Contra:
- Schlechte Einführung am ersten Tag. Alles Wichtige wurde durch die vorherigen PJller*innen via Whats App oder Weitersagen mitgeteilt.
- Das Aufgabenfeld beschränkt sich auf das Vorbereiten der Eintritte (entspricht PC-Arbeit mit Copy&Paste) und die Assistenz im OP. Um das Mitlaufen bei Visite, Teilnahme an Sprechstunden,... muss man sich bei Bedarf echt bemühen. Da einiges an Aufgaben auf Station durch Clinical Nurses abgedeckt wird, bekommt man manchmal gar nicht mit, was wann wo läuft und sitzt stattdessen den ganzen Vormittag im Büro.
- Es fehlt in den einzelnen Abteilungen an festen Ansprechpartner*innen, die sich zumindest ein kleines bisschen für die PJ-ler*innen verantwortlich fühlen und die man begleiten könnte. Man läuft im KSW recht autark unterm Radar.
- PJ-Unterricht mit redundanten Themen und trotz Kontaktaufnahme zum PJ-Betreuer mit Themenvorschlägen, Anregungen und Ideen kein wirkliches Interesse an der Umsetzung oder Verbesserung des Unterrichts.
- Auch wenn klar kommuniziert wurde, dass Interesse an der Chirurgie besteht war die Assistenz im OP idR aufs Hakenhalten oä beschränkt. Insgesamt durfte ich maximal 10x im OP zunähen bei idR mindestens einer OP-Einteilung pro Tag. Ich kann nicht sagen, ob es an einer anderen Weiterbildung in der Schweiz generell liegt oder nur in Winterthur so war, aber auch die Assistent*innen waren teils auch in höheren Weiterbildungsjahr sehr passiv (beschränkte sich häufig auf Kameraführung bei laparoskopischen Eingriffen und Intrakutannaht. Selbst Fasziennaht oä noch durch Oberarzt/ärztin). Das fand ich persönlich sehr schade.
-Man rotiert relativ willkürlich durch alle möglichen Abteilungen. Ich war in der Zeit in der VCH, Gefäss, Uro, Ortho-/Unfall und Thoraxchirurgie. Teils dann aber nur für eine oder zwei Wochen, so dass es gar nicht möglich war sich in den Ablauf und das Team einzufinden. Dadurch waren die Einteilungen der Dienst- und OP-Pläne relativ wild. Hatte aber auch den Vorteil, dass man viele verschiedene Chirurgische Fächer oder OPs sehen konnte.
- Für schweizer Verhältnisse niedriger Lohn. Von den etwa 950CHF wurden 380CHF fürs Zimmer abgezogen. Durch Dienste o.ä. kam zwar noch etwas dazu aber insgesamt auch für das höhere Preisniveau in der Schweiz recht wenig. Dazu kommt eine Gebühr von 110CHF bei der Anmeldung der Stadt, Rundfunkgebühren, AHV/AHL Beträge und 50CHF Gebühr fürs Ausstellen der Bescheinigung. Das Kantonsspital Winterthur ist definitiv der falsche Ort, wenn man sich ein finanzielles Plus aus der PJ-Zeit erhofft.
- Das Wohnheim war doch recht spartanisch und nicht sehr heimelig. Die Sanitäranlagen waren sauber und echt ok. Die Zimmer relativ klein aber mit eigenem Waschbecken und Kühlschrank auf den Zimmern. Es fehlt aber definitiv ein Ort, wo man sich zusammensetzen kann. Die Küchen auf den Fluren sind extrem winzig und es gibt spartanische Tische die mitten auf dem Flur der Zimmer stehen.
- Pickett (Entspricht Ruf-/Bereitschaftdiensten) unter der Woche bis 18 Uhr und am Wochenende. Teils hat hier leider die OP-Ablösung gerade auch durch schweizer PJ-ler*innen mal mehr oder weniger gut geklappt.
Pro:
- Es werden alle gedutzt. Dadurch entsteht direkt ein sehr freundliches Miteinander. Die Hemmschwelle Dinge nachzufragen und auch Oberärzt*innen/Leitende anzusprechen ist sehr niedrig. Insgesamt habe ich mich in den einzelnen Teams immer wohl und freundlich empfangen gefühlt.
- Relativ grosses Haus, in dem man viele verschiedene OPs sehen konnte.
- Die Rotation in die Notaufnahme. Hier war mMn wirklich der grösste Lernerfolg verbuchbar. Man durfte eigene Patienten übernehmen. Anamnese, Vorschlag zum weiteren Konzept, Wundversorgung inklusive Nähen konnte recht eigenständig gemacht werden.
- Feste und häufige Einteilung in die OPs. In Winterthur wird fest mit PJ-leri*innen als 2. Assistenz gerechnet, so dass man viel im OP steht. Kann natürlich auch als Nachteil gesehen werden.
- Fehlzeitenregelung durch Kompensationstage unabhängig von den vorgegebenen Fehltagen durchs LPA. Dadurch kam man auf mehr freie Tage.
- Winterthur als Stadt und Ausgangspunkt für Ausflüge innerhalb der Schweiz.
- Wenn man die festen Aufgaben erledigt hat und nicht mehr im OP eingeteilt war, konnte man sich den Tag recht eigenständig gestalten. Ich war nicht selten auch schon gegen 14 Uhr raus (offizielle Dienstzeit 7-16).
Insgesamt hat mir die Zeit in der Schweiz und am KSW gut gefallen. Das lag aber mehr an dem Drumherum und den vielen tollen Ausflugsmöglichkeiten und Wanderungen. Ich persönlich habe mir im Vorfeld einen deutlich höheren Lernerfolg und Zugewinn von Fähigkeiten von dem Chirurgietertial erhofft. Es wurden zwar auf alle Fragen idR eingegangen und wenn man wirklich Einsatz gezeigt hat, durfte man auch mal spannendere Tätigkeiten übernehmen. Irgendwann hat aber meine Energie nachgelassen um jeden Verbandswechsel "kämpfen" oder der Teilnahme an Sprechstunden hinterherlaufen zu müssen und mich dann gut damit abgefunden einfach zeitig nach Hause zu gehen. Wenn man sich eine richtig gute Lehre erhofft und später Bock auf Chirurgie hat, ist das KSW mMn nicht ganz der richtige Ort.
Bewerbung
Etwa anderthalb Jahre im Vorlauf über das Sekretariat.