Allgemeines/Organistorisches:
Es gibt eine elektronische Arbeitszeiterfassung, daher sind die Stationen extrem unflexibel was früher gehen oder mal nen extra Tag frei (für Dr.-Arbeit oder wegen Krankheit) angeht.
Studientage dürfen prinzipiell nicht gesammelt werden.
Die Umkleiden befanden sich für uns PJ-ler in einem baufälligen Gebäude am anderen Ende des Klinikgeländes, was bedeutete dass man morgens noch früher kommen musste um pünktlich auf Station zu sein.
Kleidung wird gestellt.
Einteilung des Tertials:
Als PJ-ler ist man auf einer der beiden internistischen Stationen eingeteilt. Man darf für 2 Wochen ins Herz-Kreislauf-Labor und weitere 2 Wochen in die Endoskopie rotieren.
Eine weitere Woche auf der (anästhesiologisch geführten) ITS wäre laut dem PJ-Beauftragten möglich, wurde aber vom Chefarzt der Inneren ohne Begründung verwehrt (vermutlich weil gerade PJ-Mangel auf Station herrschte).
Stationsarbeit:
Ich war die gesamte Zeit auf der Station I/3 eingesetzt. Der Schwerpunkt dieser Station liegt auf Kardio und Pulmo, allerdings wird auch fast alles andere mit gemacht.
Die Patienten sind bunt zusammengewürfelt: etwa ein Drittel sind multimorbide Pflegefälle (AZ-Verschlechterung, Infektexazerbierte COPD, Pneumonie, dekompensierte Herzinsuffizienz). Dann gibt es noch relativ viele junge Soldaten (z.B. mit Herzrythmusstörungen, neu aufgetretenem Diabetes, Diarrhö...). Auch dazwischen finden sich immer wieder fachlich sehr interessante Fälle wie z.B. unklares Fieber nach Tropenaufenthalt.
Herzinfarkte sieht man fast nie, da das Krankenhaus kein Katheterlabor hat.
Die Fülle interessanter Fälle ist jedoch völlig irrelevant weil man auf dieser Station eh nur Schwesternarbeit und Aufnahmen machen darf. Es wird vom PJ nicht nur verlangt alle Blutabnahmen zu machen (Ärzte helfen quasi nie, auch wenn sie nichts zu tun haben und sehen dass das Tablett mit 30 Blutentnahmen überquillt) und Flexülen zu legen sondern auch 3 mal täglich die i.v.-Medikamente für alle Patienten aufzuziehen (!) und zu spritzen. Des weiteren wird von den PJ-lern gefordert kapilläre BGAs abzunehmen und diese quer durchs Haus selbst ins Labor zu tragen.
An den Visiten (auf denen auch so gut wie nie etwas erklärt oder der PJ mit einbezogen wird) darf man erst teilnehmen, wenn man alle Blutentnahmen geschafft hat. Und auch wenn man das endlich erledigt hat wird man dauernd von der Visite abgezogen weil doch noch irgend ein Patient ne neue Flexüle braucht...
Die Aufnahmen macht man selbstständig und soll sie dann auch gleich in den Computer eingeben und die Diagnosen verschlüsseln. Nachuntersucht durch die Ärzte wird nichts.
Um es zusammenzufassen: Hier lernt man nichts und muss regelmäßig Überstunden machen, nur um Schwesternarbeit zu erledigen.
Herzkreislauflabor:
Das einzige, was dieses Tertial vor einer glatten 5 im Ranking bewahrt hat waren die 2 Wochen Herzkreislauflabor. Hier waren die Assistenzärzte immer sehr bemüht einem viel zu erklären und man wurde systematisch an die Auswertung von Ruhe- und Belastungs-EKGs herangeführt. Gegen Ende der Zeit konnte man dann schon sehr selbstständig arbeiten, bei Unklarheiten war es aber überhaupt kein Problem nachzufragen, es wurde von den Asisstenten (bloß nicht den Oberarzt fragen, den interessieren nur seine Privatpatienten, für PJs hat der keine Zeit) immer geduldig alles nochmal erklärt.
Das Pflegepersonal im HKL ist übrigens extrem freundlich, gut gelaunt und nimmt einem sogar gerne mal Arbeit ab (statt wie auf Station die eigene Arbeit auf einen abzuwälzen). Zwei wirklich sehr tolle und lehrreiche Wochen.
Endoskopie:
Die zwei Wochen Endoskopie/Sonographie waren ebenfalls deutlich interessanter als die Zeit auf Station. In der Endo war ich die meiste Zeit damit beschäftigt die Sedierungen für die Koloskopien und ERCPs zu machen. Einige der Alt-Assistenten und auch Fachärzte erklärten jedoch sehr engagiert und hatten echtes Intersesse daran, dass man was lernt. In der Sonographie hätte ich auch viel lernen können. Ich durfte mir, wärend der Arzt jeweils für den letzten Patienten den Befund schrieb schonmal den nächsten Patienten reinholen und Anfangen ihn zu schallen. Wenn er dann fertig mit schreiben war übernahm er und wir gingen zusammen durch was ich gesehen hatte.
Nur leider wurde ich an den meisten Tagen aus der Sonographie auf Station zitiert weil dort gerade kein PJler greifbar war und die Ärzte scheinbar nicht in der Lage waren ein paar Blutentnahmen selber zu machen und die Schwestern es auch nicht einsehen wollten ihre 1,5 stündige Frühstückspause zu unterbrechen um die i.v.-Medikamente aufzuziehen. So musste ich allzu oft den Schallkopf fallen lassen um wieder Dinge zu tun, die mich in meiner ärztlichen Ausbildung kein Stück voran bringen.
Fazit: Das Tertial war eine riesige Enttäuschung. Auf Station wälzen Ärzte und Pflegepersonal die unliebsamen Arbeiten auf die PJler ab. Es wird nichts erklärt und man lernt nichts außer Blutabnehmen und Flexülelegen (was ich vorher auch schon konnte).
Da innerhalb der Bundeswehrkrankenhäuser die personelle Fluktuation sehr hoch ist kann schon in einem halben Jahr wieder alles anders sein, aber derzeit kann ich von einem Tertial (zumindest auf Station I/3) nur dringend abraten!