PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Walenstadt (5/2022 bis 9/2022)

Station(en)
C2
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Das Spital Walenstadt liegt in der Kleinstadt Walenstadt, 1km vom wunderschönen Walensee und den Churfirsten ("schönste Bergkette der Schweiz") und ist ein kleines Krankenhaus mit zur Zeit 60 Betten. PJler:innen heissen in der Schweiz Unterassistent:innen oder "Uhus" (ehem. Unterhund) und geniessen ein hohes Ansehen und werden mehr oder weniger als Assistenzärzt:innen gesehen, werden in Walenstadt aber immer unterstützt und gut angeleitet und ausgebildet. Ein ganzes PJ-Tertial ist hier sehr zu empfehlen, es gibt aber auch einige, die hier nur ein halbes Tertial machen, ab dem dritten Monat lohnt es sich finanziell aber ein bisschen mehr, weil es dann keine Reinigungs/Aufenthaltsbewilligungs-Abzüge mehr gibt. Ab Anfang/Mitte Mai kann man den Bergfrühling und den See geniessen (Strand, Grillvorrichtungen, Kitesurf-Spot, aber ohne Verleih), im Winter kann man Skifahren/Snowboarden. Es gibt ein Personalhaus ("Uhuheim") 50 Meter vom Spital, in dem es meist 3-7 Mit-PJler:innen gibt. Die Gemeinschaft im Personalheim und im gesamten Krankenhaus ist super, freundschaftlich und nach Feierabend ist auch immer was los.

Fachlich:
Das Spital wird im Moment aus der Spitalregion Rheintal-Werdenberg-Sarganserland (SRRWS, Kanton St. Gallen, beinhaltet die Spitäler Altstätten, Grabs und Walenstadt) herausgelöst und an das Kantonsspital Graubünden in Chur angeschlossen. Der Fortbestand ist damit politisch gesichert. In Walenstadt gibt es eine "Innere" (hier: "Medizin") mit Endoskopie und Dialysestation, eine Geri, eine Notaufnahme ("der Notfall"), eine Radiologie mit CT, ein automatisiertes/digitalisertes Notfalllabor, eine kleine IMC mit Tagesklinik und Wundambulatorium, eine Chirurgie und zur Zeit noch eine Orthopädie, die Ende 2022 zusammen mit der Geri nach Grabs abwandert. Seit Juli 2022 gibt es zwei neue, sehr nette leitende Oberärzte ("Kaderärzte") in der Chirurgie (Hr. Dr. Prevost, Viszeralchirurgie und Hr. Dr. Schneider, Traumatologie), die teilweise auch in Chur arbeiten. Die ebenso netten und kompetenten Alt-Chefs Hr. Dr. Hämmerli und Hr. Dr. Thommen, die in den letzten Berichten viel Beachtung gefunden haben, sind im Juni 2022 in Pension gegangen. Jetzt wird die Chirurgie fachlich neuaufgebaut mit dem Viszeralchirurgen und Leberspezialisten Dr. Prevost (Vita: Chur, Bern, Australien, Chur), der das OP-Spektrum der minimalinvasiven Chirurgie, Port-, und Dermatochirurgie weiterführt und ggf. erweitert und man darf selbstverständlich assistieren (Haken halten, Kamera führen, nähen). Parallel soll eine Traumatologie (in der Schweiz eine chirurgische, nicht-orthopädische Disziplin) durch Dr. Schneider aufgebaut werden und so die abgewanderte Orthopädie ersetzen. Bisher bestand das orthopädische OP-Spektrum, das von den chirurgischen PJlern mit abgedeckt werden darf, v.a. aus (computernavigierter) Hüft-, Knie- (Brainlab-System), Schulter- und Fuss-Endoprothetik mit guter Lagerungsausstattung, d.h. man muss keine Beine halten, ergänzt durch konventionelle Osteosynthese, v.a. in der Ski(unfall)saison am nahen Skigebiet Flumserberg. Ausserdem gibt es Belegärzte der HNO, Handchirurgie, Urologie und Gynäkologie, die hier im Spital operieren und denen man auch immer assistieren darf (Haken halten, nähen).

