PJ-Tertial Innere in Korle Bu Teaching Hospital (3/2022 bis 7/2022)

Station(en)
Kardiologie, Rheumatologie, Infektiologie, Pulmologie, Nephrologie, Neurologie (gehört hier zur Inneren)
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Die Unterkunft wurde von Elective Ghana organisiert, weshalb man mt allen Studierenden, die gerade dort waren in einer WG gewohnt hat. Es gab Zimmer mit Ventilator oder mit A/C und man schlief dort mit 2-3 Personen pro Zimmer. Insgesamt gab es 9 Betten. Wir hatten eine Gemeinschaftsküche, einen Balkon und einen Aufenthaltsraum (mit Sofas und sogar einem Fernseher). Direkt vor der Wohnung konnte man in die Öffis zum Krankenhaus steigen oder 25 Minuten zu Fuß dorthin laufen.

Meine Gasteinrichtung war das Teaching Hospital in Accra und ich war dort für die Innere Medizin eingesetzt. Bei der Ankunft im Krankenhaus sind wir erst einmal zum Sekretariat der Inneren Medizin gegangen und wurden dort den Studentengruppen des letzten Jahres zugeteilt. Aus Sicht des Sekretariats waren wir also noch Studierende und wurden nicht offiziell zu den Ärzten gebracht. Die Studierenden hatten eigentlich jeden Tag vormittags Teaching im Krankenhaus und sind dabei durch die Fachrichtungen rotiert. Für die ersten 2 Wochen habe ich mich den Studierenden angeschlossen und die Lehrveranstaltungen gingen von Bed Side Teaching über Untersuchungskurse bis zu reinem Theorieunterricht. Die Qualität der Lehre an sich empfand ich als überraschend gut (meines Erachtens nach haben die Oberärzte einen sehr guten Wissenstand wie es theoretisch laufen sollte, und haben dann aber oft dazu gesgat, dass es nicht realistisch ist und wie man es in der Realität wahrscheinlich machen würde). Das Teaching war also eigentlich recht gut, wenn es denn stattgefunden hat. Offiziell sollte es täglich um 9 Uhr beginnen aber meistens kam der Dozent (und oft auch die Studierenden) erst zwischen 10-11 Uhr. Manchmal wurde das Teaching auch spontan komplett abgesagt, was natürlich ein wenig ärgerlich ist wenn man schon 2 Stunden dort saß und gewartet hat. Nachmittags gab es auch manchmal teachings. Ich habe mich dann entschlossen einfach zu den Ärzten zu gehen und dort mitzulaufen. Dies wies sich als erstaunlich schwierig heraus, da es zwar einen Aufenthaltsraum für die Ärzte gibt aber die meisten durch die Gegend laufen. Das wäre an sich ja nicht schlimm, aber die Patienten liegen dort da im Haus, wo es gerade einen freien Platz gibt und nicht dort, wo sie laut Fachrichtung liegen sollten. Deshalb laufen auch alle Ärzte durch das ganze Haus und man weiß nie, ob der Arzt den man gerade trifft auch für die Fachrichtung, die man gerade sehen möchte zuständig ist. Des Weiteren gibt es dort sehr viel mehr Stufen der Ausbildung (house officer, medical officer, junior resident, senior resident, consultant, specialist), weshalb man auch viele unerfahrenere Ärzte trifft, die einem noch nicht so viel erklären können. Die house officer sind quasi wie bei uns PJler. Sie untersuchen Patienten und stellen sie dann den Residents und später bei der Visite vor. Allerdings ist dort alles ein wenig langsamer und es kann vorkommen, dass die house officer von morgens bis nachmittags da sind aber in der ganzen Zeit nur 2 Patienten gesehen haben. Sie dokumentieren dann auch sehr viel und sehr ausgiebig. Es ist also deutlich spannender mit Residents Patienten zu untersuchen, aber diese erst einmal zu finden ist das Problem. Es gibt auch so gut wie jeden Tag Visiten, die sich allerdings in einigen Punkten von unseren Visiten unterscheiden. Zuerst das Tempo: der Patient wird sehr ausführlich vorgestellt (inklusive allem was er nicht hat und sämtlichen Laborwerten) und dann wird extrem ausführlich das bisherige und das weitere Prozeder besprochen. Dabei wird auch häufig gleichzeitig teaching gemacht und die umstehenden Ärzte werden abgefragt. Das kann schonmal eine Stunde pro Patient dauern. Der zweite Unterschied sind die umstehehnden Ärzte, es sind nämlich sehr viele (teilweise läuft man mit 30 Leuten über die Station). Da muss man sich dann natürlich gut strategisch positionieren, damit man überhauot etwas hört. Außerdem muss man noch festhalten, dass man eher Zuschauer ist und keine eigenen Patienten bekommt. Man kann aber natürlich wenn man bei jemandem mitläuft die Patienten untersuchen und die Ergebnisse besprechen.

