilt, es gab keine Möglichkeiten in die Notaufnahme, die Sprechstunden oder auf die Intensivstation zu rotieren. Nach explizitem Nachfragen mit ausreichend Vorlauf durfte ich mir 2 Wochen die Abteilung für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates anschauen (nur unter der Voraussetzung, dass die Heimatuni das vorgibt). Sonst ist man 1-2 Wochen in der "Ambulanz" eingeteilt (nur Computerarbeit zur Vorbereitung von Patienten, mit Patienten sprechen konnte man dort so gut wie nie) und darf sich 1 Tag die Endoskopie anschauen.
Der Alltag war dadurch nicht sehr abwechslungsreich. Meistens war man im OP eingeteilt (namentlich), die Einteilung folgte allerdings keiner Systematik. Manche Eingriffe sah man dadurch sehr häufig, andere nie. Während den Eingriffen selbst war Mittdenken und selbstständiges Arbeiten nicht erwünscht, man sollte nur Haken halten und explizit das tun wozu man aufgefordert wurde. "Auch gut gemeintes Helfen kann stören" war in der Einführungsmappe bereits zu lesen. Je nach Operateur ging es sehr hierarchisch zu, meistens war man 2. Assistenz und durfte nichtmal Faden abschneiden oder den Sauger halten. Beim sterilen Abdecken helfen geschweige denn Abwaschen war laut OP-Pflege für Unterassistenten sogar VERBOTEN.
Positiv zu bewerten ist das insgesamt sehr breite operative Spektrum, sodass man eine große Vielfalt an Eingriffen sah. Außerdem durfte man bei (fast) allen Ärzten viele Fragen stellen, die auch gerne beantwortet wurden. Die meisten Ärzte waren außerdem sehr nett und insbesondere mit den Assistenzärzten hatte man häufig ein freundschaftliches Verhältnis.
Auf Station ist man in der Regel bei Visite mitgelaufen und sollte danach die Austrittsberichte der neu eintretenden Patienten anlegen. Dafür hatte man eine Word-Vorlage und musste lediglich Copy&Paste beherrschen. Im Mittagsrapport durfte man dann die Patienten, die am nächsten Tag operiert werden sollten, vorstellen. Insgesamt gab es selten reine Stationstage, meistens wurde man auch ohne vorherige Einteilung dann noch in den OP gerufen. Dadurch kannte man die Patienten auf Station kaum und hatte quasi keine Gelegenheit mal ein eigenes Zimmer zu übernehmen. Je nach Assistenzarzt durfte man bei Visite die Abdomenuntersuchung machen oder kleine Aufgaben wie Drainagen ziehen übernehmen. Zusammenfassend untersuchte man jedoch kaum Patienten, erhob keine Anamnese oder kam sonst in irgendeiner Form dazu, selbstständig mit Patienten zu arbeiten (in der Schweiz wurden außerdem viele Aufgaben wie Blutentnahme, Magensonde legen etc. von der Pflege übernommen). Durch die fehlenden Rotationsmöglichkeiten in die Notaufnahme oder Ambulanz verlernte man dadurch jegliches selbstständiges Mittdenken, übte weder Diagnostik, noch sich eigene Therapiekonzepte zu überlegen. Häufig hatte ich außerdem das Gefühl dass Eigeninitiative und insgesamt unsere Arbeit überhaupt nicht wertgeschätzt wurden. Wir waren lediglich "billige Arbeitskräfte" zum Hakenhalten und unser Ausbildung wurde vergessen.
Es gab regelmäßig Pikettdienste (Mo-Fr 17:00-8:00 Uhr, Sa-So 8:00-20:00 und 20:00-8:00 Uhr), die mit 2-6 CHF pro Stunde zusätzlich vergütet wurden. Zur Kompensation gab es manchmal freie Tage, das System war jedoch eher intransparent und uneinheitlich.
Die Region an sich ist super schön und bietet tollen Freizeitwert! Insgesamt würde ich die Schweiz definitiv empfehlen, hätte ich vorher über diese Abteilung Bescheid gewusst, wäre ich allerdings woanders hingegangen.
Bewerbung
Optimalerweise 1-2 Jahre im Voraus. Häufig aber auch kurzfristig freie Plätze
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Nahtkurs
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
ca. 1000€

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
4
Betreuung
3
Freizeit
2
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.07