Ich kann für das gesamte Tertial, auch nach dem Chef-Wechsel nur Lob aussprechen und es sehr empfehlen, wenn man ein entspanntes Chirurgietertial haben möchte, bei dem man trotzdem einiges lernt. Hier einige Stichpunkte:
Generell:
- Flache Hierarchien: gemeinsames Mittagessen, Duzen, fachliche Fragenbeantwortung auf Augenhöhe
- viele Mit-PJler:innen trotz kleinem Krankenhaus; in der Chirurgie/Orthopädie dadurch sehr humanes Arbeitspensum, in der Inneren ist etwas mehr zu tun;
- kollegiales, sogar eher freundschaftliches Miteinander im familiären Büro mit allen Assistenzärzt:innen der Chirurgie/Orthopädie
- nach Feierabend ist oft noch was los im Uhuheim, es gibt die Boomerang-Bar (Boomi, am Samstag gut was los), manchmal trifft man sich am See mit Assistenz-/Kaderärzt:innen oder wird zu Partys eingeladen
- jeden Tag/Woche freie Einteilung zur Mitarbeit in Chirurgie und/oder Orthopädie

Tätigkeiten:
- eigenständige Eintrittsuntersuchungen incl. deren Dokumentation und Abrechnung sowie Verlaufsdokumentation bei Visite, später incl. Anordnungen s.u. (man wird nach und nach von den Mit-PJler:innen und Assistenzärzt:innen angelernt)
- zweite oder meist erste OP-Assistenz in Allgemeinchirurgie und assoziierter Gynäkologie, Urologie, Handchirurgie, Orthopädie und Endoprothetik
- Teilnahme an Sprechstunden und Wundambulanz-Versorgung möglich
- Teilnahme an allen Visiten und Besprechungen möglich und erwünscht
- vorbildliche ärztliche Visiten sowie herzliche und umfassende Patientenkommunikation, von der man sich gut eine Scheibe abschneiden kann
- Übernahme der Stationsvisite im Bedarfsfall, mit Befugnis für Pflege- und Medikationsanordnung
- interaktive und freundliche Zusammenarbeit mit der Pflege, die auch das Blutentnahme/Braunülen-Management übernimmt
- für alle Tätigkeiten hängen SOPs im Assistent:innen/PJ-Arztzimmer/Notfallstation aus oder sind im sehr übersichtlichen Klinik-SOP-Portal zu finden, incl. bspw.
Standard-Röntgen-Aufnahmen und Nachbehandlungsschemata für jedes Gelenk

Fortbildungen:
- bis ca. 03/23 sicher: wöchentliche Vorbereitung auf das Mündliche Examen durch einen Assistenzarzt mit mehrjähriger Radiologie- und Chirurgieerfahrung
- überdies wöchentliche standortübergreifende Chirurgie-Fortbildung und Fortbildung durch Orthopädie-Abteilungsleiter
- Ausserhaus-Fortbildungen durch Belegärzte incl. zertifiziertem AO-Osteosynthese-Kurs (1-2x jährlich)

Pikett (WE/Feiertage) oder unter der Woche Spätdienst auf dem Notfall (15-22 Uhr):
- es empfiehlt sich, sobald man sich auf Station sicher fühlt auch schon bei jemand anderem den Spätdienst mitzumachen (egal ob chir. oder med.), um reinzukommen
- gute und strukturierte Einarbeitung durch Assistenzärzt:innen auf der Notfallstation mit Anleitung zur Wundnaht und Notfallmanagement von diversen, incl. internistischen Krankheitsbildern
- bei Wochenend-Notaufnahme-Rufdiensten (ca. 1 WE/Monat) wurde man selten angerufen, für die Rufbereitschaft gibt es unter der Woche pro Tag je einen Kompensationstag. Diese Tage kann man in der Chirurgie/Orthopädie sammeln und am Ende geballt einlösen, für die Tertialübergänge ist aber eine Nutzung während des Tertials besser, zB eine Woche Urlaub bei sonst guter Besetzung. Die Kompensationstage und sonstigen 1,8 Urlaubstage/Monat werden nicht vom deutschen Urlaubstage-Konto abgezogen.

IT/Versorgung:
- eigener Badge mit Zugang zu Personalwohnheim und Arztzimmer, bekommt ihr in der ersten Woche, vorher kann man sich einen "Notöffnungs-Badge" beim Empfang abholen
- Zugriff auf sämtliche Labor- und Radiologieergebnisse und -anmeldungen sowie alle Berichte durch eigenen IT-Account.
- Problemlose Inner- und Ausserhauskommunikation durch eigenes Krankenhaustelefon, das mit dem eigenen Outlook-Email-Account verbunden ist, auf dem verpasste Anrufe dokumentiert werden
- Umleitung des Telefons auf Kolleg:innen im Bedarfsfall möglich.
- Bereitstellung von Zugangsdaten und Schlüssel durch das Sekretariat sowie freier Zugang zu Dienstkleidung.
- Eigenes Personalwohnheim in 50m Entfernung, deshalb keine Notwendigkeit von Spind oder Umkleide.
- Mensa im Untergeschoss mit schöner Terrasse und super Essen (ca. 6-10 CHF pro Gericht), ohne Fleisch/Pflanzenprotein ist es günstiger als mit, Kaffee wird oft von den Assistenz/Kaderärzt:innen ausgegeben
Bewerbung
Bewerbung 1,5 besser 2 Jahre im Vorlauf (oder kurzfristig) bei Beatrice Brandestini ((Chef-)Sekretärin Chirurgie), Email zurzeit: beatrice.brandestini@srrws.ch, +41 81 736 1535