Die Betreuung war etwas, was ich als ziemlich schlecht empfand. Man hat zwar den Plan bekommen, um bei den Studierenden des letzten Jahres mitzulaufen, aber man wurde nie den Ärzten vorgestellt. Deshalb musste man sich sehr viel selber darum bemühen um dort Anschluss zu finde, was besonders am Anfang sehr schwierig ist wenn man das System noch nicht so gut vestanden hat. Ich war zwischenzeitlich sehr genervt davon, keinen Ansprechpartner zu haben und bin dann einfach mal in die NFA gegangen um mir das anzuschauen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich im KH jemand dafür interessiert, was wir tun. Es gab aber nun wohl noch einmal Gespräche zwischen Sefa und dem KH und evtl wird dies nun besser und man wird nun einem Arzt vorgestellt um sich einzufinden. In der Chirurgie war dies anders geregelt und die Studierenden wurden deutlich besser betreut.

Die Ausstattung war erwartungsgemäß nicht besonders gut. Es gab in jedem Stock einen kleinen Teachingraum, der manchmal sogar eine A/C hatte. Es gab auch Computer zum Dokumentieren, aber sehr wenige, sodass eigentlich jeder sein Handy oder einen eigenen Laptop zum Dokumentieren benutzt hat. Wir hatten keine eigenen Einloggdaten und mussten somit immer bei anderen Leuten mit aufs Handy schauen.

Man hatte im Großen und Ganzen eher mehr Freizeit als bei uns und konnte mit den anderen Studierenden Accra erkunden. Die Öffis haben ihr eigenes System und bestehen aus kleinen Busses aus denen sich Leute beugen und ihre Endhaltestelle schreien. Ergo muss man also nicht nur die Haltestelle kenen zu der man will, sondern auch die Endhaltestelle um ins richtige Trotro zu steigen. Die Fahrten wurden auf jeden Fall nie langweilig. Alternativ kann man auch die App Uber benutzen, was deutlich einfacher war. In Accra selber kann man zB den großen Markt erkunden, der eine ganz eigenen Welt für sich darstellt, abends Essen, in Bars oder Clubs zum Tanzen gehen, Stoffe kaufen um sich etwas schneidern zu lassen, bei einem Gottesdienst dabei sein oder in ein kleines nebenan Fitnesstudio gehen, welches auf jeden Fall eine Erfahrung wert ist. An den Wochenenden haben wir eigentlich immer Ausflüge unternommen und dabei auch häufig ein verlängertes Wochenende gemacht.

Die Lebenshaltungskosten sind im Endeffekt doch höher als gedacht, was aber natürlich auch daran liegt, dass man viel Reisen und erleben möchte. Im Endeffekt habe ich mehr ausgegeben als ich in Deutschland ausgegeben hätte, aber das Essen an der Straße und die Öffis dort sind für unsere Standards sehr günstig. Ich habe einen Reisekostenzuschuss des DAAD Promos Stipendiums erhalten.

Die Zeit in Ghana war auf jeden Fall eine einmalige Erfahrung. Es gab auch schokierende Momenten, bei denen man nach Hause kam und diese Erfahrungen erst einmal verarbeiten musste. Da lernt man unser Gesundheitssystem wirklich noch einmal aners zu schätzen. Im Großen und Ganzen ist es aber auch einfach eine komplett andere Kultur, die man erst einmal kennenlernen muss um die Erfahrungen einzuordnen. Man muss aber sagen, dass wir extrem freundlich aufgenommen wurden. Die Ghanaer habe ich als sehr gastfreundlich und interessiert wahrgenommen, mit denen man einfach ins Gespräch kommt und man auch vieles offen fragen darf. Auch im Krankenhaus waren die Ärzte größtenteils sehr nett und für Fragen aufgeschlossen. Für mich überraschend war auch, wie viele Leute doch Englisch gesprochen haben. Ich würde die Erfahrung nicht eintauschen wollen.
Bewerbung
Ich habe mein PJ über die Organisation "Elective Ghana" bekommen. Man bezahlt eine Gebühr und dafür organisiert Sefa die Bescheinigung des Krankenhauses, eine Wohnung und hilft einem beim Visum. Ich habe mich weniger als ein halbes Jahr vor Beginn meines PJs beworben und das war kein Problem. Wahrscheinlich ist dies auch der einzige Weg dort ein PJ Tertial machen zu können, da das Krankenhaus nicht auf direkte Mails antwortet und man ohne anderweitige Kontakte sonst keinen Platz dort bekommt.
Das Visum muss vorher in Berlin bei der Botschaft beantragt werden (dies geht aber auch online und mit Versand des Reisepasses per Post). Je nachdem wie lange man bleibt muss man sein Visum dann noch einmal in Ghana verlängern.

Elective Ghana <electiveinghana@gmail.com> - Sefa
Unterricht
5x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Repetitorien
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gebühren in EUR
90$/ Woche + 200$ registration fee + 180$ elective Ghana

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
2
Betreuung
6
Freizeit
1
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
3

Durchschnitt 3.27