PJ-Tertial Chirurgie in Marienhospital (1/2022 bis 3/2022)
Station(en)
Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Bochum
Kommentar
Chirurgie Mariehnhospital
Ich rate ab. Das PJ-Heft, dass man am ersten Tag ausgehändigt bekommt ist – zumindest in Bezug auf die Chirurgie – eine Lüge.
Es gibt keinerlei chirurgischen Lehrveranstaltungen, der für die Lehre verantwortliche OA hält es nicht für nötig, sich vorzustellen (selbst wenn man sich direkt vor ihn stellt und sich selbst vorstellt. Man muss sich also vorher auf der Homepage sein Foto raussuchen, wenn man wissen will, wer sein „Ansprechpartner“ ist). Ansprechbar ist er quasi nie, er vertröstet einen permanent oder schickt einen z.B. für das Abmachen der Rotationen direkt zum Chef. Allgemein denken die OÄ, dass die Chirurgie-PJs ihre persönlichen Sklaven sind und man es sich verdienen muss, dass sie einem gestatten, in andere Fachabteilungen zu rotieren.
Da gäbe es nämlich die Gefäßchirurgie, wo ich eine zu kurze, sehr schöne Rotation verbringen durfte. Auch dort aktuell Personalmangel, der aber nicht zu Lasten der PJs fällt. Die Ärzt*innen dort sind super nett, behandeln einen mit Respekt, nehmen einen mit zu Untersuchungen etc.. Kann ich nur empfehlen.
Die Ortho- /Unfallchirurgie ist sehr klein, noch weniger vorgesehen und wird demnächst wohl das Haus verlassen.
Die Rotation in die Kinderchirurgie ist nicht mehr möglich, da sich die Abteilung ja in einem ganz anderen Haus befindet. Ich habe dem Chefarzt vorgeschlagen, das PJ-Heft dahingehend zu ändern, damit er die PJs nicht alle einzeln im persönlichen Gespräch enttäuschen muss.
Die PJs sind fest eingeplant, ohne sie sind die armen Assis wirklich völlig aufgeschmissen, weil sie ihre Arbeit gar nicht mehr schaffen würden. PJs sind für die kompletten Blutentnahmen, Viggos, das Drainagenziehen sowie die prästationären Patienten zuständig, womit man den ganzen Vormittag beschäftigt ist. (Bei Visite hat man am Besten jegliche Art von Verband dabei, weil man alles wieder zupflastern muss, was der OA aufreißt. Kann schonmal passieren, dass man dann irgendwann ein bis zwei Zimmer hinterher hinkt. Und es gibt ein Buch, wo man die PJs-Aufgaben (s.o.) einträgt, also bei entsprechender Besetzung braucht man mindestens 2 PJs für die Visite, sonst gibt es am Ende Ärger, wenn niemand wusste, welche Drainagen gezogen werden sollen.) Die prästationären Patienten muss man Untersuchen, Abstreichen, Blut abnehmen, Etiketten drucken, Anamnese erheben, ggf. EKGs anmelden und dann den Stationsarzt für die OP-Aufklärung anrufen. Während der Aufklärung schnappt man sich am Besten schon den nächsten Patienten, damit man vor Feierabend fertig wird und vielleicht noch etwas anderes als selbständiges Arbeiten lernt.
Somit hat man leider in der Regel keine Zeit, mal mit den OÄs in die Spezialambulanzen zu gehen oder auch nur einen Einblick in die Stationsarbeit zu bekommen. Außer wird man aufgefordert, mit in den OP zu kommen, dann bleibt die andere Arbeit schon mal liegen.
Die Assistenzärzt*innen sind sehr nett, aber total unterbesetzt und haben nur sehr selten Zeit, einem etwas zu zeigen.
Es gibt außerdem noch zwei Oberärzte, die an sich bemüht sind, einem etwas beizubringen, aber nunja… die Zeit… .
Wenn man dann gegen Mittag seine Aufgaben erledigt hat, darf man sich bis zur Nachmittagsbesprechung um 15:30 Uhr selbst beschäftigen. Manchmal fallen Blutentnahmen / Viggos / OP-Assistenzen an, ansonsten kann man in den OP gehen und zuschauen oder in die Notfallambulanz. Mal früher nach Hause zu gehen, selbst wenn die Langeweile noch so groß ist, ist nicht drin. Wenn das das Prüfungsamt mitbekäme..!
Wenn genug PJs da sind, soll jeder Posten besetzt sein: Station, ZNA (wo unter der Woche meist wenig los ist), OP, Aufnahme der prästationären Patienten, Dienst (jeden Tag! Untereinander abzusprechen). Da wir am Ende nur noch sehr wenige PJs waren, hieß es, dass wir wenigstens die Wochenenden alle besetzen sollen. Das hieß dann: morgens um 8 die Blutentnahmen machen, dann auf Aufträge warten. Man konnte aber dann auch mit zur Oberarztvisite, in die ZNA oder einfach dem Assistenzarzt über die Schulter schauen. Wenn notfallmäßig operiert wurde, wurde ich meist lieb gefragt, ob ich mitgehen und so lange bleiben würde und die Wochenend-OPs fand ich persönlich auch ganz spannend. Eine willkommene Abwechslung zum Aufnahme-Wahnsinn unter der Woche… Bei uns war es so, dass man für die Wochenendstunden mehr oder weniger 1:1 mal unter der Woche freinehmen konnte. Wie die Dienstregelung in Zukunft aussehen wird und wie lange man da zu sein hat, wird der zuständige OA dann wohl bekannt geben.
Zum Schluss lässt sich sagen: Ich war wirklich motiviert und wollte viel lernen, bin immer wieder aktiv auf die Menschen zu gegangen, aber war am Ende wie die meisten anderen PJs (daher schreibe ich auch so verallgemeinernd) einfach froh, dass die Zeit rum ist. Die Assistenzärzt*innen waren meistens super dankbar, dass man ihnen Arbeit abgenommen hat und echt lieb, weiter oben wurde die geleistete Arbeit nicht wahrgenommen. Guter Kontakt zu den Sekretärinnen und zum Pflegepersonal, die viel Verständnis für anfangs planloses Handeln zeigten und unterstützen, wo es geht.
Bewerbung
Der Tag beginnt mit der Frühbesprechung um 7:15 und endet mit der Nachmittagsbesprechung gegen 16:00 Uhr.
Der allgemeine PJ-Unterricht für alle PJs des Hauses findet zuverlässig mittwochnachmittags statt.