Organisation:
- Die Aufenthaltsbewilligung wird automatisch von der Personalabteilung beantragt, man bekommt gar nichts davon mit.
- Ein Bankkonto in der Schweiz ist nicht zu empfehlen, wegen dann komplizierterer Steuererklärung in Deutschland.
- Der Lohn kommt ca. am 25. des Monats und kann auf ein deutsches Konto überwiesen werden (bei meiner Bank fielen 13€/Monat Umrechnungsgebühren für alle Transfers an).
- Bargeld: Am Grenzübergang Hohenems(AT)/Diepoldsau(CH) kann man Euro-Scheine günstig in Schweizer Franken am Automaten wechseln lassen. Bei der Kantonalbank um die Ecke kann man ab über 200CHF, de facto ab 240CHF ohne Gebühren mit normaler deutscher EC-Karte Schweizer Franken abheben.
- Man kann aber auch fast überall mit deutscher EC-Karte (am besten immer CHF auswählen) bezahlen, noch verbreiteter ist die Bezahlung mit der Schweizer App TWINT (braucht man aber nicht). Bargeld geht natürlich immer, v.a. auf Berghütten ist es oft nötig. Münzgeld ist insbesondere bei Parkautomaten und bei Fahrkartenautomaten in Zürich sinnvoll dabeizuhaben.
-Mobilfunk/Mobile Daten: Die meisten haben sich ein Daten-Paket ihres deutschen/EU-Anbieters geholt, wenige eine Schweizer SIM-Karte, manche wie ich haben nur das Spital-WLAN genutzt und ab und zu Mobile Daten angeschaltet (bei Prepaid ungefährlich zB AldiTalk 11ct/MB, bei Verträgen kann das sehr schnell sehr teuer werden zB 1€/100kb, 100x teurer).
Nützliche Apps: Parkingpay (Parken), Komoot (MTB, Renn/rad, Wandern), SchweizMobil (Wandern), MeteoSwiss (zuverlässiges Wetter mit Regenradar, es regnet aber im Sommer echt wenig, meist nur Gewitter abends).

Anreise: Der Empfang ist wochentags von 7-19 Uhr geöffnet, am Wochenende von 14-19 Uhr (kürzer als wie oft angegeben 20 Uhr). Dort kann bestenfalls der eigene Schlüssel und ein Notöffnungsbadge für die Personalhaustür abgeholt werden. Manchmal vergisst die Hauswirtschaft den Schlüssel beim Empfang zu hinterlegen, am besten 3-7 Tage vor Tertialbeginn noch mal bei Frau Emini +41 81 736 1011 (Hauswirtschaft) anrufen und um Hinterlegung am Empfang bitten.
Wenn man ankommt, wird meist ein:e andere:r PJler:in angerufen, um einem alles zu zeigen oder man kriegt einfach den Schlüssel. Falls niemand mehr am Empfang ist, kann man zur Not auf den Notfall im 1.OG gehen und sich bei den Assistenzärzt:innen durchfragen. Ab 22 Uhr ist der Eingang zu und man muss klingeln und Glück haben, dass überhaupt gerade jemand im Uhuheim ist. Also: vor 19 Uhr anreisen.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Bildgebung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Mitoperieren
Notaufnahme
Patienten untersuchen
Chirurgische Wundversorgung
Briefe schreiben
Patienten aufnehmen
Poliklinik
Eigene Patienten betreuen
Röntgenbesprechung
Untersuchungen anmelden
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Unterkunft gestellt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1123 brutto, ca. 1040 netto, nach Abzug von Miete (340) ca. 700 netto; bei halbem Monat halber Lohn und halbe Miete etc.
Gebühren in EUR
Endreinigung 70 (wird im ersten Monat abgezogen), Aufenthaltsbewilligung 66 (wird im zweiten Monat abgezogen)

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.07