PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Krankenhaus Brixen (4/2022 bis 6/2022)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Gefäßchirurgie und plastische Chirurgie
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Station, Diagnostik
Heimatuni
Freiburg
Kommentar
Mein Tertial in der Allgemeinchirurgie in Brixen hat mir auf allen Ebenen sehr gut gefallen. Das Team ist relativ klein, dadurch kennen sich alle und es gibt flache Hierarchien (alle sind per Du). Es besteht in der Chirurgie aus den Allgemein-, Gefäß und plastischen Chirurgen. Hauptsächlich begleitet man die Allgemein- und Gefäßchirurgen. Auch das Krankenhaus ist relativ klein mit eingeschränktem Spektrum. In Südtirol haben sich die Kliniken hinsichtlich der Operationen aufgeteilt, daher macht Brixen in der Allgemeinchirurgie hauptsächlich Schilddrüsen- und Darmchirurgie sowie kleinere Eingriffe, Leistenhernien etc. Allerdings betreut das Team auch onkologische Patienten. Ein Mal die Woche findet ein Tumorboard mit allen Kliniken Südtirols per Videokonferenz statt. Ebenfalls ein Mal die Woche findet eine Röntgenbesprechung statt.
Dr. Habicher (aktuell Chef, geht aber im Herbst in Rente) teilt die PJler wöchentlich im Dienstplan in verschiedene Bereiche ein: Station, Ambulanz (und Endoskopie) und OP. Generell ist das aber nur eine Empfehlung. Man kann sich in jedem Bereich einbringen und muss sich nicht strickt an diesen Plan halten. Auf Station wird täglich Visite durchgeführt, anschließend kommen Folgeuntersuchungen und Verbandswechsel dran. Hier kann man ziemlich eigenständig arbeiten. Eigene Patienten zu betreuen ist eher nicht möglich, da der Stationsarzt täglich wechselt. Nach den Verbandswechseln ist meist wenig zu tun, sodass man in die anderen Bereiche wechseln kann. In der Ambulanz werden Patienten zur Diagnostik und Therapieplanung oder Nachsorge gesehen. Da kann man ebenso wie auf Station Patienten schallen und Verbandswechsel durchführen. In der Endoskopie werden hauptsächlich Vorsorgekoloskopien durchgeführt.
Das Krankenhaus Brixen kooperiert mit der Universität von Verona, sodass immer ein Assistent aus Verona für vier Monate am Krankenhaus Brixen ist. Diese machen dann auch meistens die OPs, sodass die PJler zur Assistenz gebraucht werden. Hier kann man aber auch mal erste Assistenz sein, häufig auch am Ende nähen. Ein Mal im Monat ist ambulanter OP-Tag in Sterzing. Hier war ich den ganzen Tag nur mit dem Assistenten aus Verona bei den OPs (Atherome und Lipome) und durfte teils selbst operieren. Wenn man möchte, kann man auch die plastischen Chirurgen mit in den OP begleiten und dort erste Assistenz sein (z.B. Mammareduktionsplastik, Karpaltunnelsyndrom, Melanomentfernungen).
In Brixen geht es insgesamt sehr gemächlich zu. Daher kommt es sehr darauf an, wie viel man sich einbringen möchte. Während unserer Zeit haben wir mit den Ärzten häufiger Fälle oder Krankheitsbilder durchbesprochen, ein Mal auch ein kleines Examen simuliert. Geplanten Unterricht gibt es nicht. Gegen Ende des Tertials hatten wir aber mehr Lust, die Natur zu genießen und das mit Dr. Habicher gut kommunizieren können. Er legt vor allem Wert auf ehrliche Kommunikation und teilte uns direkt am Anfang mit, dass wir selbst verantwortlich dafür sind, was wir von dem Tertial mitnehmen wollen. Generell war das Verhältnis zu den Kollegen sehr gut, untereinander haben die Chirurgen ein familiäres Verhältnis. Wir wurden gut ins Team integriert, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Wir waren sogar auf dem Sommerfest, das bei einem der Chirurgen zuhause stattgefunden hat.
Im Krankenhaus wird sowohl deutsch als auch italienisch gesprochen, ungefähr 50 50. Daher ist es zwar von Vorteil, italienisch zu können, allerdings kein Muss. Mir hat es die Zeit dort allerdings wesentlich erleichtert, da etwa die Hälfte der Ärzte aus Italien kommt und Deutsch als Zweitsprache spricht. Das Mittagessen ist kostenlos und besteht immer aus Primo, Secondo, Salat + Dolce. Sehr sehr lecker!
Eine Wohnung zu finden ist relativ schwierig in Brixen, beziehungsweise relativ teuer. Es gibt das Vincentinum, das Priesterseminar und eine Jugendherberge. Das Krankenhaus stellt keine Wohnungen. Wir waren zu zweit da und hatten ca. zwei Monate vor unserem Tertial einen Aushang am Krankenhaus gemacht und darüber privat eine Wohnung gefunden. Das war ein ziemlicher Glücksgriff. Das Krankenhaus bezahlt kein Gehalt, ein Stipendium über Erasmus+ ist möglich, aber ein großer Aufwand.
Die Freizeit in Brixen und Umgebung ist natürlich ein Traum. Es gibt fantastische Wanderungen in den Dolomiten (Geisslerumrundung, Peitlerkofel, Schlern, Rosengarten, usw), traumhafte Rennradstrecken (Würzjoch, Sellarunde), kalte Bergseen (Völser Weiher, Lüsener Weiher, Schrüttensee). Wer Outdoorsport mag, wird begeistert sein. Wer Lust auf Party hat, kann in den Club Max (größter Club Südtirols), ansonsten gibt es aber kein richtiges Nachtleben in Brixen. Die Bar Thaler, das 3fiori und der Alte Schlachthof sind gute Adressen für einen Aperitif. Restaurants gibt es sehr viele gute! Neue Leute kennen zu lernen ist ansonsten nicht so einfach (Brixen hat 20 000 Einwohner, davon wenig Leute zwischen 20 und 30). Wir waren glücklicherweise eine Gruppe von 8-9 PJlern und hatten dadurch eine sehr gute Zeit. Es gibt aber auch Berichte von anderen, bei denen weniger PJler im Krankenhaus waren. Man hat keine Namensschilder und erkennt PJler dann nicht direkt. In der Chirurgie allein waren wir aber durchgehend mindestens zu dritt.
Alles in allem hat mir das Tertial in Brixen sehr gut gefallen. Ich überlege sogar, später nochmal dorthin zurück zu ziehen.
Allerdings möchte ich später keine Chirurgie machen. Also wollte ich die wesentlichen Sachen davon mitnehmen, nach ein paar Wochen hat mir das aber auch gereicht und ich habe den Fokus mehr auf die Natur gelegt und Südtirol genossen. Ich würde empfehlen, ein halbes Tertial dort zu machen, da das Spektrum, wie bereits in den Vorberichten beschrieben, eingeschränkt ist.
Bewerbung
Ein Jahr vorher per Mail. Ein paar Wochen vorher nochmal per Mail / telefonisch melden und am ersten Tag pünktlich um 7:40 Uhr bei der Frühbesprechung sein. Das ist Dr. Habicher sehr wichtig.